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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Cloisterman und Aertsen saßen nebeneinander, ihnen gegenüber Spandrel, angekettet an seinen Wärter, den Großen Janus, der seinen Spitznamen völlig zu Recht trug. Spandrel waren außerdem die Hände gefesselt worden, und Aertsen hatte einen berittenen Polizisten als Eskorte beordert. Ein einziger Blick auf den Häftling zeigte, dass diese Sicherheitsmaßnahmen gelinde gesagt übertrieben waren. Von seiner Gefangenschaft abgemagert und geschwächt, sah Spandrel nicht so aus, als wäre er zu einem Fluchtversuch fähig. Es war Mitleid erregend zu sehen, wie er darauf brannte, alles genau so zu tun, wie es der Vogt von ihm verlangte, wenn auch - so traurig es war - nicht aus demselben Grund. Allein schon das war für Cloisterman schier unerträglich, denn er wusste, was hier geschah. Es war eine widerwärtige Geschichte, und je eher er sie hinter sich brachte, desto besser.
    Allerdings ließ sie sich nicht so zügig erledigen. Das Haupthindernis bestand darin, dass Spandrel sich über den Weg von der Apotheke zum Goudene Vis nicht sicher war. Umso schwieriger war es, die Strecke in der umgekehrten Richtung zu finden. Cloisterman fragte sich allmählich, ob dieses ewige Hin und Her je aufhören würde. Ständig fuhren sie die eine Gracht hinauf, eine andere hinunter, während Spandrel sich weit aus dem Fenster lehnte und seine Anweisungen auf Englisch gab, die dann für den Kutscher übersetzt werden mussten. Doch dann, sie folgten gerade dem Kloveniersburg-wal in südlicher Richtung, erkannte Spandrel endlich etwas wieder. »Halt, halt!«, rief der arme Tölpel, »hier ist es!«
    Sie standen tatsächlich vor einer Apotheke, die Dutzenden von anderen in der ganzen Stadt ähnelte, darunter auch derjenigen, in der Cloisterman Kopfschmerzmittel und Kondome kaufte. Der Name des Inhabers war nirgendwo zu sehen. Lediglich ein Schild mit dem Wort Apotheek hing über einem schmutzigen Fenster, hinter dem sich verstaubte Fläschchen auftürmten. Es ging mehrere Stufen zum Eingang hinunter, von wo eine Treppe noch tiefer zu einem Keller führte, dessen Fensterläden geschlossen waren. Es wäre wirklich das Beste für Spandrel, wenn nichts an diesem Laden einen Zusammenhang mit Zuyler belegte. Cloisterman wusste das, und unwillkürlich hoffte er inständig, es möge sich letztlich so erweisen. Andererseits war ihm klar, dass Spandrel alles tun würde, um seine Behauptungen zu untermauern. Und das halb verhüllte, verschlagene Lächeln um Aertsens Lippen verriet ihm bereits, dass dieser Mann ihn nach Kräften dazu ermuntern würde. »Ich denke«, sagte Aertsen prompt, »dass wir hineingehen sollten, finden Sie nicht auch, Nicholas?«
    Cloistermans Zustimmung war wohl kaum vonnöten, und Aertsen wartete seine Antwort gar nicht erst ab. Er wies den Kutscher und den Polizisten noch an, draußen stehen zu bleiben, dann kletterte die Gruppe aus der Kutsche. »Das ist Barlaeus' Laden!«, jubelte Spandrel, während er und der Große Janus aneinander gepresst die Treppe hinunter stolperten wie ein Tänzerpaar, das überhaupt nicht zusammenpasst. »Ich bin mir ganz sicher!«
    Aber weiter brachte sie Spandrels Gewissheit nicht. Der Inhaber, ein gebückter, magerer Bursche mit einem Käppchen auf dem Kopf, hieß nicht Barlaeus und verriet auch nicht die geringste Vertrautheit mit dem Namen Zuyler. Aertsen bestand jedoch darauf, dass er den Laden zusperrte, und verhörte ihn ein paar Minuten lang. Für Cloistermans Holländischkenntnisse redeten sie zu schnell, sodass Aertsen die Aussage danach für ihn zusammenfasste. »Er heißt Balthasar Ugels. Er führt diesen Laden seit beinahe zwanzig Jahren und sagt, dass er noch nie einen Mieter hatte. Die Räume unten werden nur als Lager benutzt. Er lebt hier mit seiner Frau und seinen Töchtern. Die Familie wohnt im oberen Stockwerk. Er sagt, dass er für seine Kur gegen die Gicht berühmt ist. Haben Sie schon mal von Ugels Gichtpulver gehört, Nicholas?«
    »Zufällig leide ich nicht an der Gicht, Henrik«, erwiderte Cloisterman mit einem gedehnten Seufzer.
    »Ich auch nicht. Aber vielleicht...« Aertsen verstummte, als aus einem hinteren Raum eine pummelige junge Frau mit pechschwarzem Haar und dunklen Augen kam. »Eine von seinen Töchtern, nehme ich an.« Auf Holländisch bat er Ugels, ihm das zu bestätigen, was der Bursche auch tat und noch etwas für Cloisterman Unverständliches hinzufügte. Was immer es war, es entlockte Aertsen ein Schmunzeln.
    »Möchten Sie den Witz mit mir

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