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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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bekam. Aber vielleicht stand ihr diesbezüglich eine Überraschung bevor.
    Wenn Spandrel sich tatsächlich zutraute, einer Frau wie Estelle de Vries eine Überraschung zu bereiten, dann hatte er es versäumt, in seine Rechnung die Möglichkeit mit einzubeziehen, dass sie eine noch größere für ihn bereithielt. Als sich das schlecht zusammenpassende Quartett am Abend im Cle Argente, einem gemütlichen Gasthof nahe dem Dom, in dem es sich einquartiert hatte, zum Essen einfand, schlugen Buckthorn und Silverwood ein geselliges Beisammensein bei Musik und Kartenspielen im Haus eines Monsieur Bouvin vor, einem ungemein gastfreundlichen Mann, dessen Bekanntschaft sie vor kurzem gemacht hätten. Estelle entschuldigte sich aber wegen Kopfschmerzen und zog sich in ihr Zimmer zurück, während Spandrel vorgab, er müsse einen Brief schreiben. Nach einigem unwilligen Gebrummel über die Ungeselligkeit ihrer Begleiter begaben sich Buckthorn und Silverwood schließlich allein in die Nacht hinaus.
    Natürlich schuldete Spandrel niemandem einen Brief. Kurz nach dem Essen verließ er den Gasthof und suchte sich eine bescheidene Taverne, wo er in Ruhe trinken und rauchen konnte und nicht ständig auf sein Verhalten und seine Worte achten musste, wozu er sich in der Gegenwart der anderen gezwungen sah. Als er sich ungefähr eine Stunde später viel ruhiger und wieder ganz er selbst fühlte, trat er den Rückweg ins Cle Argente an.
    Beim Betreten seines Zimmers stach ihm etwas Helles auf den dunklen Holzbohlen ins Auge. Eine Nachricht, die während seiner Abwesenheit durch den Türschlitz geschoben worden sein musste. Er hob den Zettel auf und las ihn im Licht seiner Laterne.
    Ich muss dich heute Nacht sehen. Komm in mein Zimmer. E.
    Sie wartete bereits auf ihn. In einem lose zugegürteten Nachtrock, dessen Goldfäden im Licht des Feuers glänzten, saß sie vor dem Kamin. Auf einem kleinen Tisch neben ihrem Stuhl standen eine Flasche Brandy und zwei Gläser.
    »Was kann ich für dich tun... Base?«, begann Spandrel.
    »Setz dich. Trink ein Glas mit mir.«
    Spandrel holte den anderen Stuhl vom Waschtisch her und stellte ihn ihr gegenüber ab. Nach kurzem Zögern schenkte er ihnen beiden Brandy ein. Ihn verblüffte ihre Vorliebe für starke Getränke, die eigentlich nur bei Männern üblich war.
    »Wo warst du? Nicht bei Monsieur Bouvin, nehme ich an.«
    »Nein.« Spandrel setzte sich und nippte an seinem Glas. »Nicht bei Monsieur Bouvin.«
    »Wir sollten einander vertrauen, William«, sagte Estelle. »Das halte ich für unbedingt nötig.«
    Statt einer Antwort brachte Spandrel nur ein wehmütiges Lächeln zuwege.
    »Es ist mein voller Ernst.«
    »Dessen bin ich mir sicher.«
    »Wir haben eine lange Reise vor uns. Sie ist meiner Meinung nach zu lang, als dass wir sie damit verbringen sollten, ständig auf Spuren von drohendem Verrat zu achten.«
    »Wie lässt sich das denn vermeiden?«
    »Indem wir das, was uns verbindet, vor das, was uns trennt, stellen.«
    »Das Grüne Buch verbindet uns. Und das Geld, das es wert ist. Sonst nichts.«
    »Nichts ? Ach, William. Warum, glaubst du, ist es uns gelungen, Mr. Buckthorn und Mr. Silverwood glauben zu machen, dass wir aus einer Familie stammen?«
    »Weil sie sich leicht etwas aufschwatzen lassen... von dir.«
    »Und von dir. Wir wirken echt. Es besteht eine Ähnlichkeit, eine seelische... Verwandtschaft. Das Schicksal hat uns diese Chance beschert, unser Leben zu ändern, und wir müssen diese Chance ergreifen. Gemeinsam.«
    »Hast du das auch zu Zuyler gesagt?«
    »Pieter war habgierig. Aber du bist es nicht. In Wahrheit bist du viel außergewöhnlicher, als du aussiehst. Du bist ein guter Mensch.«
    »Und einer, der schnell auf Schmeicheleien hereinfällt, wie du zu glauben scheinst.«
    »Überhaupt nicht. Findest du mich schön?«
    Er sah sie schweigend an, dann sagte er. »Ja.«
    »Ist das Schmeichelei?«
    »Es ist die Wahrheit.«
    »Eben. Die Wahrheit. Das Buch befindet sich in einer Schachtel in der Frisiertischschublade. Möchtest du es sehen? Ich finde, das solltest du unbedingt.«
    Er runzelte verwirrt die Stirn, doch dann erhob er sich und ging mit seiner Laterne, die er mitgebracht hatte, zur Frisierkommode hinüber. Dort stellte er die Lampe ab und zog die Schublade heraus. Darin lag ein mit gepolstertem Leder bezogenes, rotes Schmuckkästchen. Er nahm es heraus und legte es neben die Lampe.
    »Es ist nicht verschlossen«, sagte Estelle. »Unter gewöhnlichen Umständen hätte ich

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