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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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den Kopf. Vanka Maykow hatte mit der Liebe nichts am Hut.
    »Eine tolle Maske, Vanka, sehr schneidig. Und was sagen Sie zu meinem Make-up?«
    »Sie sehen blendend aus, Ella«, räumte er ein. Selbst in dem schwarzen Umhang, der ihr von Kopf bis Fuß reichte und sie gänzlich verhüllte, war sie umwerfend, trotz des ziemlich gewagt geschminkten Gesichts. Und mit der seltsamen Halbmaske war sie eine Wucht.
    »Wir haben noch Zeit für eine allerletzte Überprüfung«, meinte Ella und küsste ihn auf die Wange. Der Kuss und ihre Wärme, als sie sich kurz an ihn schmiegte, jagten einen Schauer über seinen Rücken. Er wünschte, sie würde das lassen. Jedes Mal, wenn sie ihn küsste, verlor er den Kopf. Verzweifelt wandte Vanka seine Aufmerksamkeit dem hounfo zu. Und während er ihn im Halbdunkel des Ballsaals betrachtete, dachte er, dass sie es vielleicht doch schaffen könnten.
    Von der Dunkelheit und dem schwarzen Netzstoff eingehüllt wirkte der Tempel bedrohlich, und genauso stellte sich Vanka einen Tempel vor, in dem WhoDoo-Magie praktiziert wurde. Die Wirkung kam von dem Licht, auf dem Ella bestanden hatte. Die mit Gas betriebenen Kandelaber waren so weit wie möglich heruntergedreht und gegen den unteren Teil der Wand gerichtet worden. Es herrschte eine unheimliche, ja gruselige Atmosphäre.
    Und darum ging es schließlich, vermutete Vanka.
    Plötzlich wurde er von einem lauten, beharrlichen Hämmern im hinteren Teil des Tempels aus seiner Träumerei gerissen. »Ist alles in Ordnung da drüben, Burlesque?«, rief er.
    »Jawoll«, antwortete Burlesque Bandstand, als er aus dem hinteren Teil des hounfo auftauchte, wo er, wie er sagte, letzte Vorbereitungen traf. Offensichtlich nötigten sie ihn, mit dem Hammer auf irgendetwas einzuschlagen. »Alles in Ordnung, Wanker. In bester Ordnung.« Er wischte sich die ölverschmierten Hände am Hosenboden ab und sah Ella an. »Schöne Maske, Miss Ella. Wenn’Se Interesse ham, ich kenn da ’n paar Kumpels, die gutes Geld für ’ne Mieze zahln würden, die so rumläuft …«
    »Haben Sie sich die Abfolge eingehämmert, Burlesque?«, ging Vanka dazwischen.
    »Klar doch. Zuerst ruft Miss Ella, ›Gott Bondye is da‹, dann lass ich die Böller los, und Sid und Alf werfen die Hebel um. Danach steh ich bloß noch dumm ’rum, und Miss Ella, die Dämonin und Sie machen sich auf Zehenspitzen davon.« Burlesque runzelte die Stirn. Dann senkte er verschwörerisch die Stimme. »Sie ham sich doch meine Bankdaten in Venedig aufgeschrieben, was, Miss Ella?«
    »Habe ich, Burlesque. Ich überweise Ihnen das Geld, sobald ich kann.«
    Burlesque strahlte vor Freude.
    »Ausgezeichnet«, murmelte Vanka.
    Ein paar Minuten lang standen sie da, betrachteten schweigend den Tempel und dachten darüber nach, was sie gleich tun oder zumindest zu tun versuchen würden, als ihre Gedanken von einem unerwarteten Besucher unterbrochen wurden.
    »Sehr eindrucksvoll«, spottete jemand aus dem hinteren Teil des Ballsaals.
    Alle drei fuhren überrascht zusammen. Die Türen des Ballsaals waren verschlossen. Vanka hatte gesehen, wie Ella hinter sich abschloss. Eigentlich konnte niemand hereinkommen.
    Außer Aleister Crowley.
    In seiner zeremoniellen Kleidung löste sich Crowley aus der Dunkelheit und kam auf sie zu. »Ich wusste gar nicht, dass WhoDoo- hounfos so tief sein können.«
    Obwohl Vanka durch das plötzliche Erscheinen Crowleys beunruhigt war, ließ er sich nichts anmerken. »Guten Abend, Eure Heiligkeit. Wir brauchen so einen großen hounfo . Und da wir eine Sitzung mit einem Dämon abhalten wollen, ist es wichtig, dass die gesamte astrale Energie, die Mambo Laveau beschwören wird, Platz darin findet. Das ist der Zweck dieses Tempels. Er erleichtert ihr die Kommunikation mit den loa – den guten Geistern – und kann sie dazu bringen, ihren Körper in Besitz zu nehmen. Die loa wiederum braucht sie, weil sie ihr helfen, den Willen des Dämons in Schach zu halten.«
    Crowley kam immer näher, und Vanka spürte, wie sein Herz zu rasen begann. Wenn er ihre Zauberkiste etwas näher unter die Lupe nahm, würde er die nicht gerade ausgefuchsten Tricks sicherlich entdecken. Vanka warf Ella einen raschen, nervösen Blick zu, und dann fiel ihm der ganze Zirkus wieder ein, den sie ihm über WhoDoo-Magie eingeschärft hatte. »Im Übrigen hält der hounfo einem die djab und die baka vom Hals, die Teufel und die bösen Geister, die mit den Dämonen paktieren«, sagte er hastig, im Bestreben Crowley

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