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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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hysterischen Kindes anzuhören.«
    Trixie kochte vor Wut, doch sie wusste, dass es reine Energieverschwendung wäre, gegen so viel Dummheit ankämpfen zu wollen. Also riss sie sich zusammen und verschränkte nur innerlich kochend die Arme vor der Brust. Ihre Zeit würde noch kommen.
    Dabrowski atmete tief ein, um sich zu beruhigen. »Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt, Chefdelegierter. In drei Tagen wird die Waffen- SS das Ghetto abriegeln und in Warschau mit der systematischen Vernichtung der Polen und nuJus beginnen. Wir müssen uns erheben, wenn wir überleben wollen. Es ist Zeit für das Unternehmen Sturm.«
    Der Chefdelegierte lachte spöttisch. »Warum sind junge Leute immer gleich so melodramatisch? Unternehmen Sturm, also wirklich! Und worum ginge es bei Ihrem Sturm?«
    »Sie müssen den Befehl zur Mobilisierung der Widerstandsarmee Warschaus erteilen. Die Zivilbevölkerung muss ins Stadtzentrum evakuiert werden. Wir müssen die Eingänge zum Ghetto verbarrikadieren und die Blutbank verteidigen. Wir müssen Gesandte nach Coven und ins Quartier Chaud schicken und um Unterstützung bitten. Wir müssen uns darauf vorbereiten, für unsere Freiheit zu kämpfen.«
    »Kämpfen?«, entgegnete der Chefdelegierte, sprang mit einem Satz auf und zeigte mit dem Finger auf Dabrowski. »Und womit sollen wir kämpfen? Mit Stöcken und Steinen? Sie sagen doch selbst, dass wir es mit der SS zu tun haben werden, den erfahrensten Truppen in der ganzen Demi-Monde. Was Sie vorschlagen, ist glatter Selbstmord.«
    »Ich habe erfahren, dass am Berliner Rheinufer zwei Kähne mit Gewehren und Munition liegen. Geben Sie mir hundert gute Männer, und ich bringe Ihnen diese Waffen, um unsere Soldaten damit auszurüsten.«
    »Kommt nicht in Frage!«, schrie der Chefdelegierte. »Ein derartiger Akt der Piraterie würde den Überfall, von dem Sie reden, nur beschleunigen. Wenn wir die Waffen der Anglos stehlen, müssten wir mit schrecklichen Repressalien rechnen. Oder haben Sie etwa vor, sie zu reizen, damit sie uns angreifen?« Theatralisch hob er die Hand und zeigte mit dem Finger auf Dabrowski. »Sind Sie vielleicht ein agent provocateur , Dabrowski? Oder ein Krypto aus Coven, der hierhergeschickt wurde, um im ForthRight Unruhe zu stiften? Ist das etwa eine von Jeanne Dark, dieser Hexe, inszenierte arglistige Agitprop?«
    Jetzt war es Dabrowski, der aufsprang. »Ich bin ein loyaler polnischer Patriot!«, schrie er wütend zurück. »Ich bitte Sie, mir zuzuhören. Die SS wird uns in ein paar Tagen überfallen.«
    »Unsinn!«
    Mehrere Sekunden lang standen sich die beiden Streithähne auf dem mit Sägemehl bestreuten Boden der Kneipe gegenüber. Ihre Gesichter waren erhitzt. In diesem Augenblick löste sich ein Mann aus der Gruppe der Delegierten und gesellte sich zu Dabrowski. Anders als seine Kollegen trug er einen Bart, einen schwarzen Hut mit breiter Krempe und einen langen schwarzen Mantel, auf dessen Ärmel eine weiße Armbinde mit einem fünfzackigen Stern angebracht war, das Zeichen für die nuJu.
    Es sah so aus, als sollte Trixie an diesem Abend sämtliche Buhmänner des ForthRight kennen lernen. Zuerst die Shade, und jetzt ein nuJu. Nur seltsam, dass dieser hier weder eine krumme Nase noch einen Buckel hatte, wie der Stürmer sie immer abbildete. Er sah aus wie ein zurückhaltender, leicht angestaubter Wissenschaftler, und obwohl er schon ein bisschen alt und verhärmt war, funkelte in seinen Augen eine unübersehbare Intelligenz.
    »Würden Sie mir im Namen meines Volkes, das immerhin die Hälfte der hiesigen Bevölkerung ausmacht, eine Bemerkung erlauben, Chefdelegierter?« Olbracht nickte zustimmend, doch Trixie konnte sehen, dass er über die Einmischung des nuJu alles andere als erfreut war. »So ungern ich Bedenken äußere, wenn ein so gut unterrichteter Mann wie Sie ein Urteil fällt, würde ich doch dazu raten, Major Dabrowskis Warnung nicht in den Wind zu schlagen. Seit mehreren Wochen erhalten wir von unseren Cichociemni-Agenten Nachrichten über ungewöhnliche Aktivitäten im angelsächsischen Sektor. Zum Beispiel wissen wir, dass sämtliche SS -Einheiten Urlaubsverbot erhalten haben. Das würde für die Annahme des Majors sprechen, dass sie ihre Truppen für einen Angriff mobilisieren.«
    »Das ist vollkommen irrelevant«, entgegnete Olbracht verächtlich. »Sagen Sie, Delegierter Trotzki, haben Ihnen Ihre Spione irgendetwas erzählt, das nicht nur Tratsch und Klatsch ist?«
    Trotzki lächelte verhalten, wühlte in

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