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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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auszuharren, diesem Hundesohn von Olbracht aus dem Weg zu gehen und abzuwarten, bis sie vergessen, welch fabelhafte Idee es wäre, Ihre Freundin Norma Williams an Heydrich auszuliefern. Und wenn die Zeit gekommen ist, versuchen wir zu fliehen. Vielleicht schlagen wir uns nach Coven durch und gehen dort an Bord eines Frachters, der Sie und Ihre kleine Rotzgöre« – er zeigte auf das Zimmer nebenan, wo Norma Williams schlief – »nach NoirVille bringt. Wenn wir da sind, können Sie mir die Million Guineen geben, die Sie mir versprochen haben.«
    »Und dann?«, fragte Ella. Sie war ein wenig gekränkt, dass Vanka so rein geschäftlich über ihre Flucht nach NoirVille sprach. Sie hatte gehofft, er würde ihr nicht nur wegen des Geldes helfen. Sie hatte gedacht – gehofft –, dass Vanka Maykow eventuell etwas für sie empfinden könnte.
    »Danach gehen Sie in Ihre Welt zurück, und ich mache mir mit meiner Million eine schöne Zeit in dieser hier.«
    Offenbar nicht. Vielleicht sah sie jetzt gerade sein wahres Gesicht. Schließlich war der Kerl ein Hochstapler. Ein Hochstapler, der allem Anschein nach kein Interesse hatte, sich mit einer Dämonin einzulassen.
    Sie wünschte, sie würde nicht so viel für ihn empfinden.
    Archie Clement warf erneut einen Blick auf die Karte des Ghettos, sah anschließend auf seine Uhr und konnte sich ein selbstgefälliges Grinsen nicht verkneifen. Fünf vor zwölf Uhr mittags. Der Führer hatte befohlen, am Mittag des 59. Wintertages mit dem Überfall zu beginnen, doch dank einer riesigen Anstrengung würde die Zerstörung Warschaus nun einen Tag früher als geplant beginnen. Es war eine Herkulesaufgabe gewesen, aber er hatte sie gemeistert. Heute würde das Ghetto dafür bezahlen, dass Dabrowski die Dämonin und die Schiffe entführt hatte.
    »Haben Sie die Dampfwagen auf Touren gebracht, Kamerad Sturmbannführer Hartley?«, fragte er den Offizier neben ihm. »Wär doch ’ne Schande, wenn sie die große Parade verpassen würden, wie?«
    »Wir haben vier Dampfwagen in Position gebracht, um den Angriff über den Uyazdov Boulevard zu führen, Kamerad Standartenführer.«
    »Was? Nur vier?« Clement wandte sich um und spuckte einen Klumpen Kautabak aus, der die blitzblank polierten Stiefel des Sturmbannführers nur um Haaresbreite verfehlte. »Vier Dampfwagen! Da werden sich die Rebellen wohl kaum in die Hose machen, wie?«
    »Die Mobilisierung kam so unerwartet, dass wir leider keine Zeit hatten, mehr Wagen aufzutreiben, Kamerad Standartenführer. Wir rechnen allerdings ohnehin nicht mit nennenswertem Widerstand. Zuerst werden wir die Straßenbarrikaden, die die Aufständischen errichtet haben, mit Artillerie unter Beschuss nehmen, und dann schicken wir unsere besten Sturmtrupps in das Ghetto.«
    »Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, Hartley. Diese verdammten Polacken haben während der Unruhen verdammt viel Mut gezeigt, also glauben Sie nicht, dass sie die Beine in die Hand nehmen, nur weil wir einen Furz loslassen. Und vergessen Sie nicht, Ihren Männern zu sagen, dass die Schweinehunde bewaffnet sind. Sie haben zehntausend Gewehre auf diesen Kähnen erbeutet.«
    Tja, das war allerdings eine Überraschung gewesen. Berias Einschätzung zufolge war Dabrowski der typische Offizier, ein Mann, der zum Denken geboren war, nicht zum Handeln. Schließlich hatten sie ihn gerade deswegen auserwählt. Doch beim Überfall auf die Schiffe hatte der Kerl ein unerwartetes Ausmaß an Entschlossenheit und Rücksichtslosigkeit an den Tag gelegt. Möglich, dass er ein weit effizienterer Kommandant sein würde, als sie angenommen hatten.
    »Mit Verlaub, Kamerad Standartenführer, das sind bloß alte Martini-Henry-Gewehre, uralte Modelle, die sich mit unseren M4s nicht messen können.« Der Sturmbannführer warf seinem Vorgesetzten ein beruhigendes Lächeln zu. »Ich bin zuversichtlich, dass wir diesen Abschaum vor uns hertreiben werden. Spätestens um Mitternacht haben wir die Altstadt mitsamt der Warschauer Blutbank unter Kontrolle gebracht, und dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die Stadt ergibt.«
    Clement nickte. Was der Sturmbannführer sagte, klang völlig vernünftig, trotzdem wurde er dieses unheilvolle Gefühl nicht los. Warschau einzunehmen, so fürchtete er, könnte schwerer sein, als der Sturmbannführer annahm.
    Man wusste nie, wozu die verdammten Aufständischen fähig waren.
    Hauptmann Dabrowski …
    Trixie hielt inne und berichtigte sich, als sie sich erinnerte,

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