Die Mission
für die UnterWesen ergriff, war mehr als erstaunlich.
Bei ABBA , sie hatte sich ganz schön verändert.
»Ich habe aus Heydrichs eigenem Mund gehört, welche Pläne er für die nichtarischen Rassen in der Demi-Monde hat. Sie sehen die Vernichtung des polnischen Volkes vor. Aus seinem Mund habe ich gehört, dass die Endlösung den Tod aller Polen, nuJus und sämtlicher Frauen, Männer und Kinder vorsieht, die im Ghetto leben.« Trixie hob die Stimme, bis sie beinahe schrie. »Ich will ganz offen sein. Heute müssen wir eine Entscheidung treffen. Wir müssen entscheiden, ob wir zusammen kämpfen oder zusammen untergehen.« Aus den Reihen der Soldaten wurde sie mit begeisterter Zustimmung belohnt.
Der Chefdelegierte trat einige Schritte vor, erhob die Stimme über den Tumult der Menge und wandte sich an die vielen tausend Freiwilligen, die auf dem Platz versammelt waren. »Das Warschauer Verwaltungskomitee hat eine Botschaft des Großen Führers erhalten: Wenn wir ihnen die Dämonin, bekannt unter dem Namen Norma Williams, und die Waffen aushändigen, die ihnen gestern Nacht gestohlen wurden, dann wird die Partei nur jene zur Rechenschaft ziehen, die unmittelbar an der Entführung der Dämonin und dem Überfall auf die Schiffe beteiligt waren. Die rechtmäßige Verwaltung Warschaus fordert euch hiermit auf, eure Waffen niederzulegen.« Keiner der freiwilligen Kämpfer rührte sich, aber ein unruhiges Raunen flog durch die Ränge. »Eine Handvoll Leben für das von Millionen!«, rief Olbracht.
»Trauen Sie denn Heydrich über den Weg?«, gab Trixie zurück und hätte sich sogleich auf die Zunge beißen können. Das hier war keine öffentliche Debatte. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um zu diskutieren. Debatten und Diskussionen implizierten Zweifel, und ein Revolutionär konnte sich keine Zweifel leisten. Zweifel bedeutete Schwäche und mangelnde Willenskraft.
Der Chefdelegierte ergriff die Gelegenheit, die Trixie ihm bot. »Wir müssen Kamerad Führer Heydrich vertrauen!«, rief Olbracht. »Der Führer ist ein Ehrenmann. Er hat uns die großzügige Möglichkeit geboten, diesen Unsinn beizulegen, damit das polnische Volk nicht unter der Rücksichtlosigkeit dieses jungen Dings zu leiden hat.« Er wandte sich an Dabrowski. »Major Dabrowski, Sie sind der rechtmäßige Kommandant der Freien Armee Warschaus und als Offizier und Gentleman verpflichtet, das Wohl der Menschen, denen Sie dienen, vor Ihr eigenes persönliches Interesse zu stellen. Als Chefdelegierter des Verwaltungskomitees von Warschau weise ich Sie an, diesen Leuten zu befehlen, die Waffen niederzulegen, die lächerliche Armee aufzulösen sowie die Übeltäter und die Dämonin der Obhut der Checkya zu überstellen.«
Alle Augen wandten sich Dabrowski zu, und dieser zuckte zurück, als hätte man ihm ins Gesicht geschlagen. Er sah elend aus, blass und kränklich, und musste sich auf einen Gehstock stützen.
Noch während Trixie ihn ansah, schien sich Dabrowski vor lauter Unsicherheit aufzulösen. Er war ein anderer Mensch, nicht mehr der schneidige, selbstbewusste Soldat, den Trixie noch vor einem Tag gekannt hatte. War es möglich, dass ihn die Verletzungen, die er auf dem Schiff erlitten hatte, körperlich und auch seelisch dermaßen gebrochen hatten? War er vielleicht krank? Oder vollkommen durcheinander, weil er als Offizier zum totalen Gehorsam konditioniert worden war?
Auf Dabrowskis Schweigen hin setzte der Chefdelegierte ein widerwärtiges Grinsen auf. »Nun, ich glaube, das ist auch eine Antwort.«
Trixie spürte, wie die Menge hinter ihr anfing, unruhig zu werden. Es war entsetzlich mitanzusehen, wie leicht man eine Menschenmenge manipulieren konnte, wie leicht eine Armee, die nur wenige Augenblicke zuvor im patriotischen Eifer geschwelgt hatte, sich von einem aufgeblasenen Schreihals einschüchtern ließ. Sie würde, nein, sie konnte nicht zulassen, dass dieser falsche Fuffziger die Kontrolle an sich riss.
Mit entschlossenem Gesichtsausdruck drehte sie sich zu ihren Männern um und sprach sie direkt an: »Warschaus Freie Armee wird sich nicht ergeben.« Dann hielt sie einen Augenblick inne, leicht verunsichert, weil die riesige Menschenmenge ihr so aufmerksam lauschte. »Gestern wurde mein Vater ermordet. Er gab sein Leben, damit ich weiterleben kann. Und heute ist es an mir, für jene einzustehen, die den Mut haben, anders als Heydrichs arisches Ideal zu sein. Ich bin kein Soldat, aber ich werde trotzdem kämpfen. Ich bin kein Mann,
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