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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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marschierten. Die Bewohner kamen aus ihren Häusern und jubelten ihnen zu. Irgendwo hatten die Freiwilligen unterwegs eine Trommel und ein Akkordeon aufgetan. Sie sangen, und die Menschen stimmten begeistert ein. Bald hallten überall in Warschaus Straßen patriotische Lieder und das Krachen der Stiefel auf den Pflastersteinen wider. Noch ehe Trixie mit ihrer Armee eine halbe Meile weit gekommen war, hatte sich das Ganze in eine Parade verwandelt. Eine Feier. Kinder tanzten neben den Soldaten, alte Männer traten aus der Menge, um Trixie die Hand zu schütteln, es regnete Blumen …
    Als sie in den Pilsudski-Platz einmarschierten, verstummte der Gesang.
    Auf dem Platz vor ihnen erwartete sie eine Reihe resolut dreinblickender Soldaten in roter Uniform. Die sechs Delegierten hatten sich vor ihnen aufgestellt, Major Dabrowski, der einen dicken Verband um dem Kopf trug und von zwei Soldaten bewacht wurde, ein wenig abseits. Trixie hob den Arm, und ihre kleine Armee kam rumpelnd zum Stehen. Mit einem Mal herrschte Totenstille auf dem Platz.
    Trixie schluckte und versuchte, ihr flatterndes Herz unter Kontrolle zu bekommen. Jetzt war nicht der Augenblick zum Zaudern, jetzt war es Zeit, Entschlossenheit zu zeigen. »Bringen Sie die FAW in Stellung, Feldwebel«, befahl sie mit lauter Stimme, um sicherzugehen, dass ihre Männer sie hörten, »und dann wollen wir rübergehen und uns anhören, was diese verräterischen Hunde zu sagen haben.«
    Wysochi und sie überquerten den Platz. Nur der Widerhall ihrer Stiefelabsätze auf dem Kopfsteinpflaster unterbrach die unheimliche Stille. In Wahrheit war es ihr ein bisschen peinlich, als hätte die kleine Trixie Dashwood kein Recht, in diesem revolutionären Pantomimenstück die Hauptrolle zu spielen. Doch am Gesicht des Chefdelegierten Olbracht konnte sie ablesen, dass zumindest er sie sehr ernst nahm.
    »Lady Dashwood, nicht wahr?«
    »Ganz recht.«
    »Mylady, sind Sie sich dessen bewusst, dass es als Aufwiegelung gilt, im ForthRight unerlaubt mit Waffen zu defilieren?«
    Mach es kurz und sprich deutlich, Trixie. So laut, dass die Menschenmenge dich hören kann. Die Leute müssen dich verstehen.
    »Innerhalb des Warschauer Territoriums erkenne ich die Gerichtsbarkeit des ForthRight nicht an.«
    Olbracht schnaubte höhnisch. »Wer gibt Ihnen das Recht, darüber zu entscheiden, ob Warschau etwas anerkennt oder nicht?«
    Trixie lachte und zeigte mit ihrem gesunden Arm auf die provisorische Armee hinter ihr. »Ich habe tausend Gründe, auf dieses Recht zu pochen. Ich habe tausend Kämpfer hinter mir, und alle sind stolze freie Warschauer. Ich bin der Oberkommandierende der Freien Armee Warschaus.«
    »Lächerlich. Sie sind nichts weiter als ein Mädchen. Wie soll ein Mädchen eine Armee befehligen?« Olbracht lachte. »Sie haben nicht einmal einen Rang. Sie sind gar nicht autorisiert, vor dem Verwaltungskomitee zu sprechen.«
    »Ich habe in Abwesenheit von Major Dabrowski das Kommando übernommen«, entgegnete Trixie und deutete mit dem Kinn auf den Major. »Wie ich sehe, wurde er von den Feinden des polnischen Volkes in Haft genommen.«
    Wenn dieses revolutionäre Kauderwelsch gut genug für Heydrich ist, dann auch für mich.
    »Das können Sie nicht machen.«
    »Und ob ich das kann!« Trixie erhob die Stimme, sodass sie über den ganzen Platz trug. »Letzte Nacht habe ich mit tapferen Männern gekämpft, um die Freie Armee Warschaus zu bewaffnen. Und ich sah viele dieser Männer sterben, als sie jene Waffen an sich rissen, mit denen Heydrich die Bewohner Warschaus abzuschlachten gedenkt. Ihr Tod gibt mir das Recht zu sprechen.«
    Olbracht schüttelte den Kopf. »Dann beantworten Sie mir eine Frage. Warum sollten ausgerechnet Sie für uns Warschauer kämpfen? Sie sind nicht einmal Polin.«
    Ein Raunen ging durch die Reihen der Armee. Sie sprach so gut Russisch, dass offensichtlich niemand bemerkt hatte, dass sie eine Anglo war.
    »Ich bin hier, um an der Seite der Warschauer Bevölkerung zu kämpfen, weil dies kein Krieg zwischen Warschau und dem ForthRight ist, sondern zwischen den freien Bürgern der ganzen Demi-Monde und den Kräften des Bösen. Es ist ein Krieg ums Überleben, ein Krieg, in dem alle, die es wagen, anders als die Angelslawen oder Arier zu sein, egal ob Polen, nuJus oder Chinesen, gemeinsam untergehen werden, es sei denn, sie halten zusammen und leisten Widerstand.«
    Trixie konnte es kaum fassen, dass sie diejenige war, die da sprach. Dass ausgerechnet sie Partei

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