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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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seine Panik.
    Doch dann erwachte Trixies angeborener Kampfgeist erneut. »Korporal! Ist hier noch ein Korporal am Leben?«, schrie sie so laut sie konnte, und fast im gleichen Augenblick tauchte ein junger Mann hinter einer kleinen Mauer im Garten einer einstmals prachtvollen Villa auf. Diese war von einer Granate getroffen worden und nur noch eine Ruine. »Wie heißen Sie, Korporal?«
    »Karol Michalski.«
    »Nehmen Sie sich zehn Mann, Michalski, dazu so viele Brandbomben wie möglich, und platzieren Sie sich mit Ihren Männern da oben auf dem Dach des Hauses.« Sie zeigte mit dem Finger auf ein Gebäude hundert Meter von der Barrikade entfernt. »Dann warten Sie, bis die Panzerwagen unten in der Straße auftauchen, und fackeln sie ab.«
    Der Korporal stutzte einen Augenblick, salutierte und befolgte wortlos Trixies Befehl. Als Nächstes sah Trixie einen Soldaten, der auf sie zustolperte und dabei brennende Asche von seiner Hose klopfte. »Und Sie, Soldat, trommeln zwanzig Mann zusammen und verschanzen sich in den oberen Stockwerken des Gebäudes da drüben.« Sie zeigte mit dem Lauf ihrer Pistole auf das Haus neben der Barrikade.
    »Nein!«, schrie der Soldat. »Wir müssen vor dem Artilleriebeschuss zurückweichen …«
    »Reißen Sie sich zusammen, Mann. Wie heißen Sie?«
    »Josef Zawadzski.«
    »Wenn wir jetzt davonlaufen, wird uns die SS wie die Hasen abschießen. Wir haben keinen Ort, an den wir uns zurückziehen könnten. Entweder kämpfen oder sterben, etwas anderes bleibt uns nicht.« Allmählich kamen auch andere Männer aus der Deckung, worauf Trixie die Stimme erhob, damit man sie deutlich hören konnten. »Gestern habt ihr geschworen, eure Stadt bis zum letzten Mann zu verteidigen. Und heute könnt ihr zeigen, ob ihr Polen Wort haltet oder ihr nur Schlappschwänze seid.« Schamrot salutierte Zawadzski und begann, seine Männer zusammenzurufen.
    Plötzlich trat ein von dem Bombardement völlig verstörter und verwirrter Feldwebel aus einem Keller und ging dazwischen. »Halt! Jeder bleibt, wo er ist. Ich führe hier das Kommando. Sie sind kein Offizier. Wir ziehen uns zurück.«
    Es war ein extrem kritischer Augenblick. Die Männer, die ausgeschwärmt waren, um Trixies Anweisungen zu befolgen, hielten inne und sahen unsicher von Trixie zum Feldwebel und wieder zurück.
    Sie versuchte zu bluffen. »Ich bin Leutnant Trixie Dashwood.«
    »In der FAW gibt es keine weiblichen Offiziere. Ich führe hier das Kommando, und ich befehle …«
    Sie kamen nicht dazu zu hören, was der Feldwebel zu sagen hatte. Ein Schuss löste sich aus der Pistole, die Trixie in der Hand hielt, und der Feldwebel sackte mit einem Loch in der Brust zu Boden. Einen Moment war Trixie wie gelähmt angesichts ihrer eigenen Brutalität. Dann aber warf sie alle Zweifel über Bord. Über die moralischen Folgen ihres Handelns würde sie später nachdenken … falls sie dann noch lebte. »Er war ein Feind der Revolution. Ich gebe hier die Befehle«, fauchte sie. »Ich bin Leutnant Trixie Dashwood und habe Anweisung, diese Stellung zu halten, und genau das werde ich auch tun. Sie, Korporal Zawadzski, gehen da oben mit Ihren Männern in Stellung, und wenn die Anglos auftauchen, heizen Sie ihnen tüchtig ein, haben Sie verstanden?«
    Zawadzski nickte.
    »Der Rest nimmt seine Waffen und geht hinter der Barrikade in Deckung.«
    »Und wir?«, fragte eine Stimme links von Trixie.
    Als Trixie sich umdrehte, sah sie eine Gruppe von jungen Mädchen, die Älteste war höchstens vierzehn. Waren sie denn nicht viel zu jung, um ohne ihre Eltern unterwegs zu sein? Dann musste Trixie beinahe lachen, sie selbst war nur drei Jahre älter und hatte gerade einen Mann erschossen, weil er sich ihren Befehlen widersetzt hatte. »Ihr tragt die Verwundeten in die Keller und sorgt für sie, so gut es geht. Alle Übrigen nehmen sich jetzt Gewehre und verschanzen sich hinter der Barrikade.«
    »Frauen dürfen nicht kämpfen«, wandte einer der Soldaten ein.
    Mit einem Blick brachte Trixie ihn zum Schweigen. »Es spielt keine Rolle, ob ein Mann oder eine Frau feuert, für den SS -Mann, den die Kugel tötet, kommt es aufs selbe hinaus. Die SS wird Männer wie Frauen umbringen, daher haben die Frauen dasselbe Recht zu kämpfen wie die Männer.«
    Es war einer jener seltenen Augenblicke, wenn es still wird und alle Geräusche und Worte plötzlich verebben. Als gönnte sich die Welt eine Atempause. Als verstummte sie vor einem Grauen, dessen Zeuge sie gleich werden wird.

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