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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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von Warschau in das Gelobte Land geführt hatte. Die Heilige Jungfrau, die ABBA gesandt hatte, um die Grenzschicht zu spalten und seine Kinder zu retten.
    Sie war der Messias.
    Jene, die an sie und an ihre Macht glaubten, Wunder zu vollbringen, hatten ein neues Zeichen erfunden, das sie nun überall auf den Mauern des Ghettos fand. Dasselbe Zeichen hatten viele Kämpfer auf ihren Armbändern unter die Buchstaben FAW gekritzelt. Es war ein auf dem Kopf stehendes »V« – ein Lambda-Zeichen –, angeblich das Symbol für das Lüften des Schleiers, der das Jenseits verbarg. Jene, die dieses Symbol trugen, nannten sich IM manualisten.
    Dass von den dreihundert Kämpfern im Lagerhaus fast alle dieses Zeichen an ihren Uniformen trugen, zeugte von der Schnelligkeit, mit der sich der IM manualismus in den Reihen der FAW verbreitet hatte. Ella fand diese Aufmerksamkeit und Ehrerbietung bestenfalls amüsant und schlimmstenfalls peinlich. Wenn aber die Menschen darin Trost fanden, dachte sie, konnte es wohl nicht schaden.
    »Dann glaubst du also, dass ich sie segnen sollte, Vanka?«
    Er zuckte nur gleichgültig die Achseln. Dann warf er einen Blick auf seine Taschenuhr. »Nur noch eine Stunde bis Mitternacht, daher glaube ich nicht, dass du überhaupt noch Zeit hast, Jungfrau IMmanual zu spielen und Leute zu segnen, außerdem habe ich das Gefühl, dass Major Dashwood nicht gerade erfreut wäre. Vor allem frage ich mich, wer dich segnen soll. Denn du bist gefährdeter als alle diese jungen Leute zusammen.«
    »Warum?«
    Vanka rückte etwas näher. »Sie haben nur die SS zu fürchten, du aber musst vor der SS und Trixie Dashwood auf der Hut sein.«
    Sie war verblüfft. »Was?«
    »Das Schlimme mit dir ist, dass du immer nur das Gute an den Menschen sehen willst, Ella. Und das ist ein Problem. Ich bin anders. Ich sehe die Menschen so wie sie sind. Mit all ihrem Ballast. Ich habe ein Gespräch zwischen Trixie und ihrem zahmen Gorilla mitgehört, diesem Wysochi. Sie wollen dich während des Ausbruchsversuchs töten.«
    »Mich töten? Bist du sicher?«
    Vanka nickte. »Glaub mir, genau das haben sie vor. Leute wie Trixie mögen keine Rivalinnen.«
    »Rivalinnen? Was habe ich mit Trixie Dashwood zu schaffen?«
    »Pssst.« Er legte den Finger an die Lippen. »Nicht so laut. Und zu deiner Information: O doch, du bist ihre Rivalin, wenn es um die Loyalität ihrer Männer geht. Wenn mehr als die Hälfte der Kämpfer das Zeichen der Jungfrau IM manual auf ihren Armbinden trägt, dann weiß Trixie, dass sie Konkurrenz hat, und glaub mir, das Letzte, was ein Armeekommandant sich leisten kann, ist, von einer religiösen Ikone überholt zu werden.«
    »Ich bitte dich, Vanka, Trixie und ich haben eine Menge zusammen durchgemacht. Sie weiß, dass ich ihre Autorität niemals in Frage stellen würde.«
    »Ach ja? Aber sie empfindet das Gerede über Demokratie als extrem bedrohlich. Und jetzt bist du auch noch Jungfrau IMmanual – der Messias. Die Leute fangen an, dir zuzuhören. Schon wird in den Reihen der Kämpfer darüber gemunkelt, dass eigentlich du sie anführen solltest, nicht sie, da müssen bei Trixie der Schrecklichen sämtliche Alarmglocken läuten. Und sie kann wirklich unberechenbar sein, wenn sie Opposition wittert. Dieses junge Ding hat große Ähnlichkeit mit Heydrich.«
    »Jetzt schießt du aber übers Ziel hinaus, Vanka. Trixie kämpft gegen Heydrich.«
    »O ja, sie treibt sozusagen den Teufel mit dem Beelzebub aus. Sie hasst die SS und die UnFunDaMentalisten fast so sehr wie Heydrich die Polen und nuJus, aber diese Art von Hass vergiftet die Seele. Ich hatte gehofft, dass die Auferstehung ihres Vaters von den Toten eine beruhigende Wirkung auf die kleine Trixie haben würde, aber wie ich höre, ist sie hasserfüllter denn je. Wie sie dieses arme Schwein von Wozniak abgeknallt hat …« Er schüttelte den Kopf. »Wenn du mich fragst, macht ihr das Töten geradezu Spaß.«
    »Ich bitte dich, Vanka.«
    »Komm mir nicht mit diesem ›Ich-bitte-dich-Vanka‹. Du hast nicht ihre Reaktion gesehen, als sie die Flugblätter las, die der junge Penn dort drüben schreibt.« Er warf einen Blick auf den großen schlanken Kämpfer, der in der Ecke saß und etwas in ein Büchlein kritzelte. »Dieser Dummkopf da drüben ist einer der schlimmsten IMmanualisten. Er schreibt jedes Wort auf, das du von dir gibst, als hätten die Geister es gesagt.«
    »Ach was, William Penn ist völlig harmlos.«
    »Harmlos!« Vanka hätte um ein Haar

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