Die Mission
Sekunde, Major.« Die Stimme ihres Vaters klang gereizt, und Trixie spürte, wie sich ihr alle Nackenhaare sträubten.
Sie konnte es nicht ausstehen, wenn er in diesem Ton mit ihr sprach. Sie war kein Kind mehr. Sie war der ranghöchste Offizier im Raum, nicht er. Niemand sagte ihr mehr, was sie zu tun hatte. Sie holte tief Luft und versuchte, sich ihre Wut nicht anmerken zu lassen. Es war ein Fehler gewesen, ihrem Vater den Befehl über ein Regiment zu geben. Er nahm sich zu viel heraus, weil er ihr Vater war. Kein anderer Offizier hätte es gewagt, sie so zu unterbrechen.
»Also, Baron, fassen Sie sich kurz.«
»Damals habe ich nicht großartig darüber nachgedacht, aber der Zug fuhr in die entgegengesetzte Richtung. Er fuhr von Rodina zu den Rookeries.«
»Und?«
»Wäre es ein Waffentransport für einen Überfall auf Coven gewesen wäre, hätte er in die umgekehrte Richtung fahren müssen. Ich glaube, dass Heydrich uns … besser gesagt, mich hinters Licht geführt hat. Unternehmen Barbarossa ist kein Plan, um Coven zu besetzen, es ist ein Plan, um das Quartier Chaud anzugreifen. Heydrich muss die ganze Zeit gewusst haben, dass das Quartier royalistisch eingestellt ist. Er hat mich nur für seinen schwarzen Propagandazug benutzt, um die Medis und die Dogaressa Catherine-Sophia in die Irre zu führen. Er wollte nicht, dass Venedig von einem bevorstehenden Überfall Wind bekommt; es sollte glauben, dass Heydrich es auf Coven abgesehen hat. Der ganze Unsinn im Stürmer , das ForthRight werde Coven angreifen, war nicht mehr als das: Unsinn. Möglicherweise war es kein Zufall, dass Dabrowski auf Dashwood Manor das Gespräch zwischen Heydrich und dem Dämon belauschen konnte, sondern Absicht. Vielleicht wusste Beria, dass Dabrowski ein polnischer Krypto war.«
Trixie schüttelte den Kopf. »Und wenn schon! Was macht es für einen Unterschied, wenn das ForthRight das Quartier Chaud überfällt statt Coven? Tatsache ist, dass ich siebentausend Kämpfer hier habe, die aus dem Ghetto ausbrechen und einen Zufluchtsort finden müssen.«
»Einen Zufluchtsort? Wo denn?«
»Das sagte ich dir doch bereits. Coven hat uns …«
»Coven hat mit dem ForthRight einen Nichtangriffspakt geschlossen. Ich glaube, wir tappen direkt in eine Falle. Deshalb haben deine Späher auch gemeldet, dass die SS in Westgate am schwächsten wäre. Man will uns nach Coven locken …«
»Unsinn! Clement hat einen strategischen Fehler begangen, und ich bin fest entschlossen, diesen auszunutzen. Ihre Bedenken entbehren jeder Grundlage. Ein Zug, der in die verkehrte Richtung fährt! Dafür kann es tausend Gründe geben.«
»Ich bin aber ganz sicher …«
»Genug!« fauchte Trixie. »Wir haben keine Zeit mehr zu verschwenden. Sie haben Ihre Befehle, Dashwood. Und ich erwarte, dass sie ausgeführt werden. Haben Sie verstanden?«
Einen Augenblick starrten sie sich an. Dann senkte der Baron den Blick. »Jawohl, Major.«
Mit vor Wut zitternder Hand griff Trixie nach dem Glas auf dem Tisch. »Gentlemen, jetzt bleibt nur noch, dass wir anstoßen: Auf Warschau und auf die freie Demi-Monde. Möge der Segen ABBA s und der Jungfrau IMmanual mit Ihnen und Ihren Männern sein.«
Norma erkannte die Stimme. Es war Crowley. Und nach dem Widerhall zu schließen mussten sie sich in einem Saal oder einer Höhle befinden.
»Welche Freude, dass Sie an unserer kleinen Feier zu Ehren der Göttin Freya teilnehmen können, um den Frühling willkommen zu heißen.«
Irgendjemand nahm ihr die Augenbinde ab. Norma blinzelte ins Halbdunkel und erkannte, dass sie sich in einer riesigen, finsteren Höhle befanden, die von brennenden Fackeln erleuchtet war. Sie bekam eine Gänsehaut, doch nicht vor Kälte. Die Höhle war furchterregend. Das muss ManteLit sein, dachte sie, als sie die gruseligen, grünlichen Schatten sah, die wie Gespenster über die nackten Steinwände huschten.
Norma hatte das Gefühl, sie wäre in den Schlund einer Riesenschlange geraten. Die Wände waren mit Fresken von schrecklichen Bestien geschmückt, riesigen Schlangen und Drachen in grellem Rot oder Gelb, die sich in unmöglichen Mustern krümmten und wanden. Nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah sie, dass die Fresken ekstatischer, heller und kühner wurden, je tiefer man in die Höhle hineinkam, und Ereignisse aus einer längst vergessenen Mythologie darstellten. Eine primitive, wilde Kunst wie ein urzeitliches Kaleidoskop.
Das Ganze sah aus wie die Kulisse eines
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