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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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erfahren hatte, würde das Ritual an diesem geheimnisvollen Ort stattfinden. ExterSteine. Wenn Ella Norma befreien wollte, musste sie es vor Sonnenaufgang tun, denn nach dem Abschluss des Rituals wäre von Norma nicht mehr viel übrig.
    Doch nach ExterSteine zu gelangen schien ein aussichtsloses Unterfangen. Im Moment saß sie in der chaotischen Industriezone des Ghettos fest, und in weniger als acht Stunden begann der Frühling. Nur acht Stunden blieben ihr, um Norma Williams zu retten. Trotzdem, einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es noch. Man munkelte, die FAW werde einen Ausbruchsversuch wagen, sobald Baron Dashwood seine wilde Truppe einigermaßen im Griff hätte. Da die SS im Moment von seinem Überfall noch völlig überrumpelt war, standen die Chancen nicht mehr so schlecht. Doch Ella hatte auch gesehen, wie erschöpft die Kämpfer der FAW waren, sodass sie nicht recht daran glauben konnte.
    »Tee?«
    Ella blickte auf. Vor ihr stand Vanka mit einem Becher dampfenden Tees. »Unser glorreicher Führer, Major Dashwood, hat beschlossen, die letzten Rationen Tee unter den Kämpfern zu verteilen, weil es Vorabend des Frühlings ist. Ich hatte schon gehofft, man würde uns auch etwas Lösung spendieren, aber sie ist sehr streng und möchte nicht, dass sich einer der Männer vor dem Ausbruchsversuch betrinkt.« Vanka warf einen Blick auf die im Lagerhaus zusammengepferchten Kämpfer und zuckte die Achseln. »Weiß der Kuckuck, warum! Ich fände es am besten, wenn wir ordentlich abgefüllt ins Gras beißen.«
    Sie ergriff den glühend heißen Becher vorsichtig mit beiden Händen. »Danke, Vanka. Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde.«
    »Es ist mir ein Vergnügen.« Er setzte sich neben sie. »Ich gäbe alles darum zu wissen, was in deinem Kopf vorgeht! Du sitzt seit fast zehn Minuten da und brütest vor dich hin.«
    »Ich zerbreche mir den Kopf, wie ich nach ExterSteine komme.«
    »O nein, nicht schon wieder …«
    »Vanka, bitte! Ich muss Norma retten. Dazu hat man mich doch in die Demi-Monde geschickt.«
    Er hob die Hände, als gäbe er sich geschlagen. »Na schön, trotzdem glaube ich, dass du ein bisschen vorschnell bist. Zuerst müssen wir dafür sorgen, dass wir aus dem Ghetto herauskommen, und zwar lebendig. Denk erst mal darüber nach, und anschließend können wir uns überlegen, wie wir diese Nervensäge befreien.«
    »Wie stehen unsere Chancen? Was glaubst du?«
    »Aus dem Ghetto zu kommen? Genauso hoch wie Norma zu finden. Hundsmiserabel. Zusammen mit den Männern, die der Baron mitgebracht hat, sind zwischen sechs- und siebentausend Kämpfer im Ghetto eingeschlossen, und Clement hat fünf Mal mehr Soldaten. Ich schätze, dass in dem ganzen Durcheinander ein paar hundert von uns durch das enge Netz der SS schlüpfen könnten, mehr nicht. Aber das kann uns eigentlich egal sein, Hauptsache, du und ich bleiben am Leben.«
    Ella sah sich in dem Lagerhaus um. Die jungen Freiheitskämpfer der FAW saßen dicht beieinander und trafen die letzten Vorbereitungen vor dem Ausbruchsversuch. Sie reinigten ihre Gewehre, zählten ihre Munition und taten all die Dinge, die ein Soldat so tut, um nicht an das bevorstehende Blutbad zu denken.
    Sie wirkten alle so jung.
    »Sie haben mich gebeten, ihnen den Segen zu spenden, bevor der Kampf beginnt«, sagte sie leise.
    Vanka lachte. »Warum nicht? Du hast Wunder vollbracht, Ella, du hast die undurchdringliche Grenzschicht geöffnet und so weiter. Sie hätten dich besser um ein weiteres Wunder bitten sollen. Könntest du nicht dafür sorgen, dass uns Kugeln nichts anhaben können?«
    »Sei nicht albern, Vanka«, wandte Ella ein, trotzdem fand sie es wie immer sehr beruhigend, dass er auch gar nichts ernst nahm. »Ich halte nichts von solchem Hokuspokus wie Segenspendung.«
    »Das gilt für Ella Thomas, vielleicht, aber du bist nicht mehr Ella Thomas, stimmt’s? Mittlerweile bist du die Jungfrau IM manual, die zu ABBAS Rechten sitzt.«
    Leider Gottes hatte er recht. Seit dem Wunder des Großen Jenseits behandelten die Menschen sie ganz anders. Wo immer sie in der letzten überfüllten Enklave der FAW auftauchte, alle Kämpfer salutierten, wenn sie an ihnen vorbeikam. Sobald sie einen Raum betrat, verebbten die Gespräche, standen die Leute auf und verbeugten sich ehrerbietig.
    Ella war nicht länger »die Shade« oder »die Dämonin«. Sie hatte einen neuen Namen, den man nur ehrfürchtig im Flüsterton aussprach: Jungfrau IM manual. Sie war der Geist, der das Volk

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