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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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Kontrolle über die Freie Armee Warschaus erlangen, um Hindernisse bei der erfolgreichen Durchführung des Fall Weiß zu minimalisieren. Fünftens: Erteilung einer Ausfuhrgenehmigung für M4-Gewehre an Coven als Vergütung für die dem ForthRight geleisteten Dienste der Kaiserin Wu.
    – Protokoll der außerordentlichen Sitzung des Politbüros unter der Leitung des Großen Führers, am 39. Tag des Winters im Jahre 1004
(Durchschrift ist Kamerad Kommissar Dashwood vorzuenthalten)
    Norma hatte keine Ahnung, wie lange sie schon in der Zelle festgehalten wurde. Da es keine Fenster gab, konnte sie zwischen Tag und Nacht nicht unterscheiden. Das Einzige, woran sich die Zeit messen ließ, waren die Tabletts mit Essen, die regelmäßig unter ihrer Zellentür hindurchgeschoben wurden, doch da sie immer nur Obst und Wasser bekam, konnte sie die Mahlzeiten ebenfalls nicht voneinander unterscheiden. In Wewelsburg gab es weder Frühstück noch Mittag- oder Abendessen, sondern nur eine einzige Essenszeit.
    Jetzt saß sie wirklich in der Demi-Monde fest. Jetzt war auch sie eine Gefangene.
    Soweit sie einschätzen konnte, war vielleicht eine Woche vergangen, seit sie mit Ella Thomas in die Kanalisation hinabgestiegen war. Sie wusste noch, wie sie in die stinkende Dunkelheit hinunterkletterte, sie erinnerte sich, wie ein Ziegelstein gegen ihr Knie prallte, wie sie von der Strömung mitgerissen wurde und in der schleimigen Brühe um ihr Leben kämpfte, aber danach … danach war nichts. Als sie wieder zu sich kam, lag sie unterkühlt, nass und erschöpft auf einer Schlammbank am Rhein.
    Ein paar Kinder hatten sie gefunden, und später hatten zwei kräftige Männer sie zu einer kleinen Hütte getragen und zum Trocknen auf eine Pritsche neben einem dickbäuchigen Ofen gelegt. Einen Tag später war der Hexenjäger aufgetaucht. Sie erinnerte sich, wie er sie untersucht hatte – sie hatte heute noch blaue Flecken, wo der Hundesohn sie unsanft betatscht hatte –, und anschließend hatte er sie in einen Dampfwagen verfrachtet und nach Wewelsburg gebracht. Sie kannte den Namen des Ortes, weil der Hexenjäger sie auf der ganzen einstündigen Fahrt damit aufgezogen hatte, dass aus Wewelsburg niemand befreit werden könnte.
    Tagelang hatte sie nichts zu tun gehabt, außer zu schlafen, zu essen und auf die Ratten zu horchen, die in der Dunkelheit der Zelle scharrten. Man hatte sie nur ein einziges Mal aufgesucht, ihr sämtliche Stecker und Ohrringe abgenommen und sich Zeichnungen von ihren Tätowierungen gemacht, alles ohne ein einziges Wort.
    Heute aber hatte sie das Gefühl, dass etwas anders war. Irgendetwas Unheimliches lag in der Luft. Seit dem frühen Morgen oder dem, was Norma dafür hielt, hatte sie draußen auf dem Gang hektisches Treiben und laute Befehle gehört.
    Sie lag auf ihrer harten Pritsche und hörte das dumpfe Klacken von Absätzen auf den Pflastersteinen. Jemand kam den Gang entlang auf ihre Zelle zu. Die Schritte verstummten vor ihrer Tür. Sie hörte, wie jemand einen Schlüssel im Schloss umdrehte und dann das Quietschen der Tür, deren Angeln schon lange kein Öl mehr gesehen hatten. Ihr Besucher kam mit einer Laterne herein. Norma kniff die Augen vor dem grellen Licht zusammen und schirmte sie mit der Hand ab.
    »Aufstehen, Dämonin.« Es war die raue, ärgerliche Stimme des Hexenjägers.
    Sie musste ihre ganze Willenskraft aufbringen, um sich aufzurichten. Mittlerweile hatte sie alle Hoffnung auf Rettung fahren lassen; vermutlich würde sie nie wieder in die Reale Welt zurückkehren.
    »Nehmt sie mit«, befahl der Hexenjäger. »In zwei Stunden habt ihr sie ordentlich gebadet und ihr das Haar gefärbt – alle Körperhaare, ist das klar? Sie muss präsentabel sein für Seine Heiligkeit.«
    Zwei SS -Wärterinnen packten Norma an den Armen und zerrten sie auf die Beine. Anschließend schleiften sie sie über einen langen Gang zu einem kleinen weiß gekachelten Badezimmer, kalt wie ein OP -Raum. Sie rissen ihr die schmutzigen Kleider vom Leib, schubsten sie unter eine brühend heiße Dusche und schrubbten sie von Kopf bis Fuß ab. Anschließend bleichten sie Norma die Haare platinblond.
    Als sie fertig waren, kam der Hexenjäger, um die nackte Norma zu begutachten. »Sie hat keinen Schwanz«, bemerkte er enttäuscht.
    »Dämonen ihres Ranges sind raffiniert, Kamerad Hexenjäger«, entgegnete eine der Wärterinnen. »Sie können die Form menschlicher Wesen perfekt imitieren.«
    Der Hexenjäger grunzte enttäuscht.

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