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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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und Trixie konnte ihre Kämpfer aus dem Ghetto führen.
    Das Durcheinander während der Schlacht bot den besten Schutz, den sich Ella, Vanka und Rivets – und natürlich Ellas zwölf Jünger – für ihre Flucht aus dem Ghetto wünschen konnten.
    Doch statt zum Fluss zu marschieren, wie Ella erwartet hatte, führte Vanka sie Richtung Middlegate. Eine halbe Stunde später, als sie zu einem Stacheldrahtzaun gelangten, der eine Art flaches baumloses Spielfeld begrenzte, erkannte sie, warum.
    »Wo sind wir?«, flüsterte Ella und scrollte durch PINC .
    Vanka war schneller. »Willkommen in John Hanning Spekes Ballon-O-Drom, Sitz des Ersten Luftgeschwaders des Aufklärungskorps des ForthRight.«
    Ella spähte angestrengt in die Dunkelheit, die das Ballon-O-Drom umgab. In der Ferne erkannte sie die knollenförmigen Umrisse eines Ballons am Boden, der sich sacht im Wind wiegte. Und dann fiel der Groschen. »Du meinst, wir fliegen nach ExterSteine?«
    Vanka nickte begeistert. »Es ist die einzige Möglichkeit. Außerdem wollte ich schon immer mal in einem Ballon fliegen. Bis nach ExterSteine sind es fünfzehn Meilen, und wir haben« – er warf einen Blick auf seine Uhr – »noch fünf Stunden bis Sonnenaufgang. Da der Wind zwischen Mitternacht und sechs Uhr am Morgen nach Osten dreht, ist es die perfekte Zeit. Meiner Schätzung nach müsste ExterSteine im Osten liegen, wir brauchen uns also nur vom Wind in diese Richtung treiben zu lassen, bis wir die Steinsäulen sehen. Dann lassen wir die Luft raus und …«
    »… stürzen ab?«
    »… sinken elegant zu Boden«, korrigierte er. »Hör zu, Ella, das Ganze ist ziemlich abenteuerlich, aber solange dir nichts Besseres einfällt, um nach ExterSteine zu kommen, ist das alles, was uns übrigbleibt.«
    »Das ist Wahnsinn.«
    »Du hast doch nicht etwa Höhenangst, oder?«
    »Die Höhe macht mir keine Angst. Ich fand nur die Vorstellung, abzustürzen und zu sehen, wie die Tiefen der Erde auf einen zurasen, nie so besonders angenehm.«
    »Keine Angst, Ella. Fliegen kann so schwer nicht sein.«
    »Du wirst ihn doch nicht selbst lenken wollen, oder?«
    »Und ob«, entgegnete Vanka. »Wer denn sonst? Du wirst sehen, wie viel Spaß es macht.«
    »Spaß? Du redest von einem Ballon. Ein einziger Schuss und wir stürzen ab.«
    »Es ist stockdunkel, niemand wird uns sehen.«
    »Und was ist mit den Wachposten? Die werden doch nicht tatenlos zusehen, wie wir hereinspazieren und ihren Ballon klauen.«
    »Die meisten von ihnen sind mittlerweile sternhagelvoll. Es ist der Vorabend des Frühlings, da lassen sich alle guten ForthRightianer ordentlich volllaufen. Und sollten einige noch nüchtern sein, können sich deine Jünger um sie kümmern.«
    Ehe Ella sichs versah, zog Vanka eine Zange aus der Tasche, schnitt ein Loch in den Zaun, und schon lief sie hinter ihm her auf den Ballon zu. Die Wachposten des Ballon-O-Droms waren offenbar alle betrunken, denn niemand hielt sie auf. Vielleicht glaubten sie auch, dass kein Mensch so verrückt wäre, einen Ballon zu stehlen. Als sie davorstanden, wirkte das Ding zwar riesig, aber auch ziemlich zerbrechlich. Die Hülle war über einen schmalen Bambusrahmen gespannt, und der Korb darunter bestand aus schrecklich dünnem Flechtwerk.
    »In diesen Korb passen nicht mehr als zwei oder drei Personen. Was wird aus den anderen?«
    »Um die Zwölf brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, erklärte Vanka. »Rivets nehmen wir mit – er ist klein. Und die übrigen kommen schon zurecht. Es sind harte Burschen, sie werden sich irgendwie zum Quartier Chaud durchschlagen. Ich glaube aber, dass sie froh wären, wenn du ihnen zum Abschied noch ein paar Worte mit auf den Weg gibst.«
    »Wie wäre es mit einem Gebet?«, schlug Ella halb im Ernst vor.
    Sobald sie aus dem Ghetto ausgebrochen waren, dachte jeder nur noch an sich selbst. Trixie konnte die Überlebenden der FAW nicht länger in Schach halten. Soweit sie sehen konnte, standen die Chancen, sich durch Odessa und St. Petersburg bis zur Anitschkow-Brücke durchzuschlagen, ziemlich schlecht.
    Seltsam, jetzt, wo sie am verwundbarsten waren, schwand die Bedrohung durch die SS . In der Umgebung des Ghettos wurde immer noch geschossen, doch die Kämpfe waren bei weitem nicht mehr so intensiv. Offensichtlich war ihr Plan, durch Westgate zu fliehen, trotz der Bedenken ihres Vaters erfolgreich gewesen. Nur wenige reguläre Truppen des ForthRight überwachten die Route, die durch Rodina nach Coven führte. Aber sie hatten

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