Die Mission
gezeichnet war. »Und jetzt, Mylady, seien Sie so freundlich, in die Richtung zu knien, aus der das erste Morgenlicht in unseren Tempel dringen wird.«
Lady Aaliz tat wie ihr befohlen.
»Sorgt dafür, dass die Dämonin gegenüber von Lady Aaliz kniet.«
Der Hexenjäger stieß Norma in das Fünfeck und zwang sie unsanft auf die Knie, sodass sie Aaliz genau in die Augen sah. Die beiden Mädchen knieten nun wie Buchstützen vor dem Altar. »Ah, das perfekte Yin und Yang«, sinnierte Crowley. »Vollkommene Gegensätze, die eine blond, die andere schwarz.«
Drei Musiker, die am hinteren Ende des Tempels saßen, stimmten auf ihren Instrumenten eine verwirrende, beunruhigende Kakofonie an, die wie von einem anderen Stern klang.
An den Ecken der Höhle wurden Räucherpfannen angezündet. Beißender roter Rauch breitete sich in der Höhle aus. Der Geruch stach Norma in die Nase. Ihr wurde schwindelig, und sie hatte das seltsame Gefühl, außerhalb der Realität zu stehen.
Eine Priesterin stellte ein goldenes Tablett mit zwei Kelchen – der eine enthielt Normas Blut – auf eine Ablage neben dem Altar. Nachdem die Frau das Fünfeck wieder verlassen hatte, wandte sich Crowley an sein kleines Publikum. »Der Altar befindet sich aus zwei Gründen innerhalb des Fünfecks. Zum einen, weil es ihn von der Demi-Monde abkapselt, damit die Geister sich … wohler darin fühlen, zum anderen, weil es eine magische Grenze bildet, um die Zuschauer vor den okkulten Kräften zu schützen, die unsere Zaubersprüche freisetzen werden.« Er bückte sich und vollendete mit zwei schnellen Kreidestrichen und einer kurzen Beschwörungsformel das Fünfeck.
Zufrieden trat er hinter den Altar, breitete die Arme aus und rief: »Ich befehle ABBA , dem Gott, der über die Demi-Monde herrscht, Aaliz Heydrichs Seele in die Spirituelle Welt zu schicken, auf dass sie dort von Norma Williams Körper Besitz ergreife.« Neun Mal umkreiste Crowley, eine Räucherpfanne schwingend, den Altar und hüllte die beiden knienden Mädchen in dichten Rauch.
»Zuerst wird Lady Aaliz das Blut der Dämonin trinken und somit Macht über ihren Willen und ihre astrale Kraft gewinnen.« Er reichte Aaliz den goldenen Kelch, und sie trank die zähe rote Flüssigkeit mit sichtlichem Genuss aus.
»Und jetzt, Dämonin, trinken Sie das hier.« Crowley bemerkte den Widerwillen in Normas Ausdruck. »Keine Angst, es ist kein Blut, sondern zelie, ein Zaubertrank aus einer halluzinogenen Pflanze namens ayahuasca, sie wächst im Hub. Unter den Schamanen des Alten Rodina war sie sehr beliebt. Ich habe ihr eine Prise aufgekochten Fliegenpilz beigemischt, dieser Cocktail wird Ihren Verstand von der Knechtschaft Ihres Willens befreien.« Zögernd trank Norma aus dem Kelch. Die rote Flüssigkeit schmeckte bitter, ihr Kopf begann, sich zu drehen.
»Reicht euch die Hände«, befahl Crowley, und Norma streckte ohne nachzudenken ihre Hände Aaliz entgegen, die sie ergriff und ihre Finger mit den ihren verschränkte.
»Nun kann der Übertragungsritus beginnen.«
Die sieben Männer und fünf Frauen, Ellas selbst ernannte Leibgarde, versammelten sich erwartungsvoll um den Korb. Sie fand es einigermaßen verwirrend, wie sie sie ansahen: Sie hielten sie tatsächlich für eine Heilige. Das Problem war, dass sie keine Ahnung hatte, was sie ihnen sagen sollte. Während sie in die zutraulichen, flehenden Augen blickte, fragte sie sich, was sie, die kleine Ella Thomas aus New York, sagen könnte, um diesen Menschen Hoffnung zu machen. Dann wandte sie sich den größten Redeschreibern der Geschichte zu.
Danke für die Literaturstunden, Mrs. Little.
»Mitbürger, Freunde, Demi-Mondianer, hört mich an.«
Als Erstes eine Kostprobe des größten aller Schwätzer, Winston Churchill.
»Wir stehen vor der größten Schlacht in der Geschichte der Demi-Monde. Es ist eine Schlacht zwischen Gut und Böse; zwischen denen, die frei sein wollen, und jenen, die sie versklaven wollen: zwischen denen, die Verständnis und Toleranz lieben, und jenen, deren Denken von Hass geprägt ist. Aber es ist eine Schlacht, die wir gewinnen müssen. Es wird kein leichter Sieg sein. Vor uns liegt eine Tortur der schlimmsten Art. Vor uns liegen viele viele Monate des Kampfes und des Leidens. Aber wir müssen siegreich sein. Wir brauchen den Sieg. Um jeden Preis – Sieg statt Terror – Sieg, wie lang und schwer der Weg dorthin auch ist, denn ohne Sieg gibt es kein Überleben. Und täuscht euch nicht, meine Freunde, wir
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