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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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ihrem schwarz gefärbten Haar und ohne die Piercings tatsächlich Aaliz Heydrich war.
    Während sie sah, wie Aaliz auf sie zukam, hatte Norma das merkwürdige Gefühl, ihren Körper verlassen zu haben. Es war, als würde sie aus der Distanz mitansehen, wie sie auf sich selbst zukam. Und erst da fiel ihr der seltsame Unterschied zwischen sich und Aaliz auf. Aaliz war ihr Spiegelbild. Alles an ihr war verkehrt herum. Sie trug die Tätowierung des keltischen Kreuzes auf der rechten Schulter statt auf der linken wie sie. An der Art, wie sie sich mit der linken Hand eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn strich, erkannte Norma, dass sie diese Hand bevorzugte, während sie selbst die rechte Hand benutzt hätte. Sie trug sogar den Scheitel links und nicht rechts wie Norma.
    Gruselig.
    Als Norma darüber nachdachte, fiel ihr plötzlich auf, dass fast alle Bewohner der Demi-Monde Linkshänder waren.
    Dann riss Crowleys Stimme sie aus ihren Gedanken. »Wenn der Morgen graut, wird die Fruchtbarkeitsgöttin Freya die Welt aus dem Griff der Wintergöttin Skadi befreien. Mit dem aufgehenden Licht wird Freya die Herrschaft über die Demi-Monde übernehmen, und die Welt wird wiedergeboren. Und wenn das Licht auf Lady Aaliz fällt, wird auch sie in der Spirituellen Welt wiedergeboren sein.« Er wandte sich an seine Adepten. »Lasst uns die Vorbereitungen treffen.« Der Hexenjäger stand hinter Norma. Sie spürte, wie seine Finger an den Schleifen herumfummelten, die ihren Umhang hielten, und dann einen Ruck, als er die Knoten löste, das Kleid von ihren Schultern zu Boden glitt und sie plötzlich ganz nackt dastand.
    Gierig beäugte Crowley ihren schlanken Körper. Sie hatte über die widerwärtigen, unzüchtigen Praktiken gelesen, zu denen Crowley in der Realen Welt seine Jünger angestachelt hatte, um die Geister zu beschwören, und auch über die bestialischen, abartigen Dinge, die er und seine Adepten in der Abtei von Thelema, wie sie die Kommune nannten, getrieben hatten. Bei der Vorstellung, dass der Hundesohn sie auch nur berühren würde, lief es ihr eiskalt über den Rücken.
    Auch Aaliz Heydrich war ganz nackt. Die beiden standen sich in der Höhle gegenüber, und der Hexenjäger wusste nicht, wo er zuerst hinsehen sollte.
    »Sie werden jetzt mit den Runen der Macht und den Zauberformeln geschmückt, mit denen wir die Geister bitten, sich uns zu offenbaren«, verkündete Crowley.
    In der nächsten halben Stunde musste Norma ganz stillhalten, während Crowleys Jünger ihren nackten Körper mit Zeichen bemalten, die mit dem Symbol des Valknuts auf der Stirn ihren Höhepunkt erreichten. Als sie aufsah, entdeckte sie, dass Aaliz’ Körper vollkommen gleich bemalt worden war.
    Crowley ging um die beiden nackten jungen Frauen herum und begutachtete das Werk seiner Jünger. »Sie müssen wissen, dass es in der Magie darum geht, durch die Anrufung des magischen Willens die natürliche Kraft des Menschen nutzbar zu machen. Die Willenskraft ist die Quelle jeder Magie. Indem ich Ihre natürliche Kraft meinem Willen unterwerfe, werde ich in die Lage versetzt, die Geister zu führen und zu befehligen. Doch worin manifestiert sich diese natürlich Kraft des Menschen am deutlichsten? Die Antwort lautet: in der sexuellen Begierde von Mann und Frau. Die sexuelle Lust ist die natürliche Verbündete der Magie. Wenn man Lust und Magie miteinander verbindet, entsteht eine übersinnliche Kraft von großer okkulter Macht.«
    Vermutlich war Crowley Normas panischer Ausdruck nicht entgangen, denn er gluckste erneut. »Keine Angst, ich verlange nicht, dass Sie an einem sexuellen Ritual teilnehmen. Weit gefehlt! Die Reinheit Ihrer beider Körper übt große Anziehungskraft auf die Geister aus. Ihre Schönheit, Unschuld und Ihre heimlichen, unausgesprochenen Begierden werden meine Jünger zu ungeahnten Gelüsten stimulieren und so die sexuelle Energie freisetzen, die notwendig ist, um die Demi-Monde mit der Spirituellen Welt zu vereinen.« Er klatschte triumphierend in die Hände. »Doch zuerst müssen wir das Blutopfer bringen.«
    Crockett saß auf einer Kiste am Eingang des Lagerhauses, in dem Baron Dashwood mit seinem Regiment Quartier bezogen hatte, und paffte genüsslich an seiner Pfeife. »Hat Miss Trixie auf Sie gehört?«, fragte er den Baron.
    »Nein.«
    »Und was machen wir jetzt, Sir?«
    Dashwood war hin und her gerissen. Einerseits war er Offizier und Gentleman, und sein Instinkt sagte ihm, dass er die Befehle seines Vorgesetzten

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