Die Mission
Antwort auf ihren Gruß und verschwand wieder hinter seiner Zeitung. Kurz darauf gesellten sich auch die Dämonin und Hauptmann Dabrowski zu ihnen, nachdem sie ihre walenkis gegen ein Paar Hausschuhe ausgetauscht hatten.
»Ich habe die Köchin überredet, Ihnen heute Morgen eine bessere Auswahl an Früchten zu besorgen, Miss Williams«, erklärte Trixie, als die Dämonin Platz nahm. »Mir wurde versichert, dass die Datteln und die Aprikosen recht gut und die Äpfel passabel sind.« Hierbei konnte sie ihren Ekel kaum verbergen. Der Gedanke, dass jemand in einen dieser verschrumpelten Äpfel biss, die die Köchin aus dem kalten Vorratslager geholt hatte, war einfach widerlich.
Und da war auch noch die Art, wie die Dämonin ihr Obst aß.
»Sehr freundlich, dass Sie sich meinetwegen diese Mühe machen, Lady Trixiebell«, murmelte die Dämonin und legte sich einen Apfel auf ihren Teller. Heute war sie wirklich überaus höflich.
»Keine Ursache, Miss Williams, aber vergessen Sie nicht, dass man von zu viel Obst eine Kolik bekommen kann.«
Die Dämonin lachte. »Ich glaube kaum, dass wir uns in puncto gesunde Ernährung jemals einig werden, Lady Trixiebell. Ich kann Ihre Vorliebe für Milchprodukte und Gebratenes nicht nachvollziehen.«
»Sie sind lebenswichtig, wenn man den Winter überleben will«, schnaufte Trixies Vater hinter seiner Zeitung. »Da braucht man eine ordentliche Fettschicht. Sie schützt im Winter vor der Kälte.«
»Nun ja, da, wo ich herkomme, Kamerad Kommissar …«
»Wo ist das eigentlich?«, fragte Hauptmann Dabrowski, während er sich Speck mit Bohnen auf seinen Teller löffelte.
»Das wüssten Sie wohl gern, was, Hauptmann Dabrowski?«, entgegnete die Dämonin lässig und für Trixies Begriff ein bisschen zu frech. Man hätte meinen können, das Wesen flirtete mit Hauptmann Dabrowski! »Wie gesagt, da, wo ich herkomme, glaubt man, dass Fett den Cholesterinspiegel erhöht, und das kann wiederum zu einer gefährlichen Störung des Kreislaufsystems führen.«
Kreislaufsystem? Was zur Demi-Monde war ein Kreislaufsystem? Wieder etwas, was sie in ihr Büchlein eintragen musste.
»Völliger Unsinn«, murmelte Dashwood und blätterte brüsk im Stürmer weiter.
Ungerührt schnitt die Dämonin den Apfel in vier gleiche Stücke und verzehrte langsam eins nach dem anderen. Diesen Teil des Frühstücks fand Trixie am schlimmsten. Dass die Dämonin den Apfel nicht schälte und entkernte, war widerlich und sehr gefährlich für die Aufrechterhaltung eines gesunden Astral-Äthers. Jeder wusste, dass man Verstopfung bekam, wenn man Kerne und Schale mitaß.
»Kaffee, Miss?«, fragte das Dienstmädchen, und die Dämonin nickte.
»Schwarz, bitte.«
Trixie erschauerte. Schwarzer Kaffee hatte, wie sie im Leben&Mehr-Unterricht erfahren hatte, eine verheerende Wirkung auf den Teint einer jungen Frau. Manche Studien legten sogar den Verdacht nahe, dass er die Haut dunkler färbte. Trixie trank nie Kaffee. Allein bei der Vorstellung, dass ihre Haut so dunkel werden könnte, dass man sie für eine Shade hielt, versetzte sie in Angst und Schrecken.
»Wie ich den Schlagzeilen entnehme, wettert der Stürmer immer noch gegen Kaiserin Wu und Coven. Ziemlich kriegerische Hetzartikel. Und? Kommt es nun zum Krieg?« Wieder so eine typische Eigenart der Dämonin, die sich zwar in eine junge Frau verwandelt hatte, sich aber trotzdem wie ein Mann benahm. Einen Augenblick lang empfand Trixie einen Anflug von Neid. Die Dämonin hatte Glück, dass sie aus einer Welt kam, in der eine junge Frau – sogar eine falsche junge Frau – ihr Interesse an Dingen, die nicht mit dem Haushalt zu tun hatten, offen und frei äußern durfte.
Als echter Gentleman ließ sich Trixies Vater nicht von der Ungezogenheit der Dämonin aus der Ruhe bringen. Er senkte die Zeitung und lächelte ihr zu. »Leider verbietet es meine Stellung innerhalb der Partei, mich öffentlich zu Zeitungsartikeln zu äußern, Miss Williams. Es genügt, wenn ich Ihnen sage, dass ich trotz der gewaltigen religiösen und politischen Unterschiede zwischen Coven und dem ForthRight vollstes Vertrauen in Kamerad Berias Fähigkeiten habe. Er wird die gegenwärtigen Verhandlungen mit Kaiserin Wu zu einem erfolgreichen Abschluss führen.«
Gewaltige religiöse und politische Unterschiede? Trixie hielt das für reichlich untertrieben. Crowley zog in seinen Reden ununterbrochen über die unnatürliche und perverse Praktik des LessBienismus her, der von der Kirche der
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