Die Mission
Religionen mit Ausnahme des UnFunDaMentalismus verboten. Religiöse Dissidenten und Konterrevolutionäre, die nicht in benachbarte Sektoren fliehen konnten, wurden hingerichtet. Alle UnterWesen wurden zu nonNix erklärt und nach Warschau deportiert, wo sie auf die »Endlösung« des Problems warteten, das sie darstellten. Der Sieg der Partei über die reaktionären atheistischen Kräfte des RaTionalismus während der Unruhen ist der Beweis dafür, dass ABBA auf der Seite des UnFunDaMentalismus steht.
– Mit ABBA auf unserer Seite: Der Endsieg der Revolution im ForthRight Laurentii Beria, Parteipublikationen
Trixie warf einen gleichgültigen Blick aus dem Fenster ihres Zimmers in den verwüsteten und verlassenen Garten von Dashwood Manor. Zum Glück für sie und auch den empfindlichen Chefgärtner der Dashwoods hätte er schlimmer aussehen können. Während der Nacht hatte es stark geschneit, sodass die Erdwälle und Geschützstellungen unter der weißen Schneedecke jetzt geradezu schön wirkten. Doch sie wusste, dass diese Pracht nur von kurzer Dauer wäre. Bald würde die Soldateska der Checkya aufstehen, die Trägheit einer unter Planen verbrachten kalten Nacht abschütteln und ihre Patrouillengänge ostentativ wieder aufnehmen. Dann würde sich der saubere weiße Schnee rasch in braunen Matsch verwandeln.
Sie sah auf die Standuhr, die in einer Ecke des Zimmers vor sich hin tickte. Kurz vor sieben.
Für Trixie war es die schönste Zeit des Tages. Die einzige, in der sie allein und ungestört sein konnte. Die einzige, in der sie nicht gezwungen war, »irgendwas« mit der Dämonin zu unternehmen, die einzige sorglose Stunde des Tages.
Eine Bewegung an der Seite des Hauses weckte ihre Aufmerksamkeit. Sie kratzte das Eis weg, das sich während der kalten Winternacht an der Innenseite der Fensterscheibe gebildet hatte. Was sie sah, ärgerte sie. Hauptmann Dabrowski und die Dämonin machten ihren gesundheitsfördernden Morgenspaziergang. Seit die Dämonin im Haus der Dashwoods zu Gast war, hatte sie darauf bestanden, jeden Morgen eine halbe Stunde im Garten spazieren gehen zu dürfen. Und da es unvorstellbar war, dass sie dies unbewacht tat, hatte der polnische Hauptmann Anweisung erhalten, ihr Gesellschaft zu leisten. Wäre es nach Trixie gegangen, hätte auch eine ältere Anstandsdame die beiden begleiten müssen, da sie aber in Sichtweite des Hauses spazierten und dieses Wesen namens Norma Williams nicht wirklich ein junges Mädchen war, hatte man auf die Etikette verzichtet.
Trixie sah, wie die Dämonin stolperte – sie benutzte einen Gehstock, offensichtlich hatte sie sich bei ihrem vergeblichen Versuch, der SS zu entkommen, verletzt – und die Hand nach Dabrowskis Arm ausstreckte. Zweifellos ein Annäherungsversuch. Trixie konnte es kaum glauben, dass der Hauptmann auf so einen plumpen Trick hereinfiel. Die Dämonin schien sich nicht zu schade zu sein, ihre künstlichen weiblichen Reize einzusetzen, um Dabrowski vergessen zu lassen, dass sie ein Feind des Reiches war. Trixie rümpfte verächtlich die Nase, nahm das Büchlein, das sie seit der Ankunft der Dämonin über sie führte, und machte mit fein säuberlicher Handschrift einen Eintrag.
Dämonin genießt ihren morgendlichen Gesundheitsspaziergang mit Hauptmann Dabrowski, von 06:27 bis …
Sie blätterte einige Seiten in dem Büchlein zurück. Die Spaziergänge des Paares waren immer länger geworden, und ihre Unterhaltungen ebenfalls. In den ersten beiden Tagen nach der Ankunft der Dämonin hatten sie während der Spaziergänge kaum ein Wort gewechselt, jetzt aber schienen sie sich ununterbrochen zu unterhalten.
Trixie hatte sich den Kopf zerbrochen, worüber die beiden so lange miteinander reden konnten. Ihre eigenen Versuche, mit der Dämonin ins Gespräch zu kommen, waren äußerst unhöflich zurückgewiesen worden. Sie hatte gesagt, dass sie unter keinen Umständen bereit wäre, ihr zu verraten, woher sie gekommen sei und wie es dort aussah. Die Dämonin hatte stur erklärt, sie sei kein Quisling. Trixie hatte zwar keine Ahnung, was ein Quisling war, aber es klang irgendwie abscheulich.
Also verbrachte Trixie die Zeit ihres trauten Beisammenseins – sie waren gezwungen, zehn Stunden am Tag aufeinanderzuhocken – mit Nähen und die Dämonin mit Lesen. Dämonen schienen echte Leseratten zu sein. Auch das musste sie in ihrem Notizbuch vermerken.
Am Ende hatte Trixie ihren Stolz hinuntergeschluckt und Dabrowski bei der Auswahl nach möglichen
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