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Die Mitte des Weges: Roman (German Edition)

Die Mitte des Weges: Roman (German Edition)

Titel: Die Mitte des Weges: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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hat.
    Nur wenn Sie sich selbst lieben, können Sie andere Menschen lieben.
    Sich selbst lieben? Wie geht das?
    »Ditschig, du bist ein Mistkerl, aber ich werde deine beschissenen Worte nie vergessen«, murmelt er vor sich hin und ein leises Lachen stiehlt sich in seine Stimme, er schnappt sich den Haustürschlüssel und verlässt das Haus. Dabei summt er vor sich hin.
     
    Imagine all the peopl e 

    Living life in peac e 

    You may say I'm a dreame r 

    But I'm not the only one …

3. Teil
     
     
    1
     
    Dr. Madeleine Durand stopft die Bücher in die Tasche und schwingt sich auf ihr Fahrrad. Sie liebt es, im Sommer durch Freiburg zu radeln. Sie mag diese Stadt, die heimeligen Gassen, das Kopfsteinpflaster, die Straßencafés, die kleinen Parks, die Verkehrsberuhigung und das stete Ambiente der Jugend. Sie lehrt an der Albert-Ludwig-Universität Geschichte und Philosophie. Ihr Fachgebiet ist die Französische Revolution und ihre Doktorarbeit schrieb sie über Honoré de Balzac und seinen Roman Le Père Goriot, Vater Goriot und die La Comédie humaine, Die Menschliche Komödie. Stefan Zweig bezeichnete Balzac zu Recht als einen der drei Großmeister, neben Dickens und Dostojewski, und Madeleines Liebe zu den fast zweitausend Personen in Balzacs Romanen kennt nach wie vor keine Grenzen.
    Der Name Durand bedeutet auf deutsch andauernd , vielleicht auch geduldig . Und das ist sie. Zwar hat Henry Durand sie schon vor drei Jahren für eine blonde Studentin verlassen, aber seinen Namen hat Madeleine behalten, denn sie mag den Laut, die Schwingung und die Bedeutung.
    Vor einem Café stellt Madeleine das Fahrrad ab. Hier begegnen sich viele Franzosen, hauptsächlich diejenigen aus dem nur zwanzig Kilometer entfernten Elsass.
    Hugo Morisant, der einige Jahre an der Sorbonne , der Neuen Pariser Universität, Literatur gelehrt hat, wartet. Er ist etwas kleiner als Madeleine, schlank und schwarzhaarig. Die etwas zu große Nase und die sinnlichen Lippen weisen ihn als Franzosen aus, allerdings könnte er auch Jude sein. Er ist beides.
    Sie hat ein paarmal mit ihm geschlafen, aber es war enttäuschend. Zwar ist Hugo ein lieber Kerl, doch er gibt ihr nicht, was sie außerdem braucht. Deutlich gesagt, im Bett ist er einfallslos, wenn nicht sogar egoistisch. Außerdem weiß sie sehr gut zwischen intellektueller Geselligkeit und geiler Zeit zu unterscheiden. Exkurse über französische Trabadordichtung oder Sartres Existenzialismus mögen ergötzlich sein, aber nicht, wenn man den Penis des Partners im Mund hat.
    »Salut«, begrüßt er sie locker. »Comment ca va?«
    » Geht so ...«, sagt sie und haucht ihm einen Kuss auf die Wange. Sie setzt sich ihm gegenüber an den Tisch. Um sie herum schwirren Stimmen, Fußgänger, Radfahrer, Gelächter und ganz in der Nähe das Geläute der Straßenbahn. Vor ihnen ist der Wasserlauf, der sich wie eine Ader durch Freiburg zieht, in dem das Quellwasser der Vogesen plätschert. Man sagt, eine Frau, die aus Versehen hineintrete, heirate einen Mann aus Freiburg – oder war es umgekehrt? Unwichtig. Madeleine würde sowieso nicht wieder heiraten. Ein Fiasko genügt ihr.
    Hugo, mal wieder typisch, trinkt Rotwein und raucht, noch typischer, Gauloise . Er muss beharrlich daran ziehen, damit das Maispapier nicht erlischt. Fehlen nur noch die Baskenmütze und das meterlange Baguette unterm Arm. Am liebsten hätte Madeleine gelacht und sie fragt sich, warum sie heute so sarkastisch denkt. Das mag mit dem Anruf ihrer Anwältin zu tun haben.
    » Ich sehe dir an, du hast Neuigkeiten«, sagt Hugo.
    Madeleine lässt sich eine Cola mit Strohhalm bringen. Aus dem Innenraum des Cafés dringt Madonnas Stimme. Like A Virgin! Von wegen, Mädchen, denkt Madeleine. Ausgerechnet du!
    Bevor sie antworten kann, schießt ihr ein Gedanke durch den Kopf.
    Warum erzähle ich Hugo das alles?
    Weil er ihr geholfen hatte, als es ihr nach Henrys Betrug schlecht ging, sie auffing und regelrecht aufpäppelte. Er übernahm einige ihrer Vorlesungen und eine Zeitlang ihre Verantwortung. Dafür ließ sie ihn an ihre Muschi und letztendlich ist man quitt.
    »Ja, es gibt was, Hugo«, sagt sie leichthin.
    Er grinst und macht eine weite Handbewegung, die Zigarette lasziv zwischen Daumen und Zeigefinger. Er sieht sie an und wartet.
    Na gut. Das noch, aber dann reicht’s, beschließt Madeleine. Das ist sie ihm schuldig, denn er hat sie mit guten Ratschlägen versorgt, als sie nach dem Tod ihrer Mutter begann, ihren Vater zu

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