Die Mitternachtsprinzessin
Sie konnte nicht viele Männer gekannt haben, ehe sie hier auftauchte. Er trank noch einen Schluck Wein. Plötzlich kam ihm ein erschreckender Gedanke. Derek hatte ihm doch gewiss keine Jungfrau gekauft?
Gütiger Himmel.
„Also“, sagte Sophia endlich, als ihr Mahl beendet war. Sie lehnte sich zurück und ließ den Wein in ihrem Glas kreisen. „Sie sind ein Kavallerieoffizier.“
Sofort spannte sich sein Körper an. „Das war ich. Ich habe den Dienst quittiert“, sagte er.
„Haben Sie in Spanien gekämpft?“, fragte sie und sah ihn aufmerksam an.
Er schüttelte den Kopf. „In Indien.“ Ihre Fragen waren ihm unangenehm, aber er hatte ihr versprochen, ihr zu antworten, wenn sie mit ihm ins Haus zurückkehrte. Sie war dieser Aufforderung gefolgt, also musste er sein Versprechen halten.
„Indien“, wiederholte sie und ermutigte ihn damit.
„Ich wurde in Kalkutta geboren. Mein Vater hatte einst eine hohe Position bei der East India Company inne, aber er hat sich vor Jahren in den Ruhestand begeben, und jetzt ist er Privatier.“ Gabriel lächelte, als er von seinem Vater sprach. Sie hatten sich immer sehr nahegestanden. „Lord Arthur Knight.“
„Lord?“
„Oh ja. Der ältere Bruder meines Vaters war ein Duke, er ist verstorben. Der jetzige Duke ist mein Cousin.“
Sie hob eine Braue hoch und sah ihn halb amüsiert, halb beeindruckt an. „Welcher?“
„Hawkscliffe.“
„Ah, der Tory, der sich den Whigs zuwandte und seine Mätresse heiratete.“
Gabriel verzog das Gesicht. „So ungefähr.“
„Sie entstammen also einer skandalumwitterten Familie. Sie haben Glück, dass Ihre Stellung Sie vor dem Gerede schützt.“
„Das ist richtig.“ Er runzelte die Stirn. „Sie lesen die Klatschblätter, oder so etwas?“ Er hatte nicht erwartet, dass sie überhaupt lesen konnte.
„Oh nein“, erwiderte sie rasch. „Ich habe die Gespräche feiner Damen belauscht.“
„Aha. Ich scheine das einzige Mitglied unserer weitläufigen Familie zu sein, dem kein Skandal anhaftet.“ „Bisher“, erwiderte sie mit einem Augenzwinkern.
Er sah, wie sie sich langsam über die Lippen leckte. Schließlich hielt sie inne, als müsste sie ihren Mut zusammennehmen, um ihm die nächste Frage zu stellen. Gabriel wappnete sich.
„Haben Sie diese Narbe in Indien bekommen?“
Er nickte.
„Wie ist das passiert?“
Er sah sie eine Weile an, dann seufzte er. „Lord Griffith, der Sandkastenfreund meines Cousins, jener Duke, von dem ich gerade sprach, außerdem ein langjähriger Freund der Familie, kam in einer diplomatischen Mission nach Indien. Er ist ein hochrangiger Diplomat des Außenministeriums. Vielleicht haben Sie bei Ihrem Lauschen etwa auch! von dem Marquess of Griffith gehört?“, fragte er spöttisch, als er ihren Blick bemerkte.
Sie nickte mit großen Augen.
Gabriel lachte leise und schüttelte den Kopf. „Nun, in Anbetracht der langen Beziehungen zwischen den Hawkscliffes und den Griffiths ließ Griff es sich nicht nehmen, auch unseren Zweig der Familie zu besuchen, als er in Kalkutta eintraf. Wobei er meine Schwester kennenlernte, die er am Ende heiratete, aber ich schweife ab. Griffith bat meinen Bruder und mich, ihn zur Absicherung seiner geheimen Mission ins Landesinnere zu begleiten. Der arme Teufel hatte die Aufgabe, Britannien vor einem Krieg mit dem Maratha-Reich zu bewahren. “
Sophia starrte ihn an, als hätte sie ein Gespenst gesehen. „Sie waren Leibwache bei einer diplomatischen Mission?“
„In diesem Fall ja. Ich kann Ihnen versichern, dass ich lieber auf dem Schlachtfeld bei meinen Männern gewesen wäre, aber meine aristokratische Familie machte mich zum bevorzugten Kandidaten, um wichtige Persönlichkeit ten durch Indien zu geleiten, wenn sie zu Besuch aus London kamen. Schlicht gesagt bestand meine Aufgabe darin, zu verhindern, dass sie getötet wurden. Die meisten von ihnen waren dumme Blender“, meinte er. „Wie Kinder Liefen umher, als wären sie noch in Mayfair. Ungeachtet, aller Gefahren beleidigten sie die Ortsansässigen, ohne es überhaupt nur zu bemerken. “ Wieder schüttelte er den? Kopf. „Griff war jedoch einer der wenigen, die verdammt! genau wussten, was sie taten.“
Gabriel verstummte und starrte in die zuckende Kerzenflamme, während er an all das dachte, was während Griffs Mission geschehen war, vor allem an ihre schicksalsträchtige Visite bei dem Maharadscha von Jaipur. Voller Unbehagen versuchte er die Vergangenheit abzuschütteln.
Der
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