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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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ihn bestimmt zum Überlaufen bringen. Ich dachte an seine Mutter, die trotz ihres katholischen Glaubens vermutlich nichts dagegen hatte, wenn uneheliche Kinder gleich nach der Geburt ertränkt wurden – am allerwenigsten, wenn sie einer Verbindung zwischen ihrem Sohn und einem indischen » Heidenmädchen « entstammten.
    Ich brachte das Pferd zum Stehen, glitt aus dem Sattel und fiel weinend auf die Knie, denn ich wusste, dass die Schuld ganz allein bei mir lag.
    Schließlich tröstete ich mich damit, dass ich an Bord des Schiffs ein paar Wochen Zeit zum Nachdenken haben würde und außerdem das Geld von den Rubinen besaß, um meine Entscheidung, wie sie auch immer ausfallen mochte, in die Tat umzusetzen. Sicher war nur, dass das Kind in meinem Bauch sechs Monate später das Licht der Welt erblicken würde.
    Ich hatte meinen Patienten oft geraten, den Willen der Götter zu akzeptieren und um Kraft und Demut zu beten. Das musste ich nun selbst tun, wenn ich die Krise überstehen wollte.
    In der folgenden Woche reisten wir nach Europa ab. Indiras Hand suchte nach der meinen, als wir von Deck aus zusahen, wie Indien allmählich in der Ferne verschwand.
    Indira erwachte bald schon zu neuem Leben und durchtanzte die Nächte mit den zahlreichen jungen Männern, die sie umschwärmten. Endlich hatte ich Muße, über meine Zukunft nachzudenken, und ich legte mir einen Plan zurecht.
    Nach unserer Ankunft in Le Havre nahmen wir den Zug nach Paris und checkten im Ritz ein. Von dort aus schickte ich der Maharani sofort ein Telegramm, in dem ich ihr mitteilte, dass wir sicher angekommen seien und in den folgenden Tagen mit dem Zug zu der Klinik in den Schweizer Alpen fahren würden. Prinz Varun erwarteten wir für den folgenden Morgen.
    Indira probierte völlig überdreht unzählige Kleider und verwarf sie wieder.
    » Ich hab nichts zum Anziehen! Es ist so lange her, dass ich in Europa einkaufen war. Alle meine Sachen sind altmodisch. «
    » Dein Prinz wird dich lieben, egal, was du anhast. «
    In jener Nacht konnten wir beide nicht schlafen.
    » Hast du eine Ahnung, wohin du mit Varun von hier aus fahren wirst? « , fragte ich.
    » Er schreibt, dass wir so schnell wie möglich heiraten und dann in Europa bleiben müssen, bis sich die Aufregung zu Hause gelegt hat. Anni, findest du das, was ich tue, falsch? Es wird Ma und Pa das Herz brechen. «
    » Irgendwann werden sie darüber hinwegkommen. Indy, ich hab dir schon einmal gesagt, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun müssen, um glücklich zu werden. «
    » Auch wenn wir damit den Menschen wehtun, die wir lieben? «
    » Manchmal ja. Aber hoffentlich glätten sich die Wogen bald. Deine Eltern lieben dich zu sehr, um dich zu verstoßen. Mir allerdings wird deine Mutter wohl nie vergeben « , sagte ich in die Dunkelheit hinein.
    » Natürlich wird sie das, weil sie bestimmt denkt, dass ich dich überredet habe. Sie werden mir die Schuld geben, Anni. Dafür sorge ich schon. «
    » Du wirst tatsächlich einen attraktiven Prinzen zum Mann haben, der dich liebt, wie wir es uns damals als Kinder erträumt haben. «
    » Und du wirst zu dem deinen zurückkehren, und wir werden beide glücklich sein bis an unser Lebensende. «
    Während ich mich in den langen Stunden bis zum Morgengrauen schlaflos im Bett wälzte, wurde mir immer klarer, dass mein Traum dabei war, sich in einen Albtraum zu verwandeln.
    Am folgenden Tag betrat endlich Indiras Prinz den Salon, und Indira warf sich mit einem Freudenschrei in seine Arme. Ich zog mich so diskret wie möglich zurück.
    Als ich einige Stunden später zurückkehrte, saß Indira, einen Stift in der Hand, mit nachdenklicher Miene am Sekretär.
    » Da bist du ja, Anni. Ich brauche deine Hilfe. Varun sagt, ich muss meine Eltern sofort informieren, dass wir heiraten wollen. Wenn der Brief sie in Indien erreicht, werden sie nicht mehr eingreifen können. Aber ich … « , Indira runzelte die Stirn, » … ich weiß nicht, was ich schreiben soll. «
    » Natürlich helfe ich dir. Doch verrat mir zuerst: Entspricht der Prinz deinen Erwartungen? «
    » O ja « , antwortete Indira mit verträumtem Blick. » Er hat bereits eine spezielle Heiratsgenehmigung für uns besorgt und sagt, wir dürfen keine Zeit verlieren, weil meine Familie sonst möglicherweise über ihre Spione in Paris von unserem Vorhaben erfährt. Deshalb soll die Trauung schon übermorgen im Rathaus stattfinden. Ich werde einen Trauzeugen brauchen. Würdest du das für mich machen,

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