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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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begann Ari vorsichtig, » meine Äußerung, dass Moh an jenem Tag mit Donald am Bach gestorben ist, scheint Sie nicht überrascht zu haben. Den Bediensteten und den Leuten im Ort wurde doch gesagt, Moh hätte Anahita bei ihrer Verhaftung begleitet. Wieso wussten Sie die Wahrheit? «
    » Die kannte ich nicht. In meiner Kindheit wurde getuschelt. Sie können sich bestimmt vorstellen, wie das bei Bediensteten ist. «
    » Moh war an jenem Morgen nicht bei Anahita. Die Polizeibeamten haben ihr nicht erlaubt, ihn mitzunehmen, und sie hat ihn später nie wiedergesehen. Aber ich glaube, das ist Ihnen bekannt « , schloss Ari mit leiser Stimme.
    » Was weiß man schon sicher … «
    » Mabel, in ein paar Tagen reise ich nach Indien zurück und komme nie wieder nach Astbury Hall. Es war der letzte Wunsch meiner Urgroßmutter, dass ich die Wahrheit über ihren verlorenen Sohn herausfinde. Bei meinen Nachforschungen bin ich wieder und wieder in Sackgassen geraten. Anthony will nicht reden … «
    » Seine Lordschaft weiß nichts! « , fiel sie ihm ins Wort. » Sie sollten ihn nicht aus der Fassung bringen, Mr Malik. Er ist zartbesaitet, und meine Tochter hat schon genug Mühe mit ihm. «
    » Sie sind meine letzte Hoffnung. Bitte, Mabel, erzählen Sie mir, was damals tatsächlich mit Moh passiert ist. Ich schwöre, dass ich kein Wort verraten werde. Nach allem, was Anahita der Astburys wegen erdulden musste, fände ich es nur gerecht, wenn die Geschichte endlich aufgedeckt würde. Ist Moh an jenem Tag wirklich am Bach gestorben, oder hatte Anahita all die Jahre recht, und er war am Leben? «
    Der Blick der alten Dame begann zu flackern.
    » Nein, der kleine Moh ist an jenem Tag nicht gestorben « , seufzte sie schließlich. » Aber der Blitz soll Sie treffen, wenn Sie das irgendjemandem verraten. Brenda weiß genauso wenig von der Geschichte wie Seine Lordschaft, verstehen Sie? «
    » Danke, Mabel « , sagte Ari mit leiser Stimme, den es sehr berührte, dass Anahita all die Jahre recht gehabt hatte.
    » Mum – Tilly – hat es mir erst auf dem Sterbebett erzählt. Sie wollte sich das Geheimnis, das sie ihr Leben lang gehütet hatte, von der Seele reden, und hatte das Gefühl, ihre Freundin Anahita verraten zu haben. Aber was hätte sie tun sollen? Wenn sie gesagt hätte, was Dad beobachtet hat, wären sie hochkant aus dem Cottage geflogen. «
    » Was Ihr Vater beobachtet hat? « , wiederholte Ari verwirrt.
    » Ja. Vielleicht ist es Schicksal, dass meine alte Mum es mir erzählt hat und Sie jetzt nach Moh suchen. Mein Herz rät mir, Ihnen zu sagen, was mein Dad damals am Bach gesehen hat. Wissen Sie, er war der Hilfsbriefträger …«

Das Cottage am Bach, August 1922

44
    Jim Fenton genoss die warme Mittagssonne auf seinem Rücken, als er übers Moor radelte. An Tagen wie diesem hatte er das Gefühl, als Briefträger den besten Beruf der Welt zu haben, auch wenn es im Winter, wenn Schnee lag, anders aussah. Besonders gern brachte er Miss Anni Post, die manchmal für einen Plausch oder ein Tässchen Tee Zeit hatte. Normalerweise ließ er sich nicht einladen, aber ihr Cottage war so abgelegen, dass es niemandem auffiel, wenn er einmal eine Viertelstunde Pause machte.
    Außerdem hatte Jim Mitleid mit ihr, weil sie ganz allein mit ihrem kleinen Jungen so weit draußen wohnte. Tilly sagte oft, Anni solle in den Ort ziehen, wo sie Gesellschaft hätte, doch Anni schien zufrieden zu sein, wo sie war.
    Da hörte er hinter sich auf dem Feldweg das Geräusch eines Motors. Im Moor begegnete man nur selten Automobilen, und als dieses an ihm vorbeifuhr, sah er, dass es sich um einen Polizeiwagen handelte. Wohin der wohl unterwegs war? In der Gegend gab es nur ein einziges Cottage, das von Miss Anni. Und tatsächlich: Als Jim es wenige Minuten später erreichte, stand das Auto davor.
    Aus dem Innern des Häuschens hörte er laute Stimmen. Gerade als er sein Fahrrad an den Zaun lehnte, ging die Haustür auf, und zwei Männer zerrten die kreischende Anni aus dem Cottage.
    » Ich kann meinen Jungen nicht allein lassen! Bitte, ich muss ihn holen! Er hat bestimmt Angst – bitte … «
    Jim duckte sich hinter den hohen Zaun, als die Männer die sich heftig wehrende Anni auf den Rücksitz des Autos schoben. Dann wurde der Motor angelassen, der Wagen setzte zurück und fuhr mit hoher Geschwindigkeit, eine Staubwolke hinterlassend, in Richtung Ort. Jim begriff nicht so recht, was er soeben beobachtet hatte, er wusste nur, dass der kleine Moh im

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