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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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Cottage allein war.
    Als er zur hinteren Tür des Häuschens rannte und sie öffnete, fiel sein Blick auf einen Topf mit vor sich hin köchelndem Essen auf dem Herd und einen Korb mit feuchter Wäsche auf dem Küchentisch. Egal, was gerade passiert war: Miss Anni hatte nicht vorgehabt, das Haus so überstürzt zu verlassen. Nachdem er den Topf vom Herd genommen hatte, ging er ins Wohnzimmer, um nach Moh zu suchen. Da er dort nicht war, stieg er die Treppe hinauf und streckte den Kopf in einen kleinen Raum, in dem Moh friedlich schlafend in seinem Bettchen lag.
    Jim beschloss, Miss Annis Telefon zu benutzen und Doreen von der Vermittlung im örtlichen Postamt zu bitten, dass sie zu Tilly lief und dieser sagte, sie solle ihn bei Miss Anni anrufen. Sie würde wissen, was zu tun war; bei dem Gedanken, das arme Kind hier allein zu lassen, war ihm nicht wohl. Jim machte sich auf den Weg zu dem Tischchen im Flur, auf dem das Telefon stand. Er befand sich auf halber Höhe der Treppe, als er hörte, wie ein weiterer Wagen vor dem Cottage hielt. Da er von unten nicht nachschauen konnte, wer es war, und es letztlich keinen Grund für seine Anwesenheit in Miss Annis Cottage gab, hastete Jim wieder hinauf in das Zimmer an der Vorderseite des Häuschens, um hinunterzublicken.
    Sein Herz setzte einen Schlag lang aus, als er Lady Maud Astbury höchstpersönlich in Begleitung von Dr. Trefusis aus dem Wagen steigen sah. Lady Maud marschierte den Gartenpfad zur Haustür, worauf Jim, der schreckliche Angst hatte, entdeckt zu werden, sich unter dem Bettgestell aus Metall verkroch. Von dort aus vernahm er, wie die Haustür sich öffnete und wieder schloss, und dann gedämpfte Stimmen von unten.
    » Das Kind schläft bestimmt oben. Holen Sie es. «
    Jim hörte die schweren Schritte des Arztes auf der Treppe und hielt den Atem an, als die Tür des Zimmers aufging, in dem er sich versteckte. Er sah ein Paar glänzend schwarze Schuhe, die nicht weit von ihm innehielten, bevor sie sich wieder in Richtung Flur entfernten.
    » Der Kleine ist hier, Lady Astbury. Soll ich ein paar Sachen für ihn einpacken? Er wird Wechselkleidung und Windeln für die Fahrt brauchen « , rief der Arzt vom anderen Zimmer aus nach unten.
    » Nehmen Sie mit, was nötig ist, aber machen Sie schnell « , antwortete Lady Maud ungeduldig.
    Jim hörte von nebenan das laute Schreien Mohs.
    » Ruhig, Kind « , versuchte der Arzt, Moh zu beruhigen, der sich lauthals darüber beklagte, von einem Fremden aus dem Schlaf gerissen worden zu sein. » Ich würde gern ein paar Fläschchen für ihn mitnehmen, Lady Astbury. Die dürften in der Küche sein. «
    » Wenn Sie meinen. Obwohl ich kaum glaube, dass das Kind auf dem Weg nach London verhungern wird. Beeilen Sie sich! «
    Jims Herz klopfte wie wild. Würden sie den Kleinen nach London zu Miss Anni bringen? Da Jim von klein auf gelernt hatte, niemals an Entscheidungen des Adels zu zweifeln, blieb er in seinem Versteck und lauschte weiter.
    » Sind Sie endlich fertig? « , fragte Maud einige Minuten später.
    » Ja, Lady Astbury. «
    » Gut. Dann bringen Sie mich nach Dower House und fahren Sie mit dem Kind weiter nach London. «
    » Ja, Lady Astbury. Es handelt sich um eine gute Einrichtung, wo hervorragend für die Kleinen gesorgt wird. «
    » Sie werden dort sagen, es handle sich um ein Findelkind, Sie hätten keine Ahnung, woher er stamme oder wer seine Eltern seien. «
    » Ja, Lady Astbury « , antwortete der Arzt, und Jim hörte, wie sie das Haus verließen.
    Jim, der den Atem angehalten hatte, damit ihm kein Wort von dem entging, was die beiden sprachen, stieß die Luft aus.
    Er hörte, wie der Motor angelassen wurde.
    Nachdem er unter dem Bett hervorgekrochen war, wagte er einen kurzen Blick aus dem offenen Fenster und sah einen Reiter auf das Cottage zugaloppieren.
    Jim duckte sich hinter den Vorhang, von wo aus er weiterhin alles mitverfolgen konnte.
    Der Reiter, der gerade von seinem Pferd sprang und sich vor den Wagen stellte, um ihm den Weg zu versperren, war Lord Donald Astbury.
    » Wo ist Anni, Mutter? « , fragte er, nachdem er die Beifahrertür geöffnet hatte. » Und wo bringt ihr Moh hin? Was, zum Teufel, ist hier los? «
    Donald griff ins Innere des Wagens, zog Moh vom Schoß seiner Mutter und nahm ihn auf den Arm. Als der weinende Junge ihn sah, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. » Mr Don! « , rief er erfreut aus.
    » Ja, ich bin’s, mein kleiner Moh, Mr Don. Du musst keine Angst mehr

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