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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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nach.
    » Komm, probier. « Sie reichte mir ein Glas. » Ich mag das Zeug. Die Bläschen steigen einem in die Nase. «
    » Meinst du wirklich? Da ist Alkohol drin, Indy. Bestimmt kriegen wir Probleme, wenn uns jemand erwischt. « Ich blickte mich nervös um.
    » Wen sollte das interessieren, Anni? Außerdem sind wir so gut wie erwachsen. Komm « , drängte sie mich.
    Also trank ich einen Schluck. Als die Bläschen mir in die Nase stiegen, verschluckte ich mich, und Indira musste lachen.
    » So, so, Champagner. Und das in eurem Alter, Mädels? «
    Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken, als Indiras ältester Bruder Raj belustigt beobachtete, wie mir die Tränen in die Augen traten. » Hier, Anahita, nimm mein Taschentuch. «
    Ich bedankte mich, wischte mir die Augen ab und putzte mir verlegen die Nase. Im Lauf des vergangenen Jahres hatte ich für Raj zu schwärmen begonnen. Er hatte nach dem Abschluss in Harrow, einer von Söhnen der britischen und ausländischen Oberschicht besuchten englischen Schule, den Sommer in Darjeeling verbracht. Raj, der mir in seiner westlichen Kleidung unglaublich erwachsen und kultiviert erschien, war der attraktivste junge Mann, den ich kannte.
    » Darf ich euch meinen Freund Prinz Varun von Patna vorstellen? Nach den Ferien gehen wir nach Oxford. Denen zeigen wir, wie man Kricket spielt, was? « Raj machte eine Geste, als würde er einen Ball schlagen.
    » Allerdings. « Prinz Varun nickte. » Na, gefällt euch Mädchen die Fahrt bis jetzt? «
    Ich wandte mich Indira zu, die sonst für uns beide antwortete. Doch die blickte wie verzaubert in die Augen von Prinz Varun.
    » Ja « , sagte ich. » Es ist meine erste Auslandsreise. «
    » Dann lass dich mal von England überraschen und von seinem Wetter erschrecken « , scherzte Raj. » Hoffentlich habt ihr genug Wollsachen und Bittersalz dabei. Und macht euch gefasst auf die Senfbäder, in die sie euch stecken, wenn ihr euch in der Schule eine Erkältung einfangt. Die sind was ganz Spezielles. «
    Da Indira Varun nach wie vor schweigend anhimmelte, sagte ich: » Ich glaube, wir sind gut vorbereitet. «
    » Prima. Tja, dann überlassen wir euch mal wieder eurem Schicksal. « Raj machte eine kleine Verbeugung in meine Richtung und sah dann seine Schwester an. » Du bist so still, Indira. Alles in Ordnung? «
    » Ja. « Indira riss sich widerwillig vom Anblick Prinz Varuns los. » Mir geht’s sogar sehr gut. «
    Indira, die die » langweilige « Party zuvor noch so bald wie möglich hatte verlassen wollen, bestand nun darauf, dass wir uns in eine Ecke setzten und die Gäste beobachteten. Nach einer Weile begann ich zu gähnen und mich nach meinem Bett zu sehnen. Schließlich stand ich auf. » Komm, Indy, ich bin müde. «
    » Noch fünf Minuten « , bettelte Indira, den Blick aufRaj und Varun geheftet, die sich angeregt mit zwei jungen Engländerinnen unterhielten.
    Irgendwann gelang es mir, sie aus dem Salon zurück in unser Zimmer zu locken, wo wir uns auszogen und ins Bett legten.
    » Indy, du warst heute Abend sehr schweigsam. Was ist los? «
    Indira stieß mit geschlossenen Augen einen Seufzer aus. » Alles bestens. Ich habe nur gerade den Mann kennengelernt, den ich einmal heiraten werde. «
    » Wie bitte? «
    » Ja, ich habe es sofort gewusst. «
    » Du meinst Varun? «
    » Natürlich. «
    » Aber Indy, er ist ein Prinz! Das bedeutet, dass seine Eltern schon eine Frau für ihn ausgewählt haben. «
    » Genau wie die meinen bereits wissen, wer mein Mann wird. « Plötzlich schlug sie die Augen auf und sah mich mit einem eindringlichen Blick an. » Ich sage dir, Anni, wir werden ein Paar. «
    Die folgenden Wochen an Bord wurden ein richtiges Katz-und-Maus-Spiel, weil Indira beschloss, Raj und ihrem » zukünftigen Ehemann « überallhin zu folgen. Was bedeutete, dass wir ihnen vor ihren Kabinen auflauerten, wenn sie zum Frühstück oder Mittagessen oder zum Billard- oder Krocketspielen gingen. Dann mussten wir so tun, als wäre die Begegnung ein Zufall.
    Plötzlich begann Indira, der ihr Aussehen immer egal gewesen war, sich Gedanken darüber zu machen, was sie zum Abendessen tragen sollte, und Parfüm von der Frisierkommode ihrer Mutter oder Lippenstift von ihrer Schwester zu benutzen.
    Ich muss gestehen, dass ich ihr Verhalten lächerlich fand und es mir ziemlich auf die Nerven ging. Indira hatte sich das erste Mal verliebt, und mir war klar, dass das bald vergessen sein würde. Doch Indy wäre nicht Indy gewesen, wenn sie sich

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