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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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ranghöchsten britischen Beamten in jedem Prinzenstaat– von Koch Bihar hatte sich erboten, uns zwei während der Ferien bei sich aufzunehmen.
    » Ich kann’s nicht glauben, dass Ma uns zwingt, da hinzufahren! Der Krieg ist doch noch nicht mal erklärt « , ereiferte sich Indira, als sie wahllos Kleidung in ihren Koffer warf. » Ich hab sie angefleht, dass sie mich zu Celestria lässt, aber sie hat Nein gesagt. Was um Himmels willen soll ich nur den ganzen Sommer auf dem platten Land und ohne Freunde anfangen? «
    Gern hätte ich ihr versichert– tat es aber natürlich nicht–, dass ich ihr Gesellschaft leisten würde. Während der Fahrt nach Devon saß sie so weit wie möglich von mir weg auf dem schwarzen Ledersitz, das Gesicht von mir abgewandt. Wie immer verriet ihre Körpersprache alles, was sie nicht in Worte fasste. Ich bedauerte es schon, dass ich nicht in der Schule hatte bleiben können wie manche der anderen Mädchen, deren Eltern sich im Ausland aufhielten, darunter auch meine Freundin Charlotte. Aber wie hätte ich der Maharani erklären sollen, dass ihre Tochter mich nicht mehr als Gefährtin wollte?
    Solche Gedanken konnte ich einer Frau gegenüber, die mich bei sich aufgenommen und bereitwillig für meinen teuren Unterricht gezahlt hatte, weil sie glaubte, dass ihre Tochter sich über meine Gesellschaft freue, nicht aussprechen.
    Als wir in den Park von Astbury Hall fuhren, dauerte es einige Minuten, bis das Haus in Sicht kam. Ich betrachtete es fasziniert, denn es ähnelte dem Palast von Koch Bihar sehr. Die zwei Gebäude wirkten wie verwandte Seelen: das eine aus der Hitze, das andere aus Eis erstanden. Später fand ich heraus, dass derselbe Architekt am Entwurf beider beteiligt gewesen war, weswegen es nicht verwunderte, dass der kalte Monolith vor mir mit seinem zentralen Kuppelbau mir so bekannt vorkam.
    Als wir vor der breiten Steintreppe zum Eingang hielten, öffnete sich die Haustür, und das Personal strömte heraus und bezog auf den Stufen Stellung. Prinzessin Indira wurde königlich empfangen. Sie schritt an den Bediensteten vorbei die Treppe hinauf zu einer streng dreinblickenden Frau mit breiten Hüften, die ein altmodisches edwardianisches Kleid trug.
    » Ich bin Maud Astbury. Willkommen in Astbury Hall, Prinzessin Indira. «
    » Danke, Lady Astbury « , antwortete Indira höflich.
    Ich folgte ihnen ins Innere.
    » Ich hoffe, Ihr Zimmer gefällt Ihnen, meine Liebe. Wir haben im Moment so wenig Personal hier, weil alle jungen Männer zum Militär müssen. «
    Indira, die auf Ehrfurcht stets mit Anmut reagierte, nickte. » Verstehe. Es ist schrecklich nett von Ihnen, dass Sie mich bei sich aufnehmen. «
    » Mein Sohn Donald kommt in ein paar Tagen nach Hause. Er wird die Ferien ebenfalls hier verbringen und kann für Ihre Unterhaltung sorgen. «
    Wie immer stand ich hinter Indira und fühlte mich unbehaglich. Irgendwann bemerkte Lady Astbury auch mich. » Wie ich sehe, haben Sie Ihre Zofe mitgebracht. «
    » Nein « , entgegnete Indira hastig. » Anahita ist meine Freundin und Gefährtin. «
    » Verstehe. « In Lady Astburys Miene war Bestürzung zu lesen, als sie Indira von mir weg zum Fuß der Treppe zog, um mit ihr zu flüstern.
    » Gut, lassen Sie sich mit Ihrer… Gefährtin jetzt nach oben zu Ihren Zimmern führen, Prinzessin Indira. Bitte teilen Sie es mir mit, wenn Sie während Ihres Aufenthalts hier etwas benötigen sollten. Wir sehen uns heute Abend beim Essen. «
    » Tut mir leid, Anni « , sagte Indira wieder einmal, als sie sich in der kleinen dunklen Dachkammer umsah, in der ich einquartiert wurde. » Ma scheint so durcheinander gewesen zu sein, dass sie vergessen hat, dich zu erwähnen. Lady Astbury hat mir versprochen, morgen ein Zimmer auf der Hauptetage für dich herrichten zu lassen. Macht es dir viel aus, wenn du heute Nacht hier schlafen musst? «
    » Aber nein « , antwortete ich, erfreut über Indiras aufrichtige Bekümmerung. » Von hier aus habe ich einen schönen Ausblick. «
    Indira lugte durch die kleinen Fensterscheiben hinaus. » Stimmt. Und wenn du’s überhaupt nicht aushältst: In meinem Bett ist Platz für vier «, meinte sie grinsend.
    » Ich komme schon zurecht, danke. «
    » Tja, dann. Ich bin unten, wenn du mich brauchst. Anni… « Sie nahm meine Hände in die ihren. » Es tut mir leid, dass ich dich in der Schule vernachlässigt habe. Das war nicht so gemeint. «
    Indira schlang die Arme um mich wie früher, als wir noch allein gewesen

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