Die Mitternachtsrose
an.
» Verzeihen Sie, aber Sie kommen mir irgendwie bekannt vor « , sagte Ari, als sie in den hellen Sonnenschein hinaustraten. » Sind wir uns schon mal begegnet? «
» Das bezweifle ich. Viele Leute glauben, mich zu kennen. Gehören Sie zum Filmteam? «
» Nein, ich bin wegen einer Familienangelegenheit hier. Eine Verwandte von mir hat vor langer Zeit in Astbury Hall gearbeitet. Deswegen würde ich mich gern mit Lord Astbury unterhalten, aber ich habe das Gefühl, dass das nicht so einfach ist. «
» Mrs Trevathan hält alles Fremde von ihm fern, also trügt Sie Ihr Instinkt vermutlich nicht « , erklärte die junge Frau, als sie Aris Wagen erreichten.
» Schade « , sagte Ari. » Es könnte nämlich gut sein, dass er diesen Teil seiner Familiengeschichte interessant findet. Egal, ich tue der Frau in der Küche den Gefallen und schreibe ihm. «
» Ich sehe Lord Astbury öfter. Soll ich ihm gegenüber erwähnen, dass Sie hier waren? «, fragte sie.
» Das wäre sehr hilfreich, weil ich mich wahrscheinlich nicht mehr allzu lange in England aufhalten werde. « Er nahm einen Stift und eine weitere Visitenkarte aus seiner Brieftasche und schrieb etwas darauf. » Könnten Sie ihm die geben? Da ist mein Name: Ari Malik. Und daneben habe ich den meiner Urgroßmutter geschrieben, die hier gearbeitet hat. Man kann nie wissen, vielleicht hat er von ihr gehört. «
Als Ari seinen Wagen aufschloss, las die junge Frau, was auf der Karte stand. » Anahita Chavan. Mr Malik, ich sorge dafür, dass er die Karte bekommt. «
» Danke. « Ari holte, einer plötzlichen Eingebung folgend, die Plastikmappe mit der Geschichte seiner Urgroßmutter vom Rücksitz, trennte den Teil, den er gelesen hatte, von dem, den er noch nicht kannte, und reichte ihn ihr. » Könnten Sie ihm das auch geben? Das ist eine Fotokopie der Lebensgeschichte meiner Urgroßmutter. Sie bietet faszinierende Einblicke in das Leben in Astbury Hall und seiner Bewohner in den neunzehnhundertzwanziger Jahren. «
» Das ist genau die Zeit, in der unser Film spielt « , stellte Rebecca fest und nahm die Mappe. » Werden darin irgendwelche alten Familiengeheimnisse aufgedeckt? Das könnte ich mir bei einem Anwesen wie Astbury gut vorstellen. «
» Ich habe die Geschichte noch nicht ganz gelesen; gut möglich. « Ari setzte sich auf den Fahrersitz. » Ihren Namen habe ich nicht mitbekommen. «
» Rebecca, Rebecca Bradley. Bis bald, Mr Malik. « Sie verabschiedete sich mit einem Winken.
Als Ari ihr im Rückspiegel nachschaute, überlegte er, warum die Frau, die er ziemlich attraktiv fand, obwohl er normalerweise nicht auf Blondinen stand, ihm so bekannt vorkam. Er lenkte den Wagen vom Hof auf die Auffahrt, um sich eine Bleibe in der Nähe zu suchen.
Am Ende des Drehtags ging Rebecca in das dunkle Arbeitszimmer, in dem sich das einzige Telefon des Hauses befand, schloss die Tür hinter sich, setzte sich in den abgewetzten Ledersessel und wählte Jacks Nummer. In L. A. war es zehn Uhr morgens, was bedeutete, dass wahrscheinlich selbst Jacks Lebensgeister sich allmählich regten.
» Hallo? « Seine Stimme klang verschlafen.
» Hi, ich bin’s, Rebecca. «
» Himmel, Becks! Ich hab mir schon Sorgen um dich gemacht. «
» Jack, ich hab dir auf die Mailbox gesprochen. Hast du meine Nachrichten denn nicht erhalten? «
» Doch, klar … Wie geht’s dir? Regnet’s bei euch? «
» Nein, warum? «
» In England regnet’s doch immer, oder? «
» Nicht immer, nein « , entgegnete sie ein wenig verärgert. » Und wie läuft’s bei dir? «
» Ach, ich prüfe Drehbücher – ein paar interessante Sachen sind dabei, aber meinem Agenten wird mein Name nicht groß genug erwähnt. «
» Schade. «
» Und du, Becks? Fehl ich dir? «
» Aber ja. Ich bin in einem Wahnsinnshaus untergebracht, weit weg von der Presse. Es ist sehr ruhig. Wir kommen gut voran, und Robert Hope ist, glaube ich, bis jetzt sehr zufrieden mit meiner Arbeit. «
» Prima. Wie lange, glaubst du, wird’s noch dauern? «
» Ich denke, einen Monat. «
» Oje. Wie soll ich denn so lange ohne dich auskommen, Schatz? «
» Das schaffst du schon, Jack. «
» Vielleicht flieg ich einfach rüber zu dir. Schließlich müssen wir Pläne machen, uns auf ein Datum einigen. «
» Jack, ich … « Rebecca seufzte. Er schien verdrängt zu haben, dass sie ihm die Antwort noch schuldete. » Lass uns damit ein bisschen warten, ja? In den nächsten Wochen ist mein Drehplan ziemlich voll. Du weißt ja, wie das
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