Die Mönche vom Sirius
war von den Kuttenträgern auserwählt zu werden? Ach was, sei nicht so paranoid!
»Haben Sie denn eine Erklärung für das Verhalten von Bruder Marius?«, fragte jetzt van Deyk an Patrick gerichtet. »Können die Kridan den Christophorer-Stationen hier etwa nichts anhaben? Ich glaube kaum, dass jemand, der selbst Rettungskapseln gezielt zerstören lässt, sich von irgendwelchen Verhandlungsangeboten becircen lässt – selbst wenn sie mit christophorischem Diplomatie-Geschick vorgebracht werden!«
»Mich beunruhigt etwas ganz anders«, sagte Bruder Patrick. Schon während er der Transmission von der Christophorer-Station auf Schwarzsandwelt zugesehen hatte, war Leslie ein angestrengt wirkender Zug bei seinem wissenschaftlichen Berater aufgefallen.
Und auch danach hatte er gereizter gewirkt als sonst.
Eine Falte erschien auf der normalerweise sehr glatten Stirn von Bruder Patrick. Dann beugte er sich vor und ließ seine Finger über die Sensorpunkte des in den Konferenztisch integrierten Touchscreens schnellen.
»Ich möchte mir die Aufzeichnung noch einmal ansehen«, erklärte Bruder Patrick.
»Nichts dagegen einzuwenden«, erwiderte Leslie.
»Es geht mir nicht um Bruder Marius, sondern …«
Er suchte eine bestimmte Stelle in der Aufzeichnung und hatte sie wenig später gefunden. Es handelte sich um eine Kameraeinstellung, in der der weißhaarige Mönch im Hintergrund gut zu sehen war.
Bruder Patrick zoomte ihn näher heran.
»Dieser Mann sieht aus wie …« Seine Finger glitten noch einmal über den Touchscreen. Er suchte eine Datei in den Datenspeichern des Bordrechners und hatte sie wenig später auch gefunden. Ein Bildfenster öffnete sich. Die quasidreidimensionale Darstellung eines weißhaarigen Christophorer-Mönchs erschien dort.
Darunter die Lebensdaten des Mannes:
Bartolo Aragones, Ordensname: Bruder Bartholomäus; geboren 2090, Erde; gestorben 2209, Meerwelt; begründete zusammen mit Abt Mboto Marewo und Meister Darenius 2204 den Christophorer-Orden.
»Er gibt nur wenige Bilder von Bruder Bartholomäus«, erklärte Bruder Patrick. »Er hat es immer abgelehnt, als Vorbild zu gelten oder in Daten-Enzyklopädien abgebildet und als eine Art Säulenheiliger des Christophorer-Ordens angesehen zu werden. Seine Forschungsarbeiten sollten für sich sprechen. Doch nun zu dem, was mich irritiert hat: Ich bin überzeugt, dass beide Männer, der auf der Holoabbildung hier und der hinter Bruder Marius stehend, identisch sind!«
Bruder Patrick ließ den Bordrechner einen Bildvergleich durchführen.
Die festgestellte Übereinstimmung lag bei einhundert Prozent.
Ein Mann, der im gesegneten Alter von 119 Jahren gestorben war, schien hier eine wieder auferstanden zu sein.
Van Deyk ließ es sich nicht nehmen, das Außenteam selbst zu leiten. Das Beiboot PLUTO L-1 wurde von Pilot Bran Riktor geflogen. Da es auf Schwarzsandwelt keinerlei Atomsphäre gab, musste sofort mit Antigrav geflogen werden.
Van Deyk hatte Zhao Dupont, den Leitenden Ingenieur, auf diese Mission mitgenommen. Schließlich bestand ein Teil der Aufgabe darin, herauszufinden, was mit der BERESANTO geschehen war. Eine eindeutige Auskunft hatten die Christophorer darüber bisher nicht gegeben.
Außer van Deyk und Dupont war noch eine Truppe von sechs Marines unter dem Kommando von Sergeant Gordon Kovac an Bord. Sie trugen schwere Panzeranzüge und waren mit Gauss-Gewehr und Nadler bewaffnet.
Nicht, dass Commander van Deyk ernsthaft erwartet hätte, dass ihm ausgerechnet die Christophorer militärischen Widerstand entgegensetzten – aber der Captain der PLUTO wollte auf alles vorbereitet sein. Abgesehen davon waren die Marines im Hinblick auf Rettungs- und Bergungseinsätze gut ausgebildet – und es war schließlich nicht ausgeschlossen, dass dem Außenteam der PLUTO L-1 genau so etwas bevorstand.
»Energiestatus des BERESANTO-Wracks liegt nach wie vor bei Null«, meldete Dupont. »Dasselbe gilt für die Christophorer-Station. Nicht einmal der winzigste Impuls ist da anzumessen – oder gar irgendeine charakteristische Emission. Wenn Sie mich fragen, Captain: Es ist völlig ausgeschlossen, dass dort irgendwelche Lebenserhaltungssysteme eingeschaltet sind. Und ganz gleich, was man sich auch immer über die Christophorer erzählen mag – auf einer atmosphärelosen, kalten Welt ohne technische Hilfsmittel zu überleben dürfte auch für die Mönche vom Sirius unmöglich sein.«
»Ihr Fazit?«, fragte van Deyk.
»Was heißt hier
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