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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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Bäckerin.«
    Â»Ãœbung macht den Meister. Ich backe seit meinem sechzehnten Lebensjahr.«
    Â»Es muss schön sein, eine solche Gabe zu besitzen.«
    Julia zuckte mit den Achseln. »Das ist nicht mein Verdienst. Auf die Gabe hat mich jemand gebracht.« Manchmal ärgerte es sie, dieses Talent nicht selbst entdeckt zu haben, und sie musste sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass es egal war, wie man eine Fähigkeit erkannte; wesentlich war, was man daraus machte. Als Emily sie fragend ansah, sagte sie hastig: »Wie war dein erster Tag in Mullaby?«
    Emily verspeiste den letzten Bissen der Madeleine und schluckte, bevor sie antwortete: »Ich bin ein bisschen verwirrt.«
    Julia verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich mit der Hüfte an den alten, olivfarbenen Kühlschrank. »Worüber?«
    Â»Dass meine Mom von Mullaby weggegangen ist. Warum sie den Kontakt mit den hiesigen Leuten nicht aufrechterhalten hat. Hatte sie Freunde? Wie war sie, als sie hier lebte?«
    Julia sah sie erstaunt an. Emily musste noch viel über diesen Ort erfahren, über das Chaos, das ihre Mutter angerichtet hatte. Doch Julia wollte nicht diejenige sein, die es ihr erklärte. »Wie gesagt: Ich kannte sie nicht sonderlich gut«, antwortete sie vorsichtig. »In der Schule haben wir in unterschiedlichen Kreisen verkehrt, und ich hatte damals meine eigenen Probleme. Hast du schon mit deinem Großvater über das Thema gesprochen? Den solltest du fragen.«
    Â»Nein.« Emily schob eine Strähne ihrer kurzen, widerspenstigen Haare hinters Ohr. »Er versteckt sich den ganzen Tag in seinem Zimmer. Haben er und meine Mom sich nicht verstanden? Meinst du, sie ist deswegen nicht mehr hierher zurückgekommen?«
    Â»Das glaube ich nicht. Alle mögen Vance. Komm, setz dich.« Julia legte einen Arm um Emilys Schulter und führte sie von der Küche ins Wohn- und Schlafzimmer. Dort befand sich das einzig schöne Möbelstück in ihrer Wohnung, ein königsblaues Zweisitzersofa, das Stellas Innenarchitektenmutter ihr aus ihren Beständen geschenkt hatte. Außerdem gab es einen Fernseher auf einem alten Beistelltischchen und ein wackeliges Bücherregal voller Töpfe und Pfannen, die in der Küche keinen Platz hatten. Julia hatte den größten Teil ihrer Sachen in Baltimore eingelagert, als sie nach Mullaby gekommen war, und nur ihre Kleidung und Küchenutensilien mitgenommen, was die spartanisch eingerichtete Wohnung erklärte.
    Als sie sich setzten, sagte Julia: »Deine Mutter war das hübscheste und beliebteste Mädchen der Schule. Ohne dass sie sich groß anstrengen musste. Sie trug die richtige Kleidung, hatte die richtige Frisur. Ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Und sie war in Sassafras, einer Gruppe von Schülerinnen aus wohlhabenden Familien. Zu denen gehörte ich nicht.«
    Emily machte große Augen. »Meine Mom war beliebt? Und Opa Vance hatte Geld?«
    Es klopfte an der Tür. »Entschuldige mich kurz«, sagte Julia und stand auf. Da sie Stella erwartete, war sie überrascht, als ihr beim Öffnen der Tür der Duft von frisch gemähtem Heu in die Nase stieg und ihr Blick auf Sawyer fiel.
    Â»Pizza«, erklärte er lächelnd. »Komm doch runter.«
    Da war definitiv etwas im Busch. Anderthalb Jahre brachte Sawyer Stella nun schon jeden Donnerstagabend Pizza, doch noch nie zuvor hatte er Julia dazugebeten.
    Â»Danke, aber das geht nicht.« Sie trat einen Schritt zurück, um die Tür zu schließen.
    Â»Bist du etwa verlegen?«
    Â»Verlegen? Weswegen?«
    Â»Weil ich jetzt weiß, dass du Kuchen für mich bäckst.«
    Sie stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Ich habe nie gesagt, dass ich sie für dich backe. Ich habe gesagt, ich backe sie deinetwegen .«
    Â»Dann hast du es also tatsächlich gesagt.«
    Sie sah ihn an. Ja, das hatte sie. Leider. In der einen Nacht, die sie miteinander gehabt hatten, hatten sie nebeneinander auf dem Football-Feld der Highschool gelegen und zum Sternenhimmel hinaufgeschaut. Er hatte ihr erzählt, wie seine Mutter an Sommernachmittagen Kuchen buk, und egal, wo er sich herumtrieb: Der Duft hatte ihn angelockt. Er hatte ihn gespürt, ihn gesehen .
    Kuchen besaßen die Kraft, jemanden anzulocken. Das hatte sie von ihm gelernt.
    Â»Ich glaub, ich habe gesagt, ich backe Kuchen wegen Menschen wie dir«, erklärte sie.

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