Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin
Autoren: Sarah Addison Allen
Vom Netzwerk:
den anderen zurückkehrte, erwartete Stella sie bereits mit in die Hüften gestemmten Händen. »Also, was ist los?«
    Â»Wie meinst du das?«
    Â»Warum verhältst du dich ihr gegenüber so?«
    Â»Wie verhalte ich mich denn?« Julia runzelte die Stirn. »Warum schaust du mich so an?«
    Â»Ich bin überrascht. Du bist nicht gerade für deine mütterliche Art bekannt.« Stella lachte, hörte aber auf, als sie Julias Miene sah.
    Das war der Preis, den man zahlte, wenn man mit sechsunddreißig keinerlei Neigung zeigte, sein Leben mit jemandem zu teilen.
    Â»War nicht böse gemeint.« Das wusste Julia. Auch Julias Freunde in Baltimore meinten es nicht böse, wenn sie sagten: Dir ist deine Unabhängigkeit zu wichtig. Oder: Du könntest gar keine Mutter sein, weil du cooler wärst als dein Kind. »Lass uns auf der Veranda ein Gläschen Wein trinken.«
    Â»Nein danke.«
    Â»Julia …«
    Â»Ich weiß, dass hier drin was Süßes versteckt ist«, rief Sawyer aus der Küche, und gleich darauf war das Öffnen und Schließen von Schranktüren zu hören.
    Stella verdrehte die Augen. »Vor diesem Mann ist meine Schokolade nirgends sicher.«
    Â»Gib sie ihm, bevor er auch meine Küche auf den Kopf stellt«, bat Julia, als sie sich auf den Weg zur Treppe machte. »Ich muss noch was tun.«
    Zu Hause setzte Emily sich auf den Balkon, das Jahrbuch auf dem Schoß. Am Nachmittag war sie in der Hoffnung, einen Hinweis auf ihre Mutter aufzuspüren, den Schrank und sämtliche Schubladen in ihrem Zimmer durchgegangen. Sie hatte das Gefühl, dass alle ihr etwas verheimlichten. Doch als einziges Indiz dafür, dass Dulcie jemals hier gewohnt hatte, fand sie den Namen ihrer Mutter auf dem verstaubten Schrankkoffer am Fußende des Betts. Abgesehen von ein paar Kleidungsstücken hatte sie nichts Persönliches entdecken können. Keine Fotos, keine alten Briefe, nicht einmal einen Ohrring. Deswegen war Emily zu Julia gegangen. Zum Glück, denn das Jahrbuch war ein richtiger Schatz für sie, auch wenn die neuen Informationen sie verwirrten. Die Roxley School for Girls war ohne Kastensystem, Superlative und Wahlen ausgekommen. Wie hatte ihre Mutter in ihrer Jugend Königin des Schülerballs sein können?
    Emily hatte nie ins Einkaufszentrum gedurft, weil sie dort möglicherweise der Versuchung erlegen wäre, sich etwas zu kaufen, um die anderen Mädchen zu übertrumpfen. Ihre Mutter hatte immer gesagt, Mode solle bei der Beurteilung des Charakters keine Rolle spielen. Was bedeutete, dass man in Roxley Schuluniformen trug. Doch in dem Jahrbuch hatte ihre Mutter die trendigsten Klamotten der Zeit an, und ihre Haare waren gestylt .
    Vielleicht war ihr ihre Jugend peinlich gewesen, und sie hatte gedacht, ihr bodenständiger Ruf könne durch ihre glamouröse Vergangenheit Schaden nehmen.
    Was für ein merkwürdiger Grund, nie mehr zurückzukehren, dachte Emily.
    Als sie Stimmen von der hinteren Veranda des Nachbarhauses hörte, hob sie den Blick. Frauenlachen. Das Geräusch von Gläsern.
    Emily lehnte sich von dem alten Verandatisch, den sie von Laub befreit hatte, zurück. Zwischen den Ästen der Bäume blinkten die Sterne verschwommen wie Christbaumkerzen. Sie war mit zu großen Erwartungen hergekommen. Die Dinge waren nicht perfekt, aber immerhin schienen sie besser zu werden. Sie hatte sich sogar schon mit den Nachbarn angefreundet.
    In der süßen, schwülen Abendluft wurde Emily schläfrig, und obwohl sie die Augen nur kurz schließen wollte, döste sie ein.
    Als sie aufwachte, war es nach wie vor dunkel. Blinzelnd versuchte sie herauszufinden, wie viel Uhr es war und wie lange sie geschlafen hatte.
    Das Jahrbuch war von ihrem Schoß gerutscht. Sie bückte sich mit steifem Rücken danach. Beim Aufrichten prickelte ihre Haut.
    Das Licht war wieder da! Das Licht, von dem Julia behauptete, die Leute würden es für einen Geist halten.
    Fasziniert beobachtete Emily es am Waldrand jenseits der alten Laube hinter dem Haus. Es verschwand nicht wie in der Nacht zuvor, sondern huschte von Baum zu Baum und hielt dazwischen inne.
    Beobachtete es sie?
    Sie schaute zum Nachbarhaus hinüber. Dunkel. Also bemerkte niemand außer ihr das Licht.
    Emily wandte sich wieder dem Licht zu. Was war das?
    Sie stand auf, ging in ihr Zimmer, legte das Jahrbuch aufs Bett und lief mit nackten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher