Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin
Autoren: Sarah Addison Allen
Vom Netzwerk:
Bewunderung. Für jemanden, der auf den ersten Blick so zufrieden mit seinem abgeschiedenen Leben wirkte, lernte Morgan Coffey ziemlich gern neue Menschen kennen. Das machte Win Hoffnung, dass sein Vater irgendwann Wins Freiheitsdrang begreifen würde. Denn genau darum ging es bei diesen morgendlichen Ausflügen. Sie mochten von außen betrachtet der PR für die Coffeys dienen, aber letztlich warb Morgan damit um Akzeptanz.
    Win wusste nicht, wie lange sie schon in dem Diner saßen – nicht so lange, nahm er an, weil das Frühstück noch nicht serviert war –, als sie auftauchte.
    Emily ging, die Sonne im Rücken, mit starr geradeaus gerichtetem Blick an dem Lokal vorbei. Ihre Arme und Beine waren lang – die einzige Ähnlichkeit mit ihrem Großvater. Doch während Vance deutlich zu groß wirkte, stimmten bei Emily die Proportionen.
    Win versuchte herauszufinden, ob sein Vater sie bemerkt hatte. Nein. Morgan schüttelte auf der anderen Seite des Raums jemandem die Hand. Win wandte sich wieder dem Fenster zu, beugte sich vor und verfolgte, wie Emily sich entfernte. Nach einem letzten Blick auf seinen Vater nahm er die Serviette vom Schoß und legte sie auf den Tisch, bevor er mit dem Stuhl zurückrückte und sich aus dem Diner schlich.
    Er folgte Emily mit etwas Abstand. Sie trug Flip-Flops und hatte ein Pflaster an der Ferse. Als sie J’s Barbecue erreichte, blieb er stehen. Sie ging nicht hinein, wartete – auf ihren Großvater. Eine Geste, die gleichermaßen anrührend und verloren wirkte.
    Win befand sich nur zwei oder drei Häuser von ihr weg, so nahe, dass Emily stutzte, als Inez und Harriet Jones ihn unisono begrüßten: »Hallo, Win!«
    Win erwiderte Emilys Blick, bevor er sich widerstrebend Inez und Harriet zuwandte. Die alleinstehenden Schwestern wohnten neben den Coffeys in der Main Street, waren unzertrennlich, identisch gekleidet und benutzten miteinander nur eine Handtasche. Vor langer Zeit, als die Coffeys eine Einfahrt zwischen den beiden Gebäuden hatten anlegen lassen wollen, weil sie so die Garage hinter ihrem Haus auf direktem Weg erreichen konnten, hatten die Jones-Schwestern unter der Bedingung eingewilligt, dass die Coffeys sie jeden dritten Dienstag des Monats auf einen Drink zu sich einluden. Und so saßen sie nun seit über dreißig Jahren einmal im Monat zwischen vier und fünf Uhr auf dem Sofa der Coffeys.
    Â»Hallo, Miss Jones.« Win nickte Inez zu. »Miss Jones.« Er nickte Harriet zu.
    Â»Wir haben gesehen, wie du das hübsche Ding da anglotzt«, bemerkte Inez.
    Wie peinlich!
    Plötzlich packte Harriet Inez am Arm. »Schwester, weißt du, wer das ist?«
    Â»Kann das wirklich sein?«, fragte Inez und packte ihrerseits den Arm von Harriet.
    Â»Ja!«, rief Harriet aus.
    Â»Was führt Sie schon so früh am Morgen hierher?«, erkundigte sich Win, um das Thema zu wechseln.
    Inez gab ein missbilligendes Geräusch von sich. »Sie sieht aus wie ihre Mutter, findest du nicht?«
    Â»Ja, genau.«
    Â»Darf ich Sie nach Hause begleiten?«, fiel Win ihnen ins Wort. »Ich gehe sowieso in die Richtung.«
    Â»Ihre Mutter hat vielleicht Nerven, sie hierherzuschicken«, bemerkte Inez. »Wie kann man einem Kind nur so was antun?«
    Harriet schüttelte den Kopf. Beide starrten Emily unverhohlen an. »Sie passt nicht hierher.«
    Â»Und wie will ihr Großvater sich um sie kümmern? Er kommt doch kaum allein zurecht«, meinte Inez.
    Â»Ich weiß es nicht, Schwester«, antwortete Harriet.
    Â»Meine Damen, wollen wir?«, meldete Win sich wieder zu Wort.
    Inez hob mahnend einen Finger. »Lass dich nicht wie dein Onkel von einem hübschen Gesicht täuschen. Was für eine Tragödie.« Die Schwestern sahen ihn voller Mitleid an. »Schau sie dir an, so lange du willst, aber halte Distanz. Wir werden das jedenfalls machen. Schon deiner Familie wegen. Stimmt’s, Schwester?«
    Â»Ja, es ist das Beste so.«
    Sie entfernten sich, jeweils einen Arm in einen Griff der Handtasche zwischen ihnen verhakt.
    Win schloss kurz die Augen, bevor er sich Emily zuwandte.
    Dass sie verunsichert wirkte, konnte er ihr nicht verdenken.
    Er schob die Hände in die Hosentaschen und näherte sich ihr bemüht lässig. »Hallo noch mal.«
    Ohne seinen Gruß zu erwidern, blickte sie den Jones-Schwestern nach.
    Win fand die mangelnde Sensibilität der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher