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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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Versprechen abgenommen zu schweigen. Red nicht darüber , hatte sie gesagt. Dann gerät es vielleicht in Vergessenheit. Er hatte seine Tochter auf so vielfältige Weise im Stich gelassen, dass er entschlossen war, wenigstens in dieser Sache Wort zu halten. Und das hatte er zwanzig Jahre lang getan. Jetzt wusste er nicht, was er machen sollte. Emily zog bereits die Lichter von Mullaby an. Sie erwartete Antworten.
    Er ging im Dunkeln in die Küche. Doch statt wie üblich im Waschraum einen Blick in den Trockner zu werfen, öffnete er die hintere Tür. Und wie Emily gesagt hatte, sah er am Waldrand ein Licht, das sich nicht bewegte, als beobachtete es das Haus.
    Vance trat auf die Veranda. Sofort verschwand das Licht. Als er ein Seufzen, dann Schritte auf dem Balkon über sich hörte, verließ er die Veranda und schaute hinauf.
    Emily starrte von oben hinüber in den Wald.
    Da sie ihn nicht bemerkte, entfernte er sich leise.
    Er würde seinen Fehler von damals nicht wiederholen.

SIEBEN
    D er Piney Woods Lake lag wie in einer tiefen blauen Schale inmitten eines dichten Kiefernwaldes. Julia stellte ihren alten schwarzen Ford-Truck, der früher ihrem Vater gehört hatte, auf einem der letzten freien Parkplätze über dem Holzsteg ab. Sie war lange nicht mehr hier gewesen. Das letzte Mal vermutlich mit ihrem Vater, vor Beverly. Sie hatte ganz vergessen, wie schön es am See war. Als sie und Emily ausstiegen, wurden sie von einer Mischung sommerlicher Gerüche und Geräusche empfangen: feuchter Sand, Kokosöl, Bootsmotoren, lachende Kinder, Musik.
    Â»Hier steppt der Bär!«, rief Emily begeistert aus. »Toll!«
    Â»Wenn ich mich recht entsinne, hat’s deiner Mutter am See auch gut gefallen. Meines Wissens haben die Mädels von Sassafras im Sommer in der kleinen Bucht Hof gehalten«, erzählte Julia, während sie ihre Strandtasche über die Schulter schwang und Emily voran über den vor Hitze flirrenden Parkplatz eilte.
    Vom Holzsteg gingen sie, der vielen Menschen wegen hintereinander, zum Strand. Emily blieb kurz stehen, um aus ihren Schuhen zu schlüpfen, und schloss schnell wieder auf.
    Zwischen Holzsteg und Bucht hielten sie inne. Auf dieser Seite des Sees standen große Häuser mit Glaswänden, die einen herrlichen Blick auf das glitzernde blaue Wasser boten. Während Julia zwei Handtücher aus der Tasche nahm und auf dem Sand ausbreitete, beschattete Emily die Augen und sah sich um. »Bist du mit Sawyer hier verabredet?«
    Â»Nein. Warum?«, fragte Julia und schlüpfte aus den weißen Shorts, unter denen ihr rotes Bikiniunterteil zum Vorschein kam. Die luftige langärmelige Bluse behielt sie an.
    Â»Weil er gerade kommt.«
    Julia drehte sich um. Sawyer, der überall herausstach, fiel in dieser Umgebung mit Sonne und Sand noch am wenigsten auf, denn er glänzte golden wie ein richtiger Sonnenkönig.
    Â»Ich mag ihn«, bemerkte Emily. »Mir war sofort klar, wie er reden würde. Keine Ahnung, warum.«
    Â»Bei manchen Männern weiß man gleich, dass sie aus den Südstaaten kommen. Sie müssen gar nicht den Mund aufmachen«, stellte Julia fest. »Sie wecken positive Erinnerungen – an Picknicks oder Wunderkerzen in der Nacht. Südstaatenmänner halten einem die Tür auf, sie nehmen einen auch dann noch in den Arm, wenn man sie anbrüllt, und sie vergessen nie ihren Stolz, komme, was da wolle. Aber man darf ihnen nicht alles glauben. Mit ihrer speziellen Gabe schaffen sie es, einen immer wieder um den Finger zu wickeln.«
    Â»Was für eine Gabe?«, fragte Emily interessiert.
    Â»Hoffentlich findest du das nie raus«, antwortete Julia.
    Â»Hast du einschlägige Erfahrungen?«
    Â»Ja«, antwortete Julia leise, als Sawyer sie erreichte.
    Â»Hallo, die Damen.«
    Â»Hallo, Sawyer«, sagte Emily und setzte sich.
    Julia nahm auf dem Handtuch neben ihr Platz und stopfte ihre Shorts in die Strandtasche. »Was machst du denn hier?«
    Â»Keine Ahnung, Julia. Bären jagen?«
    Sie blinzelte zu ihm hoch. »Ist das eine Umschreibung für irgendwas?«
    Als er sich auf das Handtuch zu ihren Füßen setzte, ohne ihre Frage zu beantworten, sah sie, dass sie sich in seiner Sonnenbrille spiegelte. Was hatte er vor? Warum war er ihr gefolgt? Eigentlich hätten die achtzehn Jahre Schweigen während ihrer Abwesenheit und die anderthalb Jahre abweisendes Verhalten, seit

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