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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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sie in einem von Collier gesponserten Sommerprogramm unterzubringen, weil Julia noch nicht nach Hause wollte. Ihr Vater erklärte sich bereit, sie auch das letzte Highschool-Jahr an der Collier zu lassen.
    Im folgenden Jahr bewarb sie sich um einen Platz am College und wurde genommen. Obwohl sie seit ihrer Schwangerschaft nicht mehr gebacken hatte, waren die Monate der Übung genug gewesen, um ihr einen Job in der Bäckerei eines Lebensmittelladens zu sichern, so dass sie ihrem Vater bei der Finanzierung der Collegegebühren helfen konnte. Inzwischen war Julia dank fortgesetzter Therapiesitzungen in der Lage, ohne Wut an Sawyer zu denken. Und ihr fiel ein, dass er erzählt hatte, wie er dem Duft der Kuchen von seiner Mutter nach Hause gefolgt war. Das wurde für sie zum Symbol. Vielleicht würden ihre Kuchen ihre Tochter – die wie ihr Vater ein Gespür für Süßes hatte – eines Tages zu Julia locken. Dann würde sie ihr erklären, warum sie sie weggegeben hatte.
    Fast zwanzig Jahre später sandte Julia noch immer ihren Ruf nach ihr aus. Das Wissen, dass sie irgendwo da draußen war, half Julia, die Tage zu bewältigen. Sie konnte sich kein Leben ohne dieses Wissen vorstellen.
    Sawyer hingegen führte ein Leben ohne ein solches Wissen.
    Ihr wurde klar, dass sie es ihm gestehen musste.
    Bisher hatte sie geglaubt, sich in Mullaby elend zu fühlen.
    Doch die folgenden sechs Monate würden die Hölle werden.
    Julia hörte leises Klopfen. Als sie die Augen aufmachte, überraschte es sie zu sehen, dass der Abendstern bereits am dunklen Himmel prangte. Sie stand auf und ging zur Tür.
    Â»Julia?«, rief Stella. »Julia, alles in Ordnung? Du bist so ruhig. Sawyer ist weg, falls du darauf gewartet hast.« Schweigen. »Okay. Ich bin unten, wenn du mich brauchst. Wenn du reden möchtest.«
    Sie hörte, wie Stella sich entfernte.
    Julia legte den Kopf kurz an den Türpfosten, bevor sie auf den Flur hinaustrat und in ihre Küche ging.
    Ein Kolibrikuchen, beschloss sie, als sie das Licht in der Küche einschaltete. Er bestand aus Bananen, Ananas, Pekannüssen und hatte eine Frischkäseglasur.
    Julia würde einen federleichten Kuchen backen, leicht genug, um wegzuschweben.
    Sie öffnete das Fenster.
    Um zu ihrer Tochter zu schweben.

ZEHN
    D er Wagen hatte einen Achtspurrekorder und ein riesiges Lenkrad wie auf einem Boot, und im Innern roch es nach Hustenbonbons.
    Emily liebte diesen Wagen.
    Als der Mechaniker das Auto am folgenden Tag zurückbrachte, setzte sie sich gleich hinters Steuer. Und stellte fest, dass sie kein Ziel hatte. Je mehr sie darüber nachdachte, desto weniger wollte sie Mullaby verlassen. Obwohl sie das nie laut ausgesprochen hätte, fühlte sie sich durch die menschlichen Schwächen ihrer Mutter merkwürdig getröstet. In Boston war Dulcie ihr ein Vorbild gewesen, dem sie nicht das Wasser reichen konnte. Manchmal hatte sie ihrer Mutter das übel genommen und deswegen ein schlechtes Gewissen gehabt. Doch nun stellte sich heraus, dass nicht einmal Dulcie selbst ihren hohen Ansprüchen hatte genügen können. Jedenfalls nicht in Mullaby.
    Emily blieb im Wagen sitzen, bis es ihr zu warm wurde, und stieg dann aus. Julia konnte sie nicht besuchen, denn die war unterwegs. Und sie wollte nicht ins Haus, weil Opa Vance ein Nickerchen hielt. Außerdem machte die neue Schmetterlingstapete in ihrem Zimmer, die sich manchmal zu bewegen schien, sie nervös. Emily begriff einfach nicht, wie das möglich war. Sie schlenderte zur hinteren Seite des Hauses. Der Garten war so überwuchert, dass man von dort aus kaum die Laube erkennen konnte. Es wunderte sie, dass sie sich in der Nacht, in der sie den Lichtern von Mullaby gefolgt war, nichts Schlimmeres zugezogen hatte als eine Schnittwunde an der Ferse.
    Da sie nichts Besseres zu tun hatte, sammelte sie Zweige und heruntergefallene Äste vom Boden auf. Anschließend suchte sie in der Garage erfolglos nach einem Rasenmäher. Dafür entdeckte sie eine Gartenschere, mit der sie die Buchsbaumsträucher bei der Laube stutzte, wobei sie einen großen Frosch aus dem Schatten aufscheuchte.
    Während sie Pfosten und Gitter der Laube freilegte, wich der fette Frosch nicht von ihrer Seite.
    Einer der abgeschnittenen Zweige landete auf dem Tier. Als Emily sich lachend bückte, um es davon zu befreien, fiel ihr Blick auf ein großes Herz mit den Initialen D S

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