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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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paar Straßen entfernt gesehen hatte. Warum hatte sie ihn so weit von seinem Haus weg geparkt? Wollte sie ihren Besuch bei ihm verheimlichen?
    Sawyer schaltete den Motor aus und stieg mit seiner Aktentasche aus dem Lexus. Er war den ganzen Tag damit beschäftigt gewesen, Mietobjekte zu besichtigen, weil die Hausverwaltung seiner Familie in die Nachbarbezirke zu expandieren begann. Anfangs war sein Vater dagegen gewesen. Viele Jahre waren die Coffeys, denen die meisten Häuser in Mullaby gehörten, ihre einzigen Kunden gewesen. Sawyer hatte seinen Vater lange beknien müssen, bis sie zusätzlich Objekte zur Verwaltung übernahmen. Mittlerweile gingen die Geschäfte so gut, dass sie mit dem Gedanken spielten, eine Außenstelle einzurichten.
    Als er sich Julia näherte, stand sie auf. Sie trug Jeans sowie eine dunkelblaue Bauernbluse mit offenem Kragen und war wunderschön mit ihren großen braunen Augen und den hellbraunen Haaren, die im Licht der Nachmittagssonne glänzten. Sawyer, der die pinkfarbene Strähne nicht sehen konnte, verspürte den unwiderstehlichen Drang, nach ihr zu suchen. Julia hatte ihn immer schon fasziniert, wie neugierige Menschen oft von Dingen angezogen werden, die sie nicht verstehen. Doch er hatte es sich ein für alle Mal mit ihr verdorben, schon mit sechzehn.
    Bis zu jener Nacht auf dem Football-Feld hatte er sich nur Tagträumen von ihr hingegeben. Er war bei allen beliebt gewesen, sie die Punkerin der Schule. Weil er glaubte, keine Chance bei ihr zu haben, hatte er Distanz gehalten und sie aus der Ferne beobachtet. Jene Nacht war dann jedoch genau wie in seinen Träumen gewesen. Aber leider fehlt Teenagern der Weitblick. Als Julia am folgenden Tag ins Internat aufgebrochen war, hatte er es mit der Angst zu tun bekommen. Er und Holly hatten die Zustimmung seiner und ihrer Eltern und der gesamten Schule. Besonders nach der Geschichte mit Dulcie und Logan war ganz Mullaby gegen Julia gewesen und hatte ihre Freunde mit Argwohn betrachtet. Deswegen hatte er an dem festgehalten, was ihm sicher erschien. Und Julia war ihm nun mal nicht sicher erschienen. In ihrer merkwürdigen Unberechenbarkeit war sie so ganz anders gewesen als er. Anders als alles, was er kannte. Er hatte ziemlich übel auf ihre Mitteilung reagiert, dass sie schwanger sei. Die Erinnerung an dieses Gespräch lief in seinem Kopf ab wie ein Film. Dies war für ihn die einzige Methode, sich davon zu distanzieren. Das war nicht er gewesen, sondern sein Geist, ein schrecklicher Junge, der ein Mädchen zur Abtreibung gedrängt hatte, um nicht die Verantwortung übernehmen zu müssen.
    Am Ende hatte das Schicksal sich doch gerächt. Er hatte geglaubt, sich weiterentwickelt zu haben, mit Holly und mit dem Familiengeschäft. Aber dann war Julia zurückgekehrt, und ihm war zum ersten Mal klar geworden, dass er sich keinen Schritt weiterbewegt hatte.
    Er hatte einfach nur darauf gewartet, dass sie zurückkommen und ihm vergeben würde.
    Â»Du weißt, wo ich wohne?«, begrüßte er sie, als er die Stufen zu ihr emporstieg.
    Â»Jemand hat mir erzählt, dass dir das große Haus in der Gatliff Street gehört, und ich dachte zuerst, du wohnst dort. Aber von Stella weiß ich, dass du nach der Scheidung von Holly hierhergezogen bist.«
    Â»Das Haus in der Gatliff Street gehört nach wie vor Holly und mir.« Er betrat die Veranda. »Als sie nach Raleigh gegangen ist, haben wir uns darauf geeinigt, es zu vermieten und uns die Mieteinnahmen zu teilen.«
    Â»Warum bist du nicht einfach dringeblieben?«
    Â»Es war zu groß. Meine Familie hat es uns zur Hochzeit geschenkt. Sechs Zimmer. Es war ein Wink mit dem Zaunpfahl: Sie wollten Enkel.«
    Â»Ach«, sagte Julia verlegen.
    Â»Muss dir nicht peinlich sein. Ist es mir auch nicht. Ich hab mich damit abgefunden.«
    Ihr Blick verriet ihm, dass sie ihm das nicht abkaufte. Um das Thema zu wechseln, hielt sie ihm die Kuchenschachtel hin. »Ich hab dir heute Nacht einen Kolibrikuchen gebacken«, erklärte sie.
    Er stellte verblüfft die Aktentasche ab und nahm die Schachtel. »Du hast einen Kuchen für mich gebacken?«
    Â»Mach dir keine falschen Hoffnungen. Ich muss dir ein paar Sachen erklären. Später.«
    Später. Merkwürdig. Und vielversprechend. Später bedeutete, dass es Zeit bis dahin gab. Zeit, die er mit ihr verbringen konnte. »Und mit dem Kuchen willst du mich auf

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