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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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Wenn sie von ihrem Blumenladen heimkam, roch sie immer nach Nelken. Der Duft strömte ihr voran ins Zimmer wie ein Tier, das sich freute, wieder zu Hause zu sein.
    Â»Ich hab dir doch gesagt, dass sie bald kommt«, fauchte Julia Sawyer an.
    Â»Störe ich?«, fragte Stella schmunzelnd. »Ich kann auch später wiederkommen. Oder gar nicht. Ich bleibe gern die ganze Nacht weg.«
    Â»Du störst nicht. Gute Nacht.« Julia wandte sich ab und lief die Treppe zu ihrem Bereich hinauf.
    Â»Gute Nacht?«, rief Stella ihr nach. »Es ist doch erst fünf.«
    In ihrem Schlafzimmer sank Julia aufs Bett und starrte die gelben Rechtecke an, die die Sonne an die Decke warf.
    Ihr Aufenthalt in Mullaby, dachte sie, brachte ihr Leben gründlich durcheinander.
    Die ersten sechs Wochen in der Collier Reformatory waren hart gewesen, weil es dort ziemlich taffe Mädchen gab. Julia verbrachte einen großen Teil der Zeit weinend im Schlafsaal und versuchte immer wieder, Sawyer telefonisch zu erreichen. Das Dienstmädchen teilte ihr jedes Mal mit, er sei nicht zu Hause. Julia weigerte sich, ihren Vater anzurufen oder mit ihm zu sprechen, wenn er sich bei ihr meldete, aus Enttäuschung über das, was er ihr angetan hatte. Ihr Therapeut drängte sie nicht. Anfangs empfand sie ihre Sitzungen als seltsam, doch dann begann sie, sich darauf zu freuen.
    Ihr Therapeut war die zweite Person, der sie sich anvertraute, als sie feststellte, dass sie schwanger war.
    Julia freute sich wie eine Schneekönigin, weil das für sie bedeutete, dass sie nach Hause zurückkehren und mit Sawyer zusammen sein konnte. Sie würden heiraten, zusammenleben und gemeinsam ihr Kind aufziehen. Er würde sie glücklich und zu einem besseren Menschen machen, das wusste sie. Denn er nahm sie wahr, als Einziger.
    Sie rief immer wieder bei ihm an, bis sie das Dienstmädchen mürbe gemacht hatte. Als Sawyer schließlich ans Telefon ging, war Julia über seinen Tonfall verblüfft.
    Â»Julia, hör auf, hier anzurufen«, herrschte er sie an.
    Â»Du … Du fehlst mir. Wo treibst du dich immer rum?«
    Schweigen.
    Â»Hier ist es schrecklich«, fuhr sie fort. »Sie wollen mir Medikamente geben.«
    Sawyer räusperte sich. »Vielleicht ist das gar keine so schlechte Idee, Julia.«
    Â»Doch.« Sie lächelte bei dem Gedanken daran, wie schön alles werden würde. »Es könnte dem Baby schaden.«
    Wieder Schweigen, dann: »Was für ein Baby?«
    Â»Ich bin schwanger, Sawyer. Ich werd’s meinem Therapeuten sagen und dann meinem Dad. Wahrscheinlich bin ich bald wieder zu Hause.«
    Â»Moment«, fiel er ihr ins Wort. » Was ist los?«
    Â»Ich weiß, das kommt überraschend. Für mich auch. Aber begreifst du denn nicht? Das ist wirklich das Schönste, was passieren konnte. Ich komme nach Hause, und wir können miteinander glücklich sein.«
    Â»Ist es von mir?«
    Es schnürte ihr die Brust zusammen. »Natürlich. Das mit dir war mein erstes Mal. Du warst mein erster Mann.«
    Er schwieg so lange, dass sie fürchtete, er habe aufgelegt.
    Â»Julia, ich will kein Kind«, erklärte er schließlich.
    Â»Zu spät«, erwiderte sie und versuchte zu lachen.
    Â»Tatsächlich?«
    Â»Wie meinst du das?«
    Â»Ich bin sechzehn!«, platzte es aus ihm heraus. »Ich kann noch nicht Vater werden! Außerdem bin ich mit Holly zusammen. Was Schlimmeres kann ich mir im Moment nicht vorstellen! Ich habe Pläne für die Zukunft!«
    Wieder dieses Stechen in der Brust; das Atmen fiel ihr schwer. »Du bist immer noch mit Holly zusammen?« Nach dem, was auf dem Football-Feld passiert war, hatte sie geglaubt … wie er sie angesehen und berührt hatte …
    Â»Ich bin seit Ewigkeiten mit ihr zusammen, das weißt du. Wir wollen nach dem College heiraten.«
    Â»Aber die Nacht …«
    Er fiel ihr ins Wort. »Du warst niedergeschlagen.«
    Â»Es geht also nicht nur um das Baby?«, flüsterte sie. »Du willst mich nicht?«
    Â»Tut mir leid. Wirklich. Ich dachte, das ist dir klar.«
    Du dachtest, das sei mir klar? Ihr kamen die Tränen. Sie hatte geglaubt, dass er ihr Retter in der Not sein würde.
    Â»Ich kümmer mich drum«, sagte sie. Egal, ob Sawyer das Kind wollte – sie würde auch allein zurechtkommen.
    Sawyer verstand sie falsch. »Gut. Es ist die richtige Entscheidung, Julia. Toll wird das

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