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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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aneinander, als könnte die Macht, mit der ihre Körper sich vereinigten, alles, was sie zuvor getrennt hatte, ungeschehen machen.
    Hinterher keuchte Sawyer, den Kopf an Julias Hals vergraben: »Auch wenn du mir das angesichts meines traurigen Mangels an Zurückhaltung gerade eben vermutlich nicht glaubst: Ich habe seit meinem sechzehnten Lebensjahr dazugelernt.«
    Sie musste lachen.
    Â»Sobald ich wieder genug Kraft zum Aufstehen habe, demonstriere ich es dir im Schlafzimmer.«
    Als sie aufwachte, war es dunkel im Zimmer. Sie wandte ihm blinzelnd den Kopf zu.
    Ihre Haare waren zerzaust, die pinkfarbene Strähne kringelte sich um ihr Ohr. »Und ich dachte, ich hätte alles im Griff«, seufzte sie.
    Â»Meinst du, du siehst klarer, wenn ich dir eine weitere Nacht verspreche?«
    Julia schmunzelte.
    Sawyer strich mit einem Finger über ihren Unterarm. Als sie merkte, dass er ihre Narben nachzeichnete, entwand sie ihm den Arm. Er zog ihn wieder zu sich heran.
    Â»Warum hast du dir das angetan?«, fragte er.
    Â»Das war meine Art, mit meinen Depressionen und der Einsamkeit umzugehen. Meine ganze Wut hat sich nach innen gerichtet. Ich war übrigens nicht immer so analytisch. Aus diesen Worten sprechen Jahre der Therapie.«
    Er sah ihr in die Augen. »Meinst du, du wirst es wieder tun?«
    Â»Nein. Falls dir das noch nicht aufgefallen sein sollte: Inzwischen bin ich durchaus in der Lage, meine Wut zu zeigen.« Als sie das Gewicht verlagerte, zuckte sie zusammen.
    Â»Alles in Ordnung?«
    Sie räusperte sich. »Es ist … eine Weile her.«
    War es verwerflich, dass ihn das freute? Sawyer hatte oft überlegt, was sie in Baltimore tat, mit wem sie zusammen war. Er wusste so wenig über diesen Bereich ihres Lebens. »Warum bist du nicht nach Mullaby zurückgekommen, Julia?«
    Â»Ich war der Ansicht, dass dort nichts mehr auf mich wartet.« Sie ließ den Kopf aufs Kissen sinken und starrte die Decke an.
    Â»Hattest du denn nie Heimweh?«
    Â»Ich habe ständig Heimweh«, antwortete sie. »Ich weiß nur nicht so genau, wo mein Zuhause ist. Da draußen wartet irgendwo das Glück auf mich, das ist mir klar. Manchmal spüre ich das sogar. Aber es ist, als wollte man den Mond fangen – immer, wenn ich glaube, ihn erwischt zu haben, verschwindet er am Horizont. Ich bin traurig und versuche, ihn zu vergessen, doch dann taucht das verdammte Ding in der nächsten Nacht wieder auf und macht mir neue Hoffnung.«
    Er hatte sie noch nie so ehrlich erlebt. Julia, die ihre Gefühle immer für sich behielt. »Ist das die große Sache, die du mir mitteilen wolltest?«
    Â»Nein.«
    Er stöhnte. »Du bringst mich noch zur Verzweiflung. Ist es etwas Gutes?«
    Â»Ja.«
    Seine Hand wanderte ihren Oberschenkel hinauf. »Besser als diese Nacht?«
    Â»Das kann man nicht vergleichen.« Sie legte ihre Finger auf die seinen und hielt sie fest. »Wie viel Uhr ist es?«
    Er stützte sich auf einem Ellbogen ab und warf einen Blick auf den Wecker auf dem Nachtkästchen. »Kurz nach neun.«
    Sie zögerte. »Morgens?«
    Â»Ja.«
    Julia sprang entsetzt aus dem Bett, trat ans Fenster und zog die schweren Vorhänge auf. Licht ergoss sich in den dunklen Raum. Als seine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, ertappte er sich dabei, wie er ihren nackten Körper anstarrte. Er bekam Schmetterlinge im Bauch.
    Â»Es ist Morgen! Warum hast du nichts gesagt? Was sind das für Vorhänge?« Sie ließ die Finger über den Stoff gleiten. »Ich dachte, es ist Nacht!«
    Â»Die sind absolut blickdicht. Ohne sie würde mich jeden Tag die Sonne wecken.« Er schob sich ein paar Kissen ins Kreuz und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Mir gefällt dein Po wirklich sehr gut, aber ich habe das Gefühl, dass meine Nachbarn die bessere Aussicht genießen. Würde es dir etwas ausmachen, dich umzudrehen?«
    Sie trat hastig einen Schritt zurück und bedeckte ihre Blöße mit einem Stück Vorhang. »Habe ich mich wirklich gerade splitterfasernackt deinen Nachbarn präsentiert?«
    Â»Ich habe jedenfalls das Antlitz Gottes gesehen.«
    Â»Ich muss los«, sagte sie und blickte zur Tür.
    Â»Nein.«
    Â»Ich muss Kuchen fürs Lokal backen. Gott, bin ich spät dran. Um diese Zeit bin ich sonst immer schon auf dem Heimweg. Wo sind meine Klamotten?« Sie sah sich um. »Ach,

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