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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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Läden.«
    Â»Warum?«, fragte sie noch einmal.
    Â»Weil der Ort unsere Heimat ist. Viele Jahre lang haben wir geglaubt, wir könnten nur hier leben.«
    Â»Und stimmt das?«
    Er wandte sich ihr zu. »Möchtest du das wirklich wissen?« Meine Schwäche.
    Â»Ja, natürlich.«
    Wenn er es ihr erklärte, gab es kein Zurück mehr. Er musste es ihr zeigen. »Die Männer meiner Familie haben eine … Besonderheit.«
    Â»Was für eine Besonderheit?«, erkundigte sie sich verwirrt.
    Er begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. »Sie ist genetisch bedingt«, antwortete er. »Eine Mutation, die in meiner Familie besonders stark ausgeprägt ist. Mein Großvater hatte sie. Mein Onkel hatte sie. Mein Vater hat sie.« Win schwieg kurz. »Ich habe sie.«
    Â»Was?«
    Er holte tief Luft. »Wir nennen sie das Leuchten.«
    Emily sah ihn verständnislos an.
    Â»Unsere Haut leuchtet in der Nacht.« Es war eine erstaunliche Erfahrung, das jemandem außerhalb seiner Familie zu gestehen, genauso befreiend, wie er es sich erhofft hatte. Sogar noch besser. Jetzt war es heraus. Er wartete auf Emilys Reaktion. Doch die blieb aus. »Und das spürst du«, erklärte er, ging wieder zu ihr und hob die Hände an ihr Gesicht, ohne sie zu berühren.
    Â»Du möchtest mir also weismachen, dass du in der Dunkelheit leuchtest.«
    Win ließ die Hände sinken. »Dass ich ein Werwolf bin, würdest du glauben, das aber nicht?«
    Â»Ich hab dich nie für einen Werwolf gehalten.«
    Â»Die Geschichte reicht Generationen zurück. Meine Vorfahren haben die alte Heimat damals verlassen, um der Verfolgung zu entgehen, weil die Menschen ihre Besonderheit für Teufelswerk hielten. Sie segelten übers Meer; es gibt jede Menge Berichte darüber, dass ihr Schiff Unheil brachte. In Amerika nannten die Eingeborenen sie Mondgeister. Sie ließen sich zu einer Zeit in dieser Gegend nieder, als es hier nur Farmland gab, weit weg von jeglicher Zivilisation. Doch ganz allmählich wuchs der Ort um sie herum. Niemand kannte ihr Geheimnis, und irgendwann wurde ihnen bewusst, dass es ihnen gefiel, nicht mehr so isoliert zu sein. Aber die Geschichten von der früheren Verfolgung wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Wir bewahrten unser Geheimnis bis in die Gegenwart. Das änderte sich in der Nacht, als deine Mutter meinen Onkel durch einen Trick nachts aus dem Haus lockte. An jenem Sommerabend stand er im Musikpavillon vor den versammelten Bewohnern des Ortes, und zum ersten Mal sahen alle, was er konnte.«
    Â»Eine komplexe Geschichte«, lautete ihr Kommentar.
    Â»Emily, du hast mich schon gesehen. Nachts hinter deinem Haus.«
    Sie stutzte. » Du bist das Licht hinter dem Haus? Das Licht von Mullaby?«
    Â»Ja.«
    Â»Warum kommst du nicht mehr?«
    Â»Ich komme jede Nacht. Aber dein Großvater sitzt auf der Küchenveranda unter deinem Balkon und ruft mir zu, dass ich verschwinden soll, bevor du mich bemerken kannst.«
    Â»Mein Großvater weiß Bescheid?«
    Â»Ja.«
    Â»Beweis es mir.« Sie öffnete die Schranktür. Der Schrank war bis auf eine Regenjacke und einen einzelnen Wasserschi leer. »Komm.«
    Sie schob Win in den Schrank, folgte ihm und schloss die Tür hinter ihnen. Es war ziemlich eng. Dann wartete sie kurz in der Dunkelheit, bevor sie ausrief: »Ha! Ich sehe kein Leuchten.«
    Â»Dazu ist Mondlicht nötig«, erklärte er.
    Sie schnaubte verächtlich. »Trifft sich gut.«
    Â»Nein, eben nicht.«
    Â»Das ist albern«, sagte sie und tastete nach dem Türgriff.
    Â»Warte.« Seine Hand landete auf ihrer Hüfte, und sie erstarrte. »Komm heute um Mitternacht zum Musikpavillon. Dann zeige ich es dir.«
    Â»Warum?«, flüsterte sie. »Ist das Teil eines raffinierten Plans?«
    Â»Was für ein Plan?«
    Â»Möchtest du dich für das rächen, was meine Mutter euch angetan hat?«
    Â»Nein«, antwortete er. »Ich hab dir doch gesagt, dass ich dich nicht für ihre Handlungen verantwortlich mache.«
    Â»Trotzdem inszenierst du noch einmal die Nacht mit meiner Mutter und deinem Onkel.«
    Â»Eine schöne Symmetrie, findest du nicht?«
    Â»Okay.« Sie gab sich geschlagen. »Ich werde dort sein.«
    Fast hätte er gelacht. »Du klingst nicht gerade begeistert.«
    Â»Alles wäre leichter, wenn ich dich nicht so gut leiden

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