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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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anderen herausfinden musste.«
    Die Coffey-Männer gingen unterschiedlich vor, wenn sie es ihrer Zukünftigen sagten, aber sie taten es ausnahmslos nach der Hochzeit. Eine Tradition, die wie alle anderen keinen Sinn ergab. Win hatte sich oft gefragt, ob sein Vater es seiner Mutter je verraten hätte, wenn das Familiengeheimnis nicht durch Logan enthüllt worden wäre.
    Â»Mom liebt dich«, sagte Win, der sicher war, dass das einmal gestimmt hatte.
    Morgan erhob sich und ging zur Haustür. »Tagsüber liebt sie mich. Tagsüber lieben uns alle. Glaube mir, Win: Ich will dir Leid ersparen.«

VIERZEHN
    A ls Julia ihren Truck neben dem Müllcontainer hinter dem Lokal abstellte, dachte sie: Was, zum Teufel, hab ich da gerade gemacht? Sie war so wütend auf Sawyer gewesen, dass sie mit ihm geschlafen hatte. War das wirklich der Grund gewesen? Vielleicht hatte sie nur eine Ausrede gesucht. Und jetzt herrschte absolutes Chaos. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, hatte kein Ziel und keinen Plan mehr. Außerdem musste sie mit denselben Klamotten wie am Tag zuvor ins Lokal, in dem es um diese Uhrzeit von Gästen wimmelte. Als sie sich im Rückspiegel betrachtete, entdeckte sie zu allem Überfluss einen Knutschfleck.
    Julia stützte stöhnend den Kopf aufs Lenkrad. Natürlich konnte sie nach Hause fahren. Aber dann kamen möglicherweise Leute vorbei und erkundigten sich, was los sei. Das wollte sie sich ersparen. Abgesehen davon war Sonntag der beste Tag im Lokal, der Tag, der das meiste Geld brachte. Sie musste hin.
    Ohne großen Erfolg versuchte sie, ihre Haare zu ordnen, bevor sie seufzend ausstieg.
    Dass sie das Lokal durch den Hintereingang betrat, bedeutete, dass sie durch den Gastbereich, an den Toiletten vorbei, musste. Als sie feststellte, wie voll es war, blieb sie verblüfft stehen. Obwohl sie wusste, wie gut das Geschäft grundsätzlich lief, war es eine völlig neue Erfahrung für sie, es mit eigenen Augen zu sehen. Ihrem Vater hätte das gefallen. Er hätte sich unter die Gäste gemischt, mit ihnen geplaudert, sich über den neuesten Klatsch informiert. Einen Moment lang sah sie ihn vor sich in T-Shirt und Jeans, Baseballkappe und Schürze, doch dann trat jemand in ihr Blickfeld, und sie verlor ihn aus den Augen. Sie fragte sich, ob er, wenn sie Mullaby verließe, hierbliebe. Würde die Erinnerung an ihn weiterleben?
    Â»Hey, Julia!«, rief jemand von einem Tisch aus, worauf sich mehrere Gäste ihr zuwandten. Einige begrüßten sie, ein paar winkten. Zwei alte Damen, mit denen sie als Kind in die Kirche gegangen war, standen sogar auf, um sie zum Sonntagabendgottesdienst einzuladen. Sonst war sie so früh da, dass sie diese Leute gar nicht sah. Natürlich begegnete sie ihnen im Lebensmittelladen oder auf der Straße, aber so freundlich wie hier waren sie dort nicht. Sie hier zu treffen war etwas anderes. Hier war sie die Inhaberin des Lokals, der Grund, warum sie es nach wie vor aufsuchten und sich darin mit Freunden trafen. Hier war sie Jims Tochter, und die bewunderten sie.
    Julia verdrückte sich mit einem verlegenen Lächeln in die Küche.
    Gegen Mittag war Julia endlich mit den Kuchen fertig und schrieb das Angebot auf die Schiefertafel hinter der Theke.
    Während Julia in der Küche arbeitete, war ihre Stiefmutter Beverly hereingekommen, die nun an einem Tisch bei der Tür auf sie wartete. Das Paar, bei dem sie gesessen hatte, wirkte erleichtert, als sie aufstand.
    Â»Julia!«, rief Beverly und marschierte mit einem großen braunen Umschlag auf sie zu. Mehrere Männer drehten sich nach ihr um. »Ich war zuerst bei dir daheim, weil ich mit dir reden wollte. Was machst du denn um diese Zeit im Lokal? Sonst bist du doch viel früher da. Bei dir kann man sich auf nichts verlassen.«
    Julia, die psychisch und physisch zu erschöpft war, um sich mit Beverly auseinanderzusetzen, stellte die Tafel weg. »Lass uns ein andermal reden, Beverly. Ich bin müde und möchte nach Hause.« Aber wo genau war das?, dachte sie. In ihrer Wohnung im Haus von Stella? Im alten Haus ihres Vaters? In Baltimore? Nichts war mehr klar.
    Â»Nein, nein, nein. Du hast mich schon genug Nerven gekostet, Fräulein. Wenn ich gewusst hätte, dass du im Lokal bist, wär ich gleich hergekommen, statt erst bei Stella vorbeizuschauen. Die Frau ist wirklich seltsam. Was machst du mittags hier?«, wiederholte sie.

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