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Die Mondspielerin: Roman (German Edition)

Die Mondspielerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Mondspielerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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versehentlich im Hafenbecken von Kerdruc zu parken. Als der Ex-Söldner ausstieg, drehte sich Laurine strahlend zu ihm um. »Bonjour, Monsieur Paul«, rief die junge Kellnerin des Ar Mor und wandte sich wieder in Richtung Fluss.
    Paul stellte sich neben sie. »Was gibt’s denn da?« Er guckte ebenfalls zur Mündung des Aven, doch das Einzige, was er sehen konnte, war die Gwen II , die auf den Quai zutuckerte
    »Da!«, rief Laurine. Sie hüpfte aufgeregt auf und ab, und davon wurde Paul schwindlig.
    Auf der Gwen II Simon, wie immer. Und neben Simon …
    »Da!«, wiederholte Laurine, »huhu!«
    »Eine Frau?«, entfuhr es Paul. Wie hatte Simon es geschafft, zwischen halb acht und dijani -Zeit eine Frau zu finden und mit ihr einen Bootsausflug zu machen? Verräter! Hatten sie sich gestern Nacht nicht geschworen, dass die Frauen in ihrem Leben keine Rolle mehr spielen sollten?! Jedenfalls keine allzu tragende.

    Die letzten Meter erledigte Simon doch lieber selbst. Er hatte es genossen, Mariannes vom Meerwasser getränktes Haar zu riechen. Man sollte Meershampoo erfinden und verkaufen, dachte er. Er würde das später mit Paul besprechen, wie sie das Meer in so eine Tube Haarwaschmittel kriegen würden.
    Dann sah Simon Laurine am Quai, und hinter ihr stand Paul mit einer Miene wie sauer eingelegtes Gemüse.

    Marianne trat an die Reling, während Simon anlegte.
    Kerdruc. Sein Anblick krampfte ihr das Herz zusammen, und sie fühlte sich, als ob sie nach einer langen Reise über das Meer erneut nach Hause zurückgekehrt war.
    Unsinn. Unsinn, hör auf, so einen Unsinn zu denken!
    »Guten Morgen, Monsieur Simon!«, rief Laurine.
    Simon fand, Laurine hätte Model werden können. Einmal hatte er ihr das vorgeschlagen, und dass sie nach Paris und Mailand gehen könnte, um reich zu werden. Da hatte sie ihn völlig erstaunt angesehen: »Reich? Aber wozu das denn?« Und das meinte sie auch noch ernst. Die Dreiundzwanzigjährige besaß den Körper einer Frau, aber ihr Geist war oft der eines Kindes, zu schlicht, um zu lügen, und zu naiv, um misstrauisch zu sein.
    Ungelenk half Simon Marianne, aus dem Boot zu klettern.
    »Ich trink nie wieder«, teilte er dann Paul mit, als er aus der Gwen II stieg und das Tau geübt um einen Pfosten schlang.
    »Ich auch nicht«, log Paul und betrachtete Marianne mit Neugier und einem charmanten Lächeln.
    »Paul, das is Mariann. Sie is Deutsche.«
    »Allemande, hm?«, sagte Paul und nahm Mariannes Hand in die seine, um einen angedeuteten Handkuss darauf zu hauchen. »Swei Rulladen bötte.«
    Entgeistert entzog sie ihm ihre Hand.
    Simon stieß ihn an. »Lass das. Sie is schüchtern.«
    Paul wechselte ins Bretonische. »Ich dachte, wir hätten das mit den Frauen geklärt. Du bist mir ja ein feiner Kumpel, kaum dreht man dir den Rücken zu …«
    »Ach hör auf. Ich war grad schwimmen, da kam sie nackt aus der Kajüte …«
    »Nackt?!«
    »Und die Katze auch.«
    »Und dann? Habt ihr …?«
    »Sie hat mich fast ertränkt.«
    »Die Katze …?«
    »Als ich das Mädel da retten wollte, garz, sie is ins Wasser gefallen!«
    »Ich versteh das nicht.«
    »Dann frag doch nich.«
    »Hast du schon gefrühstückt?«, fragte Paul.
    »Spielen wir tavla und trinken einen kafe «, antwortete Simon. »Wer verliert, steht heute im Laden an der Kasse.«
    Marianne hatte die ganze Zeit verloren neben den Männern gestanden, die Füße eng zusammen, die Handtasche an sich gedrückt. Sie fühlte sich schutzlos. Der bullige Glatzkopf und der einsilbige Weißhaarige, den sie auf dem Meer getroffen hatte, redeten über sie, das spürte sie, und sie bemühte sich, sorglos zu lächeln. Der Kater strich ihr um die Beine, und seine Gegenwart beruhigte sie. Sie räusperte sich. »Entschuldigen Sie, ich …« Ihr Kopf war leer. Weißes Rauschen. Keine Worte.
    Laurine beugte sich vor, um ihr drei Küsse abwechselnd links und rechts auf die Wangen zu geben.
    »Bonjour, Madame. Laurine«, sagte sie lächelnd.
    »Marianne Lanz«, antwortete Marianne befangen. Sie fühlte sich immer noch wie eine nasse Katze und roch wahrscheinlich auch so. »Mariann? Das ist ja mal ein hübscher Name. Schön, dass Sie da sind! Hatten Sie eine gute Reise?« Marianne verstand kein Wort. Nun nahm Laurine Marianne bei der Hand, während Simon und Paul auf der Terrasse begannen, Kissen auf die Holzstühle zu legen. Dabei bewegten sie sich mit der geübten Langsamkeit alter Männer.
    »Kenavo«, rief Simon Marianne nach, das bretonische »Bis

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