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Die Monster von Templeton

Die Monster von Templeton

Titel: Die Monster von Templeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Groff
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des Tages war es angenehm mild und warm, und überall an der Main Street saßen Familien auf ihren Veranden oder Bänken und schauten dem schläfrigen Blinken der späten Glühwürmchen zu. Diejenigen, die nur wegen der Museen hergekommen waren, waren längst zu Hause. Für die Einheimischen war die Stadt wieder sicher, und langsam und scheu waren wir aus unseren Häusern getreten, wie die Paarhufer auf den Wiesen mit ihren großen Augen.
    Vi ging neben mir, ihre Hängebäckchen zitterten bei jedem Schritt. Ich bemerkte dies ebenso wie die Tatsache, dass die Krähenfüße unter ihren Augen tiefer eingegraben waren, als ich es bislang wahrgenommen hatte. Auch sie warf mir ab und zu verstohlene Blicke von der Seite zu, während wir durch die Straßen gingen, die uns so vertraut waren wie die Windungen auf unseren Fingerspitzen. Langsam begann sich meine Stadt wieder unter meine Haut zu stehlen. Ich konnte sie dort spüren, wie kleine Splitter, schmerzhaft lebendig.
    «So», sagte ich, um mich vom Grübeln abzuhalten, «es war nett, deinem Beau gestern offiziell vorgestellt worden zu sein.»
    Sie schaute mich leicht pikiert an und sagte nur: «Prima.»
    «Scheint mir ein guter Kerl zu sein.»
    «Das ist er», bestätigte sie, und jetzt flatterte ein winziges Lächeln, wie eine Motte, über ihren Mundwinkeln. «Er ist ein großartiger Mensch.»
    «Das will ich ihm auch geraten haben. Wenn er diesen ganzen Seelsorgequatsch macht und so. War denn die Religion zuerst da, oder hattest du schon was mit ihm, bevor du konvertiert bist?»
    «Ich hab etwa ein Jahr hinten in der Kirche gesessen», sagte Vi. «Die ganze Zeit sage ich mir, heiliger Bimbam, das ist alles solcher Blödsinn. Ich hielt es für Quatsch, aber ich bin trotzdem immer wieder hin. Und dann ist es einfach so über mich gekommen. Glaube. Liebe. Bis ich irgendwann eines Tages aufgeblickt habe und beides in seinem Gesicht schimmern sah.»
    «Was denn – Liebe?», fragte ich und versuchte, keine Grimasse zu schneiden. «In seinem Gesicht schimmern?»
    «Ja», antwortete sie.
    «Nun», erwiderte ich. «Das ist großartig. Einfach großartig.»
    «Mach dich bitte nicht darüber lustig, Sunshine.»
    «Ach, das tu ich nicht.
Ich
nicht», antwortete ich. «Und jetzt sag mir, Vivienne Upton, warum tragt ihr alle diese Kreuze überall? Sieht ein bisschen aus wie bei einer Sekte.»
    «Die hier?», sagte Vi und zeigte mit dem Finger auf ihr Kruzifix. «Ach, manche von uns mögen sie einfach. Ich finde, die Last, die man da um den Hals hat, ist wie die Last, ein guter Mensch zu sein. Es ist wie eine Mahnung. Aber John meinte zuerst, man könnte damit Geld für unsere Schwesterstadt in Kenia auftreiben, wo wir versuchen, eine Klinik zu bauen. Er nennt es eine visuelle Mahnung, doch ich glaube, letztlich ist es eine Art passiv-aggressive Technik, die Leute zu beschämen und dadurch zum Spenden zu bringen. Leute, die nicht zu unseren Schäfchen gehören, spenden, damit sie sich nicht jedes Mal schuldig fühlen, wenn sie diese Kreuze sehen. Und die Leute aus der Gemeinde spenden, weil sie jeden Tag daran erinnert werden. Und ich?», fragte sie. «Ich mag dieses Gewicht. Die Mahnung.»
    «Okay», sagte ich. «Ich muss zugeben, dass dieses passiv-aggressive Ding ziemlich genial ist.»
    «Na ja», sagte sie. «Ich will ja nicht angeben, aber John ist einfach genial.»
    Wir waren wieder ganz in der Nähe von Averell Cottage, doch etwas veranlasste uns beide, langsamer zu gehen, damit wir noch nichtgleich hineinmussten. «Sag mir noch eines. Schläfst du mit ihm?», fragte ich. «Wenn du bei ihm übernachtest?»
    Sie schaute mich erstaunt an und blieb dann stehen. Mittlerweile waren wir in der Garage angelangt, und ich errötete ein wenig, weil ich mich an Felcher erinnerte, der vor ein paar Nächten an genau dieser Stelle gestanden hatte. «Nein», antwortete sie. «John hält nichts von Sex vor der Ehe. Und was eine Heirat angeht, bin ich mir nicht sicher. Ist also eine etwas verfahrene Situation.»
    «Und was treibt ihr dann, wenn du dort die Nacht verbringst?», fragte ich.
    Sie verzog ein winziges bisschen das Gesicht, und dann sagte sie: «Willst du es wirklich wissen? Wir beten eine Menge. Wir beten beim Abendessen und dann vor dem Schlafengehen. Dann ziehen wir beide unsere Pyjamas an, ich krieche unter die Decke, und er bleibt oben und legt sich neben mich. Und dann hält er mich die ganze Nacht in den Armen.»
    Diesmal konnte ich mit meinem Widerwillen nicht hinter dem

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