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Die Monster von Templeton

Die Monster von Templeton

Titel: Die Monster von Templeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Groff
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Ihres Verlusts.
    ***
    The Capstan Building, Park Street, Manhattan, New York
Erster Dezember 1862
    Cinnamon,
kein doppelzüngiges Gerede. Keine Verlogenheit. Es stimmt, Sie sind eine gefährliche Frau, aber das bin ich auch. Ich werde Ihnen Ihre Briefe nicht zurückschicken. Dieses Bündel ist mein einziger Schutz gegen Sie, und vielleicht könnte ich ja, wenn nötig, ein Feuer heraufbeschwören. Ich bin mir sicher, Sie würden Averell House nur ungern verlieren.
    Ihre Klatschmäuler sprechen die Wahrheit. Ich kehre nach Templeton zurück. Meinem Neffen wird die Stadt meiner Familie von Nutzen sein. Doch nein, Sie werden ihm niemals die Wangen küssen oder sich über seinen vollen roten Haarschopf wundern. Sie werden niemals das Wort an ihn richten. Sollte ich erfahren, dass er mit Ihnen geredet hat, werde ich wahrscheinlich die Nerven verlieren, und Sie wissen ja, was dann passiert.
    In Templeton werden wir Bekannte sein, höflich und unverbindlich. In Templeton werden wir nicht miteinander verkehren, denn schließlich gehören wir gesellschaftlich wahrlich nicht derselben Klasse an. Die Leute haben sich immer schon offen darüber gewundert, warum ich Ihnen partout hier die Türen öffnen wollte. Sie nannten Sie eine Intrigantin und eine schwarze Witwe, wie die Spinne, die ihre Ehemänner auffrisst. Ich habe immer darüber gelacht. Immer habe ich ihnen gesagt, dass ich Ihnen in der Gesellschaft helfen wollte, weil Sie ein so guter Mensch sind. So freundlich, sagte ich, und solch eine wundervolle Freundin.
    Grüßen werde ich Sie nicht, denn dies ist das letzte Schreiben, das ich Ihnen schicke.
    Charlotte Temple

Bei Lichte betrachtet
    Ich schaute von Cinnamons und Charlottes Briefwechsel auf und merkte, dass ich zitterte.
    Nachdem ich Sarah Franklin Temples Tagebuch gelesen hatte, hatte ich ein früheres Templeton entdeckt, das sich über die Stadt legte, wie ich sie kannte; als ich mir hingegen Cinnamons und Charlottes Briefe zu Gemüte geführt hatte, sah ich zunächst nur eine tiefe, dunkle Mitternacht, die sich über meine Stadt breitete. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Ich las die Briefe den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch, dann las ich sie noch einmal. Sie hätten auch ein großer Schwindel sein können, die geistige Ausgeburt irgendeines fieberhaften Schreiberlings, Auszüge aus einem Roman, der irgendwo lag, unvollendet. Doch die Briefe selbst dufteten nach Rosenwasser und nach altersbrüchiger Spitze, und die Jahrhunderte hatten das Papier mürbe gemacht. Die Handschrift der beiden Frauen unterschied sich ebenso deutlich wie das Papier, auf dem sie schrieben. Charlottes Handschrift war elegant, aber klein, kontrolliert, perfekt mit Löschpapier abgetupft, ihr Papier dünn und feminin. Cinnamon hingegen schrieb auf dickem, gutem Papier, das sich anfühlte wie Stoff, und zumindest aus der Entfernung sah ihre Handschrift großartig aus. Aus der Nähe jedoch merkte man ihr eine gewisse Ungezügeltheit an, und bei schwierigeren Wörtern tauchten ab und zu seltsame Unterbrechungen auf, als hätte die Verfasserin nach vier oder fünf Buchstabeninnegehalten und in einem Wörterbuch die richtige Schreibweise nachgeschlagen.
    «Sind diese Briefe echt?», fragte ich das Klümpchen.
    Stunden später, als der Mond bereits auf die andere Seite des See hinübergewandert war, gab ich mir selbst die Antwort. «Ich glaube, sie sind echt», sagte ich. Mir war ein Wandertag in der fünften Klasse eingefallen, der von unserem stämmigen Bürgermeister mit seinem Messingstock und seinen extrem kurzen Hosen geleitet wurde und bei dem wir erfahren hatten, dass Templeton einmal bis fast auf die Grundmauern abgebrannt war.
Die gesamte Main Street,
hatte das Stadtoberhaupt mit seiner tiefen Bassstimme verkündet und dabei weit ausholende Bewegungen mit den Armen gemacht,
von Temple Manor, wo sich heute Schneiders Bäckerei befindet, die ganze Church Street hoch war die Stadt eine einzige schwarze, verkohlte Ruine. Und doch, Kinder,
hatte er gesagt, und seine Stimme begann zu zittern,
haben wir sie wieder aufgebaut. Wir Templetonianer bauen immer wieder auf.
Und weiter und weiter hatte er geredet, während ich mir meine Heimatstadt als schwelende Ruine vorstellte und mich nach einem Zehn-Cent-Karamelleis am Stiel aus der Bäckerei sehnte. Seine Erwähnung des großen Brandes von Templeton hatte mich nicht überrascht, und mir wurde klar, dass es sich um eines dieser seltsamen Ereignisse handelte, die in der

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