Die Monster von Templeton
unsere Habseligkeiten verpackt, und das Haus war kahl und leer, bis auf das Zimmer meiner Mutter. So betäubt und kaum in der Lage zu sprechen sie auch war, blieb meine Mutter standhaft, saßin ihrem Stuhl und weigerte sich, aufzustehen und sich zur Kutsche zu begeben. In einem Anfall von Wut packte mein Vater sie schließlich mitsamt dem Stuhl und hob sie hoch über seinen Kopf, wie eine Königin. Den ganzen Weg die Treppe hinab folgte ich ihm, mit offenen Armen, für den Fall, dass meine arme, schlichte, zu Tode erschrockene Mutter stürzen könnte. Draußen hatte sich eine Menschenmenge um unseren Wagenzug mit Habseligkeiten und Dienstboten versammelt, und die beiden boten einen Anblick, der die Zuschauer mit solcher Heiterkeit erfüllte, dass meine Mutter ihren Kopf in der Schürze barg und vor lauter Scham zu schluchzen begann, während mein Vater sie, mitsamt ihrem Stuhl, entschlossen auf dem letzten Wagen verstaute.
Während er dies tat, wandte er sich an mich. Richard, mein Junge, sagte er, komm. Er sprang auf sein Dienstpferd und hielt mir die Zügel der Stute hin. Doch ich konnte meine Mutter einfach nicht sich selbst überlassen, die vor Demütigung zitterte, und wandte meine Augen ab. Ich brannte vor Zorn. Mein Vater gab ein ungehaltenes Grunzen von sich, hieb seinem Pferd die Sporen in die Flanken und ritt davon. Noch lange Zeit danach war ich davon überzeugt, ein Krachen gehört zu haben, als mir das Herz brach. Und doch ritt ich neben meiner Mutter her, während wir durch Burlington fuhren, berührte sie scheu am Handgelenk. Als wir am Haus meines Großvaters vorbeikamen, sprang sie geschmeidig wie eine Katze aus dem Wagen und nahm Zuflucht im Garten ihres Vaters. Ich hatte keine Wahl. Ich folgte ihr, sah, wie sich mein Vater auf der Straße entfernte, und hatte das Gefühl, ich würde ihn nie wiedersehen. Es war ein Gefühl tiefsten Verlustes.
Und so kam es, dass meine Seele schier vor Freude platzte, als meine Mutter und ich schließlich allein durch die raue Wildnis nach Templeton ritten. Wenngleich es noch immer nur eine kleine und einfache Siedlung war, erschien es mir an dem Tag, als wir dort eintrafen, wie ein Ort der Vollkommenheit. Jacob kam zur Welt, kaum hatte meineMutter das Herrenhaus bezogen, und buhlte mit lautem Schreien um Aufmerksamkeit, wie er es fortan immer tun würde. Nach seiner Geburt hatte meine Mutter keine Augen mehr für mich. Jacob war ein schönes Kind, so aufgeweckt, dass sowohl Remarkable als auch meine Mutter ständig damit beschäftigt waren, auf ihn aufzupassen, und an manchen Tagen gebärdete er sich so wild, dass sie mitten am Tag erschöpft auf ihren Stühlen einschliefen und Mingo dem Jungen folgen musste, wenn er über die Möbel im Salon kletterte. Er war der Liebling aller, nicht nur im Herrenhaus, sondern in der ganzen Stadt, und so war es kein Wunder, dass er so wurde, wie er war. Es gab Zeiten, in denen ich dachte, wenn schon niemand sonst streng mit ihm war, dann sollte wenigstens ich als der ältere Bruder es versuchen. Dann schalt ich ihn für das ein oder andere kleinere Vergehen. Doch er starrte mich nur mit seinen funkensprühenden schwarzen Augen an und trat mir entweder ans Schienbein oder schrie meine Mutter an, die wiederum mich ansah und sich laut fragte, ob es denn wirklich nötig sei, meinen Bruder zu quälen, wo ich doch bereits ein Mann sei und er noch ein kleiner Junge. Dann schaute er mich mit diesen lachenden Augen an, lutschte an einem Finger, dieses Kind, das im Alter von zwei Jahren zu seinem Hauslehrer Dinge über mich sagte, bei denen der alte Franzose in seinen Bart kichern musste. Als Jacob fünf war, gab ich meine Erziehungsversuche auf. Sie waren sowieso bestenfalls mangelhaft gewesen.
Doch damals, in jenen ersten Monaten, nachdem meine Mutter und ich nach Templeton gekommen waren, war ich jung, und da ich bei den Aufnahmeprüfungen an der Universität gescheitert war (weil mein Hauslehrer, jene arme, verhinderte Seele, es versäumt hatte, mir irgendetwas beizubringen), klammerte ich mich an mein Idol, meinen Vater. Er hatte viel zu tun und wirkte in seiner eigenen Stadt noch gewaltiger. Bis zum Hals in Schreibarbeiten, brauchte der kleine indianische Schreiber Cuff mich nur einmal anzuschauen, um zu sehen, wie begierig ich war, mich nützlich zu machen, und hatte sofort in mirden passenden Ersatz für sich selbst gefunden. Binnen zwei Wochen hatte er bereits das Weite gesucht, und ich wurde meines Vaters Sekretär.
Die Jahre
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