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Die Monster von Templeton

Die Monster von Templeton

Titel: Die Monster von Templeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Groff
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den Wehen gelegen und konnte durch die Hebamme nicht mehr zu Bewusstsein gebracht werden. Dr. French begab sich zur Hütte. Bis zum Abend war die Menschenmenge, die das Büro des
Freeman’s Journal
umgab, spärlicher geworden, und nur die dünnen Rauchfahnen aus den Schornsteinen erweckten den Eindruck, in der Stadt gebe es noch Leben. Von meinem Fenster aus sah ich Elihu Phinney, wie er dasaß, zählte und nochmals zählte, wieder zählte, die Ergebnisse auf einer Liste nachprüfte. Ich beobachtete ihn. Er saß da bis zur Abenddämmerung.
    Nach einem ohnehin finsteren Tag war es schließlich rabenschwarz draußen, als Kent Peck an die Tür klopfte. Man sagte, er sei ein gut aussehender Mann, doch für mich hatte er die Anziehungskraft eines Holzklotzes. Ihn begleiteten der Geruch nach Dung und der Duft frischen Schnees. Ich ließ mich ein wenig in meine Decken zurücksinken. Der Mann hielt den Filzhut in seinen Händen so fest, dass er statt drei Ecken bald sechs hatte, bevor er ihn schließlich an Mingo übergab.
    Phinney hat die Ergebnisse veröffentlicht, Duke, sagte er. Hat eine Extraausgabe gedruckt. Allein aus Otsego fehlen offenbar dreiundvierzigStimmzettel. Er hat selbst vermeintliche Föderalisten und Nichtföderalisten ausgezählt und sogar eine Lücke von fast achtzig entdeckt. Behauptet, es liege daran, dass wir manchen Leuten Stimmzettel in die Hand gedrückt haben.
    Und wir hatten
wirklich
Leuten Stimmzettel in die Hand gedrückt. Ist das denn so falsch?, sagte Richard, der wütend wurde und ganz rot anlief, die Fäuste zu gefährlichen Hämmern ballte. Mein armer Richard, immer so aufrichtig und gut. In den vergangenen Monaten war eine Veränderung in ihm vorgegangen, das sah ich. Er war nicht mehr so unschuldig, wie er einmal gewesen war. Phinney selbst hat den Leuten Stimmzettel aufgedrängt, fuhr Richard fort. Ich habe ihn gesehen. Und ich bin mit den Urnen unterwegs gewesen und kann bestätigen, dass auf der Reise nach Albany nichts Ungebührliches geschehen ist. Dieser schreckliche Phinney, dieser schreckliche, boshafte Mann.
    Ein sehr gewichtiges Schweigen.
    Die Frage, hob Duke an, der beim Kaminsims unter jenem schönen Porträt von sich selbst stand, die Frage ist nicht, was, wenn überhaupt, geschehen ist. Die Frage ist, was man jetzt tut. Es gibt immer noch raue Gesellen hier in der Gegend. Wenn sich das Gerücht auf den Straßen dieses Countys ausbreitet, dann kann uns alles passieren.
    Und ich in meiner Ecke, ich, die ich Marmaduke so gut kannte, schloss daraus, dass er sich eine schreckliche Missetat hatte zuschulden kommen lassen. Da wusste ich, dass er die Wahlen manipuliert hatte und alles schrecklich enden würde.
    Sie debattierten und debattierten, stundenlang, wie es schien.
    Peck war dafür unterzutauchen, an die staatlichen Gerichte zu appellieren, alles zu überprüfen, und sich so lange ruhig zu verhalten, bis Gras über die Sache gewachsen war.
    Jacob schlug vor, diesem kleinen schottischen Frettchen namens Phinneyeine ordentliche Tracht Prügel zu verpassen, wurde jedoch von seinem Hauslehrer dafür zurechtgewiesen, weil man Kinder sehen, aber nicht hören solle, und Marmaduke grinste seinen zehn Jahre alten Sohn an, der durch das Fenster die Faust in Richtung Stadt schüttelte.
    Richard plädierte dafür, unverzüglich eine öffentliche Anhörung in der Sache anzuberaumen, die Bevölkerung zu befragen, dabei den Fall aus föderalistischer Seite darzustellen und auf Unschuld zu beharren.
    Marmaduke blieb lange Zeit still, doch als die hohe Standuhr in der Eingangshalle schlug, ergriff er schließlich das Wort. Ich glaube, sagte er mit seiner tiefsten und lautesten Stimme, wir sollten so tun, als würde uns das alles nicht weiter kümmern. Und als würde sich Phinney das alles nur ausdenken, aus reiner Bosheit und schlechten Manieren. Wir sollten feiern und so tun, als kümmere uns das alles nicht. Tun wir das, was wir normalerweise tun würden, wenn wir eine Wahl dieses Ausmaßes gewonnen hätten.
    Nachdem er gesprochen hatte, trat ein großes Schweigen ein.
    Trinken, sagte Kent Peck, nickte ernst mit seinem Granitkopf und tippte sich zum Nachdruck dreimal mit der Pfeife aufs Knie. In den Eagle gehen.
    Heuert Fiedler an, schlug Richard vor. Aber Vater, ist das angemessen?
    Ein kleiner Ringkampf, sagte Marmaduke und lachte. Ich würde gern mit diesem kleinen schottischen Frettchen eine Runde Arm drücken, und er hob die Augenbrauen in Richtung Jacob, der eifrig nickte.
    Sie

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