Die Monster von Templeton
Anblick –: Doch Ihr seid die ältere Schwester.
Ich hob die Hand, um ihm Einhalt zu gebieten, denn ich hörte das Näherrücken der raschelnden Röcke meiner Schwester. Ich beugte mich vor, in Reichweite seiner schönen Lippen. Und sagte, zitternd wie ein Vögelchen in der Hand: Heiratet mich, Mr. Temple. Bald.
Meine Schwester kam wieder herein. Die Glocke in der anglikanischenKirche an der Straße schlug die volle Stunde. Ich sah nichts als den Glanz seiner schönen Stiefel, die gewaltigen Ausmaße dieser Stiefel in unserem vornehmen Salon. Und in jener Nacht das leise Pfeifen an meinem Fenster. Sarah war bereits zu Bett und träumte von Philadelphia, meine Kerze war schnell ausgeblasen. Unten stand Marmaduke mit seinem gemieteten Pferd. Meine Truhe, meine Aussteuer waren rasch nach unten verfrachtet. Und dann trat ich hinaus, mit dem Gebetbuch meiner Mutter in den Armen, dem Einzigen, was mir von meiner armen toten Mutter geblieben ist, machte einen Schritt nach draußen, fiel durch die Winterluft, meine Haube an den Kopf gepresst, und landete in Marmadukes eisenharten Armen. Marmaduke, der neben dem Pferd herging, auf dem ich saß, hinter mir meine Truhe im Sattel, die im Mondlicht glitzerte wie der Panzer eines Insekts. Während das Haus hinter meinem Rücken immer kleiner wurde, mit jedem gewaltigen Schritt, den wir machten, malte ich mir die Schreie meiner Schwester aus, wenn sie die Entdeckung machte, dass ich an jenem Morgen diejenige sein würde, die verheiratet war, hörte das wütende Gebrüll meines Vaters, wenn er in die Stadt zurückkam, wie davon die Spatzen aufflatterten und der Boden so erschüttert wurde, dass die Toten auf dem Friedhof die Augenlider aufklappten und meine eigene Mutter ihr Skelett im Grab herumwälzte, und ich freute mich und lachte in die Nacht hinaus.
Und von jener Nacht an lebten Marmaduke und ich zusammen, in unseren vielen Häusern. Zuerst in jenem schrecklichen, hastig bezogenen Häuschen mit seinen Sandböden und den vom Kochen verdreckten Wänden (und Marmaduke, der, als er das Entsetzen in meinem Gesicht sah, mit gerunzelter Stirn und entschlossenem Kinn sagte: Elizabeth, ich verspreche, dass ich Euch dereinst ein schöneres Haus schenken werde). Dann weiter zu jenem besseren Haus in Burlington, besser, jedoch auch nicht viel besser. Und dann noch ein Jahr in einem Haus auf dem Grund und Boden, den mein Vater uns geschenkt hatte, was von ihm als Bestrafung gedacht war, denn Marmadukemusste das Land bestellen (eine Beleidigung für ihn); doch Marmaduke hatte unseren Weiler zu einem blühenden kleinen Städtchen gemacht (zu jenem ersten Templeton, seinem ersten Versuch, eine Stadt zu gründen, vor dem eigentlichen Templeton, in dem wir nun sitzen).
Dann in jenem schönen Haus in Burlington, fast so groß wie das meines Vaters, von dem mich wegzubringen es Marmaduke an jenem demütigenden Tag nicht gelungen war. Später wurde ich dann doch jenem geliebten Haus entrissen durch einen Brief, geschrieben von der Hand eines halbwüchsigen Indianers namens Cuff, in dem er mir schrieb, wie schön es doch sei, dass die neue Sklavin, Hetty, ein solch hübsches Mädchen, ein Kind erwarte. Das allein brachte mich schließlich doch in dieses große Haus hier, das größte überhaupt, Temple Manor, in dem ich gerade auf die Nachricht vom Tode meines Mannes wartete, zitternd von der schrecklichen Kälte.
Als ich in jener Nacht meine Geschichte zu Ende gebracht hatte, war Remarkable eingedöst. Es war sehr spät. Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt, und weil es so schummrig war, konnte ich die Sterne sehen, den Dreiviertelmond, die verschneite Straße, über der ein Schimmer lag wie Opal. Ich stellte mir meinen Ehemann vor, wie er dastand und ihm der Schweiß in Strömen übers Gesicht floss, nach einem weiteren Ringkampf, und wie er seine breite Hand auf die Schulter seines Gegners legte. Der alte Siedler Solomon Falconer, ein Mann, fast ebenso breit wie Marmaduke, der es sich erlaubt, den Grundbesitzer zu besiegen.
Ich sah Marmaduke, wie er einen Kelch mit Wein herunterstürzte, um sich abzukühlen, weil sich in seinem Kopf alles drehte und er ein wenig taumelte. Richard und Kent Peck saßen zusammen am Feuer und lachten, Männer zielten nach dem Spucknapf, der nach jedem Treffer klingelte wie eine Glocke, Mingo trank und schlich sich in die Küche zu einer hübschen, schielenden Köchin, die sich von ihm hätte denHof machen lassen, wäre er nicht schwarz gewesen. Die Witwe
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