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Die Monster von Templeton

Die Monster von Templeton

Titel: Die Monster von Templeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Groff
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auch noch der olle Chingachcook vom Susquehanna die Isey Street runter, mit seinem Tomahack in der Hand, und Davey bleibt fünf Fuß vor Marmduke Temple stehen und lässt den ollen Indjaner mit dem Griff von seinem Tomahack Marmduke Temple auf den Kopp hauen. Und der olle Mann ist so schnell in seiner ollen Decke, man glaubt es kaum. Es gibt ein Geräusch wie bei einer Melone, die wo platzt, und Marmduke fällt um und bleibt liegen wie ne verkrumpelte Decke, und auf einmal ist keiner mehr auf der Straße. Alle Männer sind fort und verschwunden, PhinneyDaveyChingachcook. Bloß Marmduke liegt auf dem Boden, und eine dunkle Pfütze ist unter seinem Kopf und wird immer größer. Eine Minute oder so vergeht, und ich bin so baff, dass ich nix mache und wie erstarrt bin. Und dann kommt Mingo, der große Schwarze vom Manor, raus und schreit los, und er klingt wie ein Franzmann, aber mit vornehmen Wörtern, und auf einmal ist die ganze Welt draußen auf der Straße, all die Männer aus dem Eagle und dem Kühlen Dragoner, und dieser große, haarige Richard kommt raus und fängt an, über seinen Paps zu weinen und zu jammern, wie ein großes Kind, und Mingo hebt Marmduke auf, als würd er gar nix wiegen, und bringt ihn fort, und alle Männer folgen ihm, und es ist ganz seltsam still, nur der haarige Richard, er heult und heult. Und dann sind sie alle fort.
    Und ich komm raus und zittere, weil vor meinen Augen ein Mensch gestorben iss, und ich seh den riesigen Blutfleck auf dem Eis auf der Straße, und es war ganz, ganz viel Blut. Ich komm heim und kann nicht schlafen, und deshalb schreib ich das jetzt alles hin. Der Indjaner ist’s gewesen. Und was, wenn meine Mama heute Abend meinem Paps zuflüstert, wie Chingachcooks hübsche Enkelin Namenlos und Marmduke Temple ein Kind mit roten Haaren gemacht haben, wo doch jeder weiß, dass es bei den Indjanern keine Kinder mit roten Haaren gibt, na, dann werd ich verstehen, warum der olle Chingachcook das gemacht hat. Meine Mama hat das Kleine Euphonia getauft, Euphonia Shipman, das arme Ding. Und Davey würd ich auch verstehen, wo doch Namenlos seine kleine Frau war, und weil doch dieser verdammte Marmduke sich einfach alles nimmt, was ihm gar nicht gehören tut. Ganz ehrlich, seit dem Tag, an dem ich mein Gesicht in seinem gesehen hab, hasse ich den ollen Marmduke Temple, so ein wilder, wilder Hass, und obwohl ich nicht froh bin, dort gewesen und das alles gesehen zu haben, bin ich froh, dass er tot ist. G.A.
    Ich legte das Schriftstück zur Seite und holte einmal tief Luft. Guvnors Worte surrten und summten in mir wie Bienen in einem Bienenstock, so laut, dass ich kaum hörte, wie die Tür aufging. Licht flackerte in der Diele auf. Ich stand in der Küche und wartete.
    Dann ging das Licht in der Küche an, und als ich blinzelte, stand Clarissa vor mir, so wunderschön. Ihr Haar kringelte sich schon wieder, dunkler, wie eine Kappe, und ihr Gesicht war von Müdigkeit gezeichnet. Und genau in dem Moment löste sich langsam der Knoten, den ich in mir gehabt hatte, seit ich von ihrer Krankheit erfahren hatte.
    «Clarissa», sagte ich, trat auf sie zu und drückte sie sanft. Sie fühlte sich so zart an wie ein Vögelchen in meinen Armen, aber sie erwiderte meine Umarmung.
    «Willie», fing sie an, aber dann versagte ihr die Stimme.
    Ich grinste auf sie hinab und sagte: «Ich bin froh, dass du auch wieder zu Hause bist.»
    Und das war der Moment, in dem Vi und Reverend Milky hereinkamen, die sich beide mit Clarissas Designergepäck abmühten, die Gesichter gerötet, keuchend. Ich umarmte Clarissa noch einmal, meine Mutter errötete unter der Wucht meiner Dankbarkeit und begann in ihrer Freude, ein paar Fussel von Reverend Milkys Schulter abzulesen.
    Clarissa nahm während des ganzen Essens kaum einen Bissen zu sich, aber sie hielt meine Hand. Vi plapperte gut gelaunt vor sich hin, und Reverend Milky gab eine lange, verwickelte Geschichte aus der Priesterschule zum Besten, über die Streiche, die dort gespielt wurden (dabei wanderten seine Augen die ganze Zeit unruhig zwischen uns hin und her, als müsste er abschätzen, ob die Geschichte auch cool genug war), dass wir gar nicht viel zum Reden kamen. Als Milky schließlich aufstand und hinauswatschelte, um aufs Klo zu gehen, nahm ich Vis Hand, die sie gerade nach einem weiteren weiß bestäubten Brötchen aus Schneiders Bäckerei ausstreckte. Ihre alten Augen wurden schmal, und sie versuchte sie wegzuziehen, doch ich packte sie noch

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