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Die Monster von Templeton

Die Monster von Templeton

Titel: Die Monster von Templeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Groff
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neben den Teller … Ich lese meine übrige Korrespondenz zweimal durch, erst dann nehme ich die Postkarte, überfliege sie und werfe sie schließlich achtlos beiseite …
    Vater hat die Vereinbarung mit der Bank dingfest gemacht, und das keinen Moment zu früh … Das ist unsere Abmachung: Wir verpachten das Land für das Museum an die Liga und bauen es mit eigenen Geldern … außerdem zahlen wir ehrenhalber an die Liga dreihunderttausend Dollar (Schmiergeld nenne ich das!) … Jetzt ist Sy zurück, er ist direkt in die Auffahrt von Edgewater gefahren, sein goldenes Auto ganz verkrustet vor Dreck … Der Seersuckeranzug nass vom Schweiß … erging sich in Entschuldigungen … erklärte aber nicht, warum er sich weder die Zeit genommen hatte, sich umzuziehen, noch seine Sachen ins Hotel zu bringen, aber die Art, wie er mich anschaute, sagte alles. Meine Mutter stupste mich an, damit ich ihm die Hand gab, die eiskalt in seiner heißen Pfote lag … übel, mir war so übel, dass ich meinen Magen kaum unter Kontrolle hatte … Vater schlug rücksichtsvollerweise eine Zusammenkunft um die Mittagszeit vor, damit Sy Zeit zum Baden hatte … Und jetzt ist Sy zurückgekehrt. In den Händen hielt er einen so gewaltigen Blumenstrauß vom Floristen, dass man hinter den Rosen kaum seinen Kopf sah und eine Gruppe Gassenjungen feixend hinter ihm herlief … Ichschalt sie aus, weil sie keine Schuhe trugen … «Jungs, wo sind die Schuhe, die ich euch gekauft habe? Wisst ihr denn nicht, dass man vom Barfußlaufen Krankheiten bekommen kann?» … Zerknirscht scharrten sie mit den Füßen, «Ach, Miss Temple, die schonen wir doch für die Schule!» … Es brach mir das Herz … und die ganze Zeit stand Sy da und wartete hinter seinen Blumen, das Gesicht knallrot, bis ich ihm das protzige Gemüse aus der Hand nahm und mich an einem Lachen versuchte.
    Was für ein unbehagliches Mittagessen! Die Rosen riesig auf dem Tisch. Sally, das Waisenmädchen, das mit mürrischer Miene serviert. Sys dröhnende Stimme, die Geschichten erzählt über die Städte, die er besucht hat, meine Mutter ganz gebannt. So gebannt, dass sie nach dem Mittagessen nicht mal gleich hinüber ins Waisenhaus eilte, wie sie es immer getan hat, seit ich wieder zu Hause bin … Sy hat kaum etwas von dem Essen angerührt … Und ich auch nicht … Jedes Mal, wenn ich einen Bissen nehmen wollte, spürte ich, wie sich diese *Asterisken*augen in meinen Scheitel bohrten.
    Am Ende verschwanden die Männer im Arbeitszimmer, und ich sitze hier und schreibe. Warte darauf, ob meine Stadt wirklich gerettet wird. Die Stimmen in meinem Schädel sind Gott sei Dank verstummt. Die Geister und andere haben sich versteckt … Du meine Güte, gerade sehe ich meinen Vater, der Sy ans Ende der Auffahrt begleitet. Sehe ich das richtig, und mein Vater lässt die Schultern hängen? Ja, ich fürchte, so ist es. Sy schüttelt den Kopf, er redet ernsthaft auf ihn ein. Mein Vater lächelt, aber es ist ein angestrengtes Lächeln, und jetzt nickt er, fasst Sy an der Schulter. Sie gehen auseinander. Ich muss hinunter, um zu schauen, was geschehen ist.
    Katastrophe: Manhattan hat uns bei Weitem überboten … um mehr als eine Million Dollar, und ein ganzer Straßenblock soll dem Museum gewidmet werden. Es ist
der Mittelpunkt der Welt,
sagt Sy. Und wir sind
ein sehr kleines Dorf irgendwo in der Pampa.
Dort wird Sy
Karriere machen.
Dieser abscheuliche, ordinäre Mann. Ich fürchte, mein Vater weint hinter seiner Tür, aber ich traue mich nicht hineinzugehen. Das Gesicht meiner Mutter ist blass geworden, und sie ist in Richtung Waisenhaus losmarschiert. Die kleine Sally köpft Gänseblümchen in der Auffahrt … könnte sie sprechen, wäre es auch nicht besser auszudrücken … Ich werde eine Runde spazieren gehen, um mich zu beruhigen, werde versuchen, ob ich diese schrillen Stimmen in meinem Kopf verscheuchen kann …
    … noch mehr Unglück! … Ich stand auf dem Council Rock und versuchte, einen meiner Freunde aus dem Wasser heraufzubeschwören, als ich spürte, wie mich jemand von hinten anschaute. Ich drehte mich herum, und da stand er, Mr. Upton, und beobachtete mich … was für eine Wut – etwas Derartiges habe ich noch nie empfunden – sie scheint von woanders herzurühren, größer und noch zorniger, als ich es je gewesen bin … Ich sprang vom Felsen und preschte durch das Wasser, machte dunkle Wasserflecken in meinen Rock, Seetang klebte an meinen Beinen … Ich lief auf ihn zu, doch ich

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