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Die Monster von Templeton

Die Monster von Templeton

Titel: Die Monster von Templeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Groff
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lassen, sobald der Frühling da war. Damals wohnte Sagamore bei mir. Er hatte sich mit seinem Sohn, Unkas, überworfen, weil der Colonels Munros Tochter Cora geheiratet hatte. Es war ein tapferes Mädchen und hatte so manchen Huronen abgewehrt, darunter auch Magua, aber sie war keine Delawarin, warnicht die Squaw, die sich Sagamore als Tochter gewünscht hatte. Sie war weiß, mit nur ein wenig Braun darin. Und so hatte Sagamore, der alte Tölpel, seinem Sohn den Segen verweigert.
    Sagamore und ich lebten in unserem alten Dachsbau und beobachteten die Soldaten, weil wir selbst zu alt waren, um noch zu kämpfen. Früher, im Krieg, hatte ich auf jeder Meile, die ich zurücklegte, einen toten Huronen hinter mir gelassen. Doch jetzt, wo die Rebellen gegen England aufbegehrten, schaute ich den Männern nur von meiner Hütte aus zu. Sie schossen mein Wild und verscheuchten die klügeren Tiere. Sie tranken und fluchten, taten Unaussprechliches miteinander, wenn sie des Abends am brennenden Lagerfeuer saßen. Der See stieg an, bis sein Wasser an meiner Tür leckte. Als sie den Damm einrissen, trieben sie so schnell stromabwärts, dass sie unter sich Indianerdörfer sahen, im Wasser begraben wie Blätter im Eis. Hunde, die ihre Beine bewegten. Säuglinge, auf die Rücken von Squaws gebunden. Feuer, die noch nicht gelöscht waren und noch immer brannten unter dem Wasser, auf dem die Boote dahinschossen.
    Und das Ende von allem war Duke Temple. Der behauptete, der erste Mensch gewesen zu sein, welcher den Fuß auf dieses Land setzte. Der das Land zu Paketen verschnürte und seinen Siedlern servierte wie ein Stück Kuchen. Der in der Speisekammer des Hotels die Spülmädchen kitzelte, wie ich gesehen hatte, und der Tochter des Schusters etwas zuraunte. Er, ein verheirateter Mann, der sich einfach nahm, was ihm nicht gehörte. Und seine Siedler waren auch nicht besser. Sie kommen, verrückt nach Geld, gierig, und würden sogar ihre Mütter auffressen, sollte ihnen das einen Penny oder zwei einbringen. Obwohl das hier noch ganz nah an zu Hause ist; in jenem ersten harten Winter, der so bitter und lang war, verhungerten die Leute überall. In den entferntesten Gegenden des Countys fand man Skelette, Arm in Arm im Bett, die Knochen eines Säuglings im Kessel. Doch nach jenem Winter wurde es leichter, und in späteren Tagen aßen sie nur die Bäume auf, all die Fische aus dem See, all das Wild aus den Wäldern.
    Das einzig Gute war, dass Duke seinen lieben Sohn Richard mitbrachte und seine kränkelnde Frau Elizabeth, die an jedem Weihnachtsfest ein Fässchen Whiskey in unsere Hütte hochschickte, was sie nie versäumte, und als sie mir einmal auf der Straße begegnete, kam sie zu mir und drückte mir die Hand. Als ich den Druck erwiderte, zitterte ihre Hand in der meinen, so weich und zart war sie. Es ging mir sehr ans Herz, ja, das tat es.
    Deshalb war es auch eine Überraschung, als ich an dem Morgen der Tauben aus meiner Hütte trat, um mehr Fleisch für den Eintopf abzuschneiden, und auf den Mann selbst stieß. Ich dachte, er sei der Überrest eines Traumes, denn mir war es durchaus vertraut, von ihm zu träumen. So nahm ich zum Beispiel einmal im Traum einen Karpfen aus, und als er sein Glubschauge auf mich richtet, sehe ich, dass ich Duke ausnehme. Ich ringe mit einem Puma, und er verwandelt sich mit einem Brüllen in Duke. Ich bin mit einer Frau zusammen, und als sie unter meinen Händen zu Staub wird, sehe ich, dass es Dukes Frau Elizabeth ist, und dann tritt er aus dem Dunkel mit meiner guten alten Büchse in der Hand. Auch an jenem Morgen dachte ich, er wäre ein Traum, bis er sich herumdrehte und ich den Schlamm vom Weg auf seinem Gesicht sah.
    Duke hatte sich den Rehbock angeschaut, den ich am Tag zuvor erlegt hatte. Shipman, dröhnte er. Er war wütend. Sein fleischiges Gesicht war rot, die breiten Schultern hatte er bis zu den Ohren hochgezogen. Was, brüllte er, habe ich Euch gesagt, wie es mit dem Töten meines Wildes steht?
    Ich glaube nicht, dass ich Euer Wild getötet habe, Duke, sagte ich. Er hielt mich für dumm, für nichts anderes als einen Schmarotzer, dem er erlaubte, auf seinem Land zu leben, deshalb oblag es mir auch manchmal, mich wie ein solcher zu betragen. Und es ist eine Ehre, Duke, sagte ich, den großen Mann selbst zu sehen. Meist schickt Ihr sonst doch nur Euren Stiefellecker Kent Peck oder Richard zu mir, um Euer Wildererschwätzchen mit mir zu halten.
    Für gewöhnlich stimmte das. Peck bediente

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