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Die Monster von Templeton

Die Monster von Templeton

Titel: Die Monster von Templeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Groff
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Duke Temple empfand, und obwohl ich ihn in jenem Moment am liebsten selbst getötet hätte, sah ich seine liebliche, schwächliche kleine Frau Elizabeth vor mir, und das hielt meine Hand von der Büchse fern.
    Duke kam auf uns zu und neigte den Kopf. Häuptling Chingachcook, begann er, doch Sagamore schaute ihn mit solch glühender Wut an, dass Duke verstummte. Ihr könnt den Bock haben, den ihr geschossen habt, Davey, sagte Duke, aber als auch dies die Züge meines alten Freundes nicht weicher machte, sagte er: Und darf ich Euch zur Wiedergutmachung etwas Geld …
    Ich brachte ihn mit einer heftigen Bewegung zum Schweigen. Wir gehen, sagte ich. Heute Abend noch. Das hatte ich in jenem Moment beschlossen. Wir gehen, sagte ich, um bei Sagamores Sohn Unkas zu leben, der in der westlichen Wildnis dieses Staates sein Lager hat.
    Sagamore blickte zu mir hoch, und obwohl er kein Freund des Englischen war, hatte er verstanden. Und vielleicht war es Erleichterung, die ihn nicken ließ. Damals wusste ich noch nicht, was ich später erfuhr, nämlich das mit Unkas und Cora, und auch Namenlos, ihre schöne kleine Tochter, kannte ich noch nicht. Deshalb wusste ich auch jetzt, als ich mich an Duke wandte, nicht, dass wir zurückkehren würden. Damals sagte ich etwas, das ich vielleicht besser nicht gesagt hätte.
    Ich schaute in Duke Temples großes, breites Gesicht empor und verfluchte ihn. Seid verflucht, sagte ich, und Eure Stadt und Eure Familieauch, Duke Temple, bis ins siebte Glied, für all die Sünden, die Ihr begangen habt. Da stand Sagamore auf, und wir gingen gemeinsam davon. Ich erinnerte mich noch gut genug an jene langen Sonntage meiner Kindheit, wenn mein Vater von der Kanzel wütete und mir das Steißbein schmerzte von der harten Bank, dass mich nichts auf der Welt dazu gebracht hätte, mich noch einmal umzudrehen und zurückzuschauen.

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    Ich hatte etwa vier Stunden Schlaf, ehe der Sightseeingbus mit den Touristen auf der Lake Street vorbeirollte und die Stimme des Reiseleiters sich in meine Träume schlich …
Und hier zu unserer Linken sehen Sie Averell Cottage, wo sich zu Marmaduke Temples Zeiten eine Gerberei befand …,
sagte er gerade. Ich rollte mich in Richtung Telefon, um Clarissa anzurufen, noch bevor ich überhaupt die Augen geöffnet hatte, und bei jeder Bewegung fühlte sich mein Hirn an wie ein kleines, eingelegtes Tier, das im Einweckglas meines Schädels hin und her bewegt wurde.
    «Clarissa», sagte ich, doch offenbar hatte meine Freundin bereits mit den Hufen gescharrt und nur auf diesen Startschuss gewartet. «Oh, Willie, du bist
tot, mausetot
», sagte sie. «Tot.
Wag es nicht noch einmal,
hinter meinem Rücken zu entscheiden, was für mich am besten ist, ohne vorher mit mir zu reden. Niemals. Verdammt
noch mal!!!
Heute Morgen wache ich auf, und Sully fängt gleich an zu labern: ‹Mach dir keine Sorgen, Willie kommt bald, gestern Abend haben wir drüber geredet, und sie hat es versprochen›, und ich bin auf ihn losgegangen wie eine Rakete, das kann ich dir sagen.» An Clarissas Ende der Leitung wurde eine Tür zugeschlagen, und ich sah Sully vor mir, wie er, vor Wut knallrot im Gesicht, aus dem Haus marschierte. «Findest du nicht», fragte sie, «du hättest erst mal mich fragen können, wenn du kommen willst? Ist dir nicht ein Mal der Gedanke gekommen, dassdas Letzte, was ich momentan brauchen kann, ist, jemandem das Händchen zu halten, der noch beschissener dran ist als ich? Glaubst du nicht, dass ich momentan einfach nur ein bisschen Ruhe und Frieden brauche, verdammt noch mal? Was gibt dir das Recht,
für mich
zu denken? Das ist alles, was ich wissen will. Was zum Teufel gibt dir das Recht dazu?»
    Es fiel mir nicht leicht, während ihrer Gardinenpredigt ruhig zu bleiben, doch die Vorstellung der kleinen, blassen Clarissa mit ihrem wutverzerrten Gesicht ließ mich nur zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorstoßen: «Zum Beispiel, dass ich deine beste Freundin bin? Dass ich Sully entlasten möchte, der demnächst einen Nervenzusammenbruch erleiden könnte, nur zum Beispiel? Oder vielleicht die Tatsache, dass du mich brauchst?»
    «Ich brauch dich nicht», sagte sie. «Mir geht’s prima.»
    «Richtig», höhnte ich. «Von deinen homöopathischen
Kügelchen!
Heute komme ich. Du wirst mich nicht davon abhalten.» Ich schwang die Beine aus dem Bett, doch im selben Moment wurde mir so schwindelig, dass ich mich gleich wieder hinlegen musste.
    Als

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