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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nahm eine Reihe von Umschlägen aus meiner Rocktasche und warf jedem den zu, der für ihn bestimmt war.
    Die Männer rissen die Umschläge rasch auf und blickten mit sehr verschiedenem Gesichtsausdruck auf die Beträge, die auf den einzelnen Zetteln standen.
    »Fats« Crown erhob sich schwerfällig. »Das alles halte ich für Blödsinn. Es gefällt mir nicht. Ich lasse mir von niemandem Vorschriften machen.« Bei diesen Worten blickte er zu Luigerro hinüber. Über die Fehde zwischen den beiden wußte jeder
    Bescheid.
    Ich wandte mich an ihn. »Sie können natürlich Ihre eigene Meinung haben. Vor jedem liegt ein Notizblock mit Bleistift. Schreiben Sie >ja< oder >nein< darauf und zeichnen Sie mit Ihrem Namen. Dann werden wir ja sehen, wie es weitergehen kann.«
    Die Männer schrieben und reichten mir die Zettel. Ich sah sie alle sorgfältig durch. Dann wandte ich mich direkt an Crown. »Sie haben als einziger >nein< geschrieben. Wollen Sie Ihre Meinung ändern?«
    Crown schüttelte den Kopf. »Es wird nicht klappen. Keiner wird... «
    Ich unterbrach ihn. »Wenn Sie es nicht anders wollen, so läßt sich das nicht ändern. Aber wir haben nicht die Absicht unterzugehen, nur weil Sie oder irgendein anderer Trottel nicht mitmachen will.« Fast sanft setzte ich hinzu: »Sie dürfen sich aus der Versammlung zurückziehen.«
    Crown blickte sich im Kreise um. »Ich gehe jetzt. Aber ich warne euch. Bleibt aus meinem Bezirk heraus, das sage ich euch!« Er stapfte zornig zur Tür und ging hinaus.
    Die anderen Männer blickten mich an. Es war sehr wichtig für sie, wie ich mit der Situation fertig wurde. Was ich jetzt unternahm, würde ihnen einen Hinweis auf meinen künftigen Kurs geben.
    Ich trat an die Wand, nahm den Hörer von einem Telefon und wählte. »>Fats< hat die Versammlung verlassen«, sagte ich ruhig in den Apparat und legte den Hörer auf. Dann kehrte ich an den Tisch zurück und setzte mich wieder. »Wir anderen machen das Geschäft«, sagte ich. »Nun, als erstes müssen wir unser Hauptquartier wählen. Ich kenne da ein Haus in Jersey City...«
    Die Polizei wollte einfach nicht glauben, daß »Fats« Crown durch ein Syndikat sämtlicher großer Spekulanten der Stadt umgelegt worden sei. Sie versuchte, diese Tat Tony Luigerro anzuhängen, aber das gelang nicht.
    Nach der Ermordung von »Fats« Crown herrschte Ruhe in der Stadt. Ich hatte genau das erreicht, was ich wollte. Die Bandenfehden hörten auf, und das Publikum wandte seine Aufmerksamkeit anderen Dingen zu. Der Druck der öffentlichen Meinung ließ nach, und die Idee, einen besonderen Staatsanwalt zu ernennen, wurde vorübergehend fallengelassen.
    Während dieser Zeit festigte ich mein Reich und baute es aus. Der Anfang war ein aus zwei Räumen bestehendes Büro in Jersey City. An der Tür stand: »Frank Kane, Unternehmungen.« Aber die Organisation wuchs. Von dem kleinen Büro erstreckten sich Fühler über das ganze Land, nach Chicago, St. Louis, San Francisco, New Orleans, nach Nord, Süd, Ost und West. Sie erfaßten alle Spielzentren. Das organisierte Glücksspiel wurde zu einem der größten und mächtigsten Konzerne im Land.
    Ende 1940 waren aus den zwei Büros fünfzig Räume geworden, die sich über vier Stockwerke erstreckten. Über zweihundert Leute waren dort beschäftigt:    Buchhalter,
    Sekretäre, Stenotypistinnen. Der von acht Telefonistinnen bediente Klappenschrank hatte eine direkte Leitung zu jedem Spielzentrum im Land. Es war ein Großunternehmen im amerikanischen Sinne.
    Es gab Abteilungsleiter, höhere und niedrigere Geschäftsführer, eine kostspielige, vollständige Rechtsabteilung, an deren Spitze einer der ersten Firmenanwälte des Landes stand. Auch eine Presseabteilung gab es, die von einem Mann aus einer der führenden Presseagenturen geleitet wurde. Diese Abteilung hatte die Aufgabe, das öffentliche Interesse an dem Spekulationsunternehmen wachzuhalten. Ich weiß, es klingt merkwürdig, ja fast verrückt, wenn man erklärt, daß ein so illegales Unternehmen sich für Publicity interessierte, aber das war notwendig. Diese Abteilung sorgte dafür, daß in den Zeitungen Geschichten erschienen über Spekulationserfolge, die
    Persönlichkeiten von öffentlichem Interesse auf Rennplätzen, bei Boxkämpfen und bei allen möglichen Spielen zu verzeichnen hatten. Sie verbreitete rührselige Geschichten über die Tränen, die die Buchmacher vergossen, wenn Soundso seine Wetten abschloß. Sie hatte kompetente Sportberichterstatter,

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