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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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verrückt, Liebster, nur auf eine wunderbare Weise von Sinnen. Das ist, weil ich so oft davon geträumt habe.« Sie wandte plötzlich den Kopf und sah mich ängstlich an, während ihre Finger meine Wange streichelten. »Vielleicht ist auch dies nur ein Traum. Vielleicht bist du verschwunden, wenn ich aufwache.«
    Ich ergriff ihre Hand und küßte sie auf die Handfläche. »Dies ist kein Traum«, sagte ich.
    Sie seufzte zufrieden und legte ihren Kopf wieder an meine Schulter. Das Gefühl von Frieden und Zufriedenheit durchströmte mich von neuem. Die Welt rückte in weite Ferne. Ich war wieder zu Hause.
    Es klopfte leise an die Tür. »Herein«, rief ich, ohne aufzustehen. Ein Kellner kam ins Zimmer und schob einen kleinen Teewagen zu uns hinüber.
    »Soll ich servieren, Sir?« fragte er höflich, während er die Servietten zurechtlegte und die Schüssel aufdeckte.
    Ich blickte Ruht an. Sie schüttelte leicht den Kopf. »Nein, danke«, sagte ich, gab ihm ein Trinkgeld und unterzeichnete die Rechnung. »Wir machen das selbst.«
    Mit einer Verbeugung verließ er das Zimmer. Ruth legte mir etwas Huhn auf den Teller, während ich den Champagner öffnete und eingoß. Dann begannen wir mit dem Essen. Ich war sehr hungrig und aß rasch.
    Ruth beobachtete mich. »Du hast dich wirklich nicht verändert. Immer noch schlingst du dein Essen hinunter. Ich kann mich noch gut erinnern, daß du das schon als Kind getan hast.«
    »Ich bin hungrig«, erklärte ich, während ich mir ein Hühnerbein nahm und es abnagte. »Ich habe nicht zu Abend gegessen.«
    Kurz darauf hatte ich mein Mahl beendet. Ich lehnte mich zurück, zündete mir eine Zigarette an und sah Ruth beim Essen zu. Als sie fertig war, bot ich ihr auch eine Zigarette an. Ich blickte mich im Zimmer um, und es kam mir plötzlich wie ein richtiges Zuhause vor. Bis dahin war es einfach ein Platz gewesen, wo ich meinen Hut aufhängte.
    Ich legte meinen Arm um Ruth und zog sie an mich. Mit der anderen Hand drückte ich meine Zigarette aus und drehte das kleine Radio neben der Couch an. Irgendeine Kapelle spielte gedämpfte Musik.
    Auch Ruth drückte ihre Zigarette aus und kuschelte sich bequem in meine Arme. Es klopfte - der Kellner erschien, um abzuräumen. Als er fort war, löschte ich die Deckenbeleuchtung und knipste die kleinen Lampen bei der Couch an. Dann setzte ich mich wieder zu ihr. Ihr Gesicht war bezaubernd in der matten, elfenbeinfarbenen Beleuchtung. Wir küßten uns leidenschaftlich.
    »Warum bist du im Krankenhaus vor mir weggelaufen, Frankie?« fragte sie.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Wenn ich dies geahnt hätte, wäre ich vielleicht nicht ausgerissen.«
    »Es muß dir damals ziemlich schlecht ergangen sein«, meinte sie.
    Ich antwortete nicht, ich wollte nicht mehr daran denken. Manches vergißt man besser.
    »Hast du jemals etwas von deinen Angehörigen gehört?« fragte sie.
    »Nein. Ich habe sie nie ausfindig gemacht.«
    »Das ist traurig. Ich weiß, wie ihnen zumute sein muß. Ich hatte auch schon fast die Hoffnung aufgegeben, daß ich dich je wiedersehen würde.«
    »Wäre das so schlimm gewesen?« fragte ich lächelnd.
    Sie wandte den Kopf und blickte mir in die Augen. »Wie schlimm, das kannst du dir nicht vorstellen. Ich hätte vielleicht ewig gewartet und wäre dabei eine alte Jungfer geworden.«
    Ich lächelte. »Du nicht! Es muß doch andere Männer in deinem Leben gegeben haben.«
    Sie nickte. »Aber sie waren nicht du, und du bist es gewesen, nach dem ich mich sehnte.«
    »Ich wette, das sagst du allen Männern.«
    Sie lachte, aber ihre Augen blieben ernst. »Natürlich. Das gehört doch dazu.« »Sag mir noch mehr solche Dinge, mein Herz. Das hör' ich gern.«
    »Das ist doch nicht dein Ernst.« Ein bekümmerter Ausdruck erschien in ihrem Gesicht.
    »Doch, mein Herz. Das ist mein voller Ernst. Ich liebe Schmeicheleien. Ich kann nie genug davon bekommen.«
    Sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter, und wir schwiegen eine Weile. Dann blickte sie wieder zu mir auf. »Frankie, ich mache mir Sorgen. Ich habe Angst, dich wieder zu verlieren.«
    »Schlag dir den Gedanken aus dem Kopf, Baby«, sagte ich. »Du kannst mich nicht verlieren, und wenn du dir die größte Mühe gäbst.«
    »So meine ich es auch nicht.« Wieder hatte sie diesen sorgenvollen Ausdruck. »Ich dachte an etwas ganz anderes. Jerry - und überhaupt alle sind bloß darauf aus, dich zu fassen.«
    Ich lachte zuversichtlich. »Sie werden mich schon nicht kriegen. Sie können mir

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