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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sofort zu mir kommen?« Ich wollte versuchen, ihn über Luigerro auszuholen. Er mußte etwas darüber wissen.
    »Nein, Mr. Kane, das kann ich nicht«, erwiderte er. »Gestern abend habe ich meinen Dienst bei Ihnen quittiert.«
    Ich sagte nichts mehr, sondern legte den Hörer auf die Gabel.
    Dann drehte ich meinen Stuhl herum und blickte aus dem Fenster, während ich etwas überlegte. Schließlich wandte ich mich wieder meinem Schreibtisch zu. Ich rief Joe Price an und bat ihn, sofort in mein Büro zu kommen.
    Price trat ein - ein dünner Mann mit sandfarbenem Haar und einem schmächtigen blonden Schnurrbart, der sich unter einer ziemlich eindrucksvollen Nase zu behaupten versuchte. Ich lud ihn mit einer Handbewegung zum Sitzen ein.
    »Was halten Sie von der Idee, eine neue Gesellschaft zu gründen, die sich mit dem legitimen Teil dieses Unternehmens befaßt?« fragte ich ihne ohne Umschweife.
    Er war nicht auf den Kopf gefallen und blickte mich über den Tisch hinweg forschend an. Er konnte sehen, was sich in meinem Kopf abspielte, und wußte, was die Glocke geschlagen hatte. Aber er war mir verpflichtet, und das wußte er. »Keine üble Idee«, meinte er, und ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Züge.
    »Nicht wahr?« Ich lächelte ebenfalls.
    »Ja, aber was wollen Sie mit dem Rest der Organisation anfangen?«
    »Das wird die Zeit für mich entscheiden.« Ich zuckte die Achseln. »In diesem Geschäft weiß man nie, was im nächsten Moment passiert.« Wenn die Regierung mir zu dicht auf die Pelle rückte, wollte ich in der Lage sein, rasch auszusteigen -aber ich wollte es nicht tun, wenn es nicht unbedingt erforderlich war.
    »Aber was ist mit dem Geld, das die anderen in diesen Teil des Unternehmens gesteckt haben?« fragte er.
    »Hören Sie«, sagte ich und schlug die Beine übereinander. »Die anderen wissen jetzt nichts davon. Warum sollen sie je etwas davon erfahren?« Ich zündete mir eine Zigarette an. »Die legen wir rein.«
    Er schwieg. Ich beobachtete ihn, wie er überlegte. Ich wußte, was er tun würde - nämlich das, was ich ihm vorschlug. Denn er war sich darüber klar, wo für ihn was zu holen war. Schließlich fragte ich: »Können Sie die Sache deichseln?«
    »Vielleicht«, sagte er. »Aber es wird unter Umständen eine halbe Million kosten.«
    »Kleinigkeit!« Ich grinste über das ganze Gesicht. »Jetzt ist die Zeit, wo man schon ein paar Verluste in Kauf nehmen muß. Man läßt das Unternehmen in New York hochgehen. Brauchen wir noch eine bessere Entschuldigung?«
    Er dachte noch eine Weile nach. Dann stand er auf und reichte mir die Hand. »Ich mache es.«
    Ich drückte ihm die Hand und sagte: »Das habe ich gewußt. Und es wird nicht Ihr Schaden sein.«
    Er ging hinaus.
    Die Schwierigkeiten waren damit aber für diesen Tag noch nicht zu Ende. Am Spätnachmittag erhielt ich die Nachricht, daß »Big Black« und »Slips« Madigan auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft festgenommen waren, und zwar aufgrund eines Vergehens beim Zahlenlotto. Das Zahlenlotto gehörte zu den Dingen, mit denen ich mich nicht befaßte. Nicht, weil mich ein Geschäft mit kleinen Einsätzen nicht interessierte, sondern weil es zu schwierig war, sich auf dem laufenden zu halten. Es war das einzige Geschäft, das sie selbständig betrieben.
    Der Plan zeichnete sich deutlich ab. Wenn man die Finger abschlägt, wird die Hand unbrauchbar. Und das taten sie - und zwar einen Finger nach dem anderen, damit es ordentlich weh tat. Inzwischen gab der Bürgermeister der Polizei Anweisung, die Buchmacher von den Straßenecken zu vertreiben. Das Telefon läutete den ganzen Tag bei uns. Unsere Kontaktleute flehten um Hilfe.
    Carson war mehr in Anspruch genommen als ein einarmiger Buchmacher mit zwei Telefonen. Als der Tag schließlich zu
    Ende ging, war er völlig fertig. Gegen sechs Uhr ließ ich ihn in mein Büro kommen. Trotz des kalten Wetters standen ihm dicke Schweißtropfen auf der Stirn.
    Ich bot ihm einen Stuhl an und gab ihm einen Drink. Wenn je ein Mann einen gebraucht hatte, so war er es jetzt. Ich grinste. »Ich habe gehört, das war für Sie heute ein ziemlich anstrengender Tag.«
    Er trank hastig einen Schluck und starrte mich dann mit offenem Munde an. Schließlich fand er die Sprache wieder. »Was, zum Teufel, ist denn mit Ihnen los? Sind Sie verrückt? Sie sitzen auf einem Vulkan, der jeden Augenblick ausbrechen kann, und grinsen!«
    Ich grinste immer noch. »Ruhig Blut, Alex«, sagte ich besänftigend. »So

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