Die Moralisten
nichts anhaben, auch wenn sie sich noch soviel Mühe geben. Alles läuft bei mir korrekt und im Rahmen der Gesetze.«
Sie rückte ein wenig zur Seite. »Es stimmt aber, was man über dich redet, nicht wahr?«
Ich zuckte die Achseln. »Du kennst doch die Menschen. Sie schwatzen gern, nur um sich reden zu hören.«
»Aber es ist nicht nur leeres Gerede, nicht wahr? Du leitest tatsächlich diese Spielorganisation, ja?« Sie ließ nicht locker.
»Und wenn schon«, erwiderte ich. »Irgendeiner muß es ja machen.«
Sie ergriff meine Hand und blickte mir ernst in die Augen.
»Du mußt damit Schluß machen.«
Es war komisch. Ich mußte richtig lachen. Eine ganze Reihe von Leuten schien in letzter Zeit dieselbe Idee zu haben.
»Es ist mein Ernst, Frankie«, sagte sie, während sie immer noch meine Hand hielt. »Wenn du damit nicht Schluß machst, landest du im Gefängnis, oder man findet dich, von Kugeln durchlöchert, in irgendeiner dunklen Straße.«
»Das glaube ich nicht, Baby«, sagte ich. »Die Polizei kann mir nichts anhängen, und die meisten dieser Affen in der Stadt haben nicht den Schneid, etwas gegen mich zu unternehmen, weil sie ganz genau wissen, daß es schiefgehen würde.«
»Mit der Zeit werden sie es doch schaffen.« Ihr Kinn schob sich eigensinnig vor.
Ich lächelte. »Zerbrich dir nicht den Kopf darüber. Ich mache mir keine Sorgen, und ich will nicht, daß du dir welche machst.«
»Ich möchte aber nicht, daß es so weit kommt«, sagte sie ruhig. »Es wäre schrecklich, wenn ich eines Morgens aufwachte und du säßest im Gefängnis.«
»Ich werde morgen früh hier sein«, sagte ich.
»Und alle die anderen Morgen, die noch kommen?« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Kannst du es nicht verstehen, Frankie? Wir könnten niemals heiraten, wenn wir nicht sicher wären, daß wir zusammenblieben - wenn ich nicht die Gewißheit hätte, daß dir keine Gefahr droht. Ohne das könnten wir nie glücklich sein.«
Ich hörte ihr erstaunt zu. Wer hatte denn etwas von Heirat gesagt? Aber je länger ich sie anschaute, desto besser gefiel mir die Idee. Es wäre schön, immer zu ihr nach Hause zu kommen. Ich mußte im stillen lachen. Mich hat's ja mächtig erwischt, dachte ich, und so schnell!
»Warum nicht?« fragte ich. »Was hat meine Arbeit mit unserer Heirat zu tun? Ich verdiene einen Haufen Geld. Sonst könnten wir überhaupt nicht heiraten. Das ist eine törichte Einstellung.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, es ist nicht töricht. Du hast die fixe Idee, daß man mit Geld alles erreichen kann. Aber man kann nicht! Du kannst dir Stolz und Achtung damit nicht erkaufen. Das ist eine Sache der Persönlichkeit und nicht des Geldes.«
»Ich schäme mich meiner Tätigkeit nicht.« Ich fing an, wütend zu werden. »Lange genug habe ich mich mit lausigen kleinen Dingen abgeplagt und bin fast dabei verhungert. Es hat mir gereicht, und ich möchte es nicht noch einmal durchmachen. Und du brauchst dich meiner auch nicht zu schämen. Ich habe verdammt schwer arbeiten müssen, um diese Organisation auf die Beine zu stellen, und ich werde sie nicht fallenlassen, nur weil ein paar blöde Sittenprediger behaupten, ich verpeste die Luft.«
»Du verstehst überhaupt nicht, was ich dir klarzumachen versuche, wie?« Sie saß sehr still, fast starr.
»Nein, ich verstehe es wirklich nicht.«
Ihre Augen bekamen einen harten Ausdruck, und wie früher schob sie ihr Kinn eigensinnig vor. »Ich hatte es auch kaum erwartet«, sagte sie kühl. »Ich sehe ein, daß es keinen Zweck hat, bei dir Verständnis dafür zu erwarten.« Sie stand auf und holte sich ihren Mantel vom Stuhl.
Ich beobachtete sie. »Was hast du vor?« fragte ich.
»Ich gehe nach Hause.« Ihre Schultern fielen herab, und müde Linien erschienen um ihren Mund. »Ich bin wohl einem Traum nachgejagt.«
Jetzt wurde ich wütend. »Ach nein«, sagte ich spöttisch. »Und wenn ich nach deiner Pfeife tanzte, was käme für mich dabei heraus?«
Sie hob den Kopf, ihre Schultern strafften sich, und ihre Augen blitzten. »Das will ich dir sagen, falls du es noch nicht wissen solltest.
Du hast jetzt eine Chance, heimzukehren und ein menschliches Wesen zu werden. Eine Chance, dich der Gesellschaft anzuschließen und unter Menschen zu leben. Eine Chance, den Kopf hochzuhalten und der Menschheit anzugehören, anstatt sie zu bekämpfen. Eine Chance, aus dem Dschungel herauszukommen und nicht mehr zu fauchen, zu kratzen und dich in einen irrsinnigen Haß gegen
Weitere Kostenlose Bücher